Sicherheitsexperten berichtenPutin nach Putschversuch „wie gelähmt“ – Verwirrung und Entsetzen im Kreml

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Der russische Präsident Wladimir Putin sitzt während einer Besprechung an einem langen Tisch im Kreml.

Der russische Präsident Wladimir Putin soll auf den Putschversuch von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin „wie gelähmt“ reagiert haben. Medienberichten zufolge soll er in seine Datsche nordwestlich von Moskau geflohen sein.

Der russische Präsident soll nicht in der Lage gewesen sein, auf den Putschversuch von Jewgeni Prigoschin zu reagieren. Stattdessen habe er sich versteckt.

Russlands Präsident Wladimir Putin soll nach dem Putschversuch Jewgeni Prigoschins offenbar nicht in der Lage gewesen sein, schnelle Entscheidungen zu treffen. Der Kreml-Chef habe „wie gelähmt“ agiert und „geschwächt“ gewirkt, erklären mehrere europäische Sicherheitsexperten. Sein Verhalten habe im Kreml „Verwirrung und Entsetzen“ ausgelöst.

Zunächst hatte die „Washington Post“ darüber berichtet. Wladimir Putin habe zwei bis drei Tage vorher vom russischen Geheimdienst FSB von den Plänen des Wagner-Chefs erfahren, allerdings kaum spürbar gehandelt. Im Kreml sei die Präsidentengarde personell aufgestockt worden, außerdem seien an Mitarbeiter mehr Waffen verteilt worden. Putin habe verblüffenderweise keine weiteren Anstrengungen gegen den Putschversuch unternommen.

Wladimir Putin nach Putschversuch „wie gelähmt“ – Sicherheitsexperten nennen neue Details

Putin hatte genügend Zeit, die Hintermänner des Putsches zu liquidieren oder zu verhaften. Aber als der Putsch sich entwickelte, waren alle wie gelähmt. Es herrschte Entsetzen und Verwirrung im Kreml. Niemand wusste, wie er reagieren sollte“, erklärte ein europäischer Sicherheitsbeamter gegenüber der „Washington Post“.

Ein russischer Diplomat bestätigte die Unklarheiten in der russischen Führungsebene: „Es herrschte ein Durcheinander. Man kann darüber diskutieren, wie schwerwiegend das war, aber es gab Uneinigkeit darüber, wie man reagieren sollte.“ Im Hintergrund hätten sich bereits einige führende Mitglieder der Geheimdienste und des Militärs bereitgehalten, falls Prigoschin mit seinem Putschversuch Erfolg gehabt hätte. „Sie hätten seinen Putsch unterstützt“, erklärt ein weiterer Sicherheitsbeamter.

Wagner-Putschversuch: Wladimir Putin soll aus Moskau mit Regierungsflieger geflohen sein

Wladimir Putin hatte in einer eilig anberaumten Fernsehansprache die Putschisten um Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin als „Verräter“ verurteilt. Anschließend soll er mehreren Berichten zufolge aus dem Kreml geflohen sein. Putins Regierungsflugzeug wurde am Morgen des 24. Juni auf dem Radar gesichtet, es soll ihn zu einem Anwesen nordwestlich von Moskau gebracht haben.

Der russische Oppositionelle Gennadi Gudkow erklärte: „Putin hat gezeigt, dass er nicht dazu in der Lage ist, ernste, wichtige und vor allem schnelle Entscheidungen in kritischen Lagen zu treffen. Er hat sich einfach versteckt.“ Die Bevölkerung habe das vielleicht nicht wirklich mitbekommen, aber Putins engster Kreis sei sich dessen bewusst. „Er ist nicht mehr derjenige, der ihre Sicherheit garantiert und der das System aufrechterhalten kann“, so Gudkow weiter.

Putschversuch von Jewgeni Prigoschin: Reaktion von Wladimir Putin überrascht

Die Söldnergruppe Wagner um Jewgeni Prigoschin hatte am 24. Juni überraschend mehrere militärische Einrichtungen in Russland besetzt und war über die Autobahn M4 in Richtung Moskau marschiert. Prigoschin beendete seinen Putschversuch wenige Hundert Kilometer vor Moskau überraschend, um „Blutvergießen zu vermeiden“.

International hatte Putins Reaktion auf den Putschversuch viel Beachtung erhalten. Der russische Präsident, bekannt für seine harten Strafen gegen seine Gegner, ließ Prigoschin nach Belarus ausreisen. Seinen Söldnern bot er an, in die russische Armee einzutreten. Ein Haftbefehl gegen Prigoschin wurde kurz nach Ende des Putschversuchs aufgehoben. (shh)

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