Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Fragen aus dem ArbeitsrechtKann man zum Überstundenabbau gezwungen werden?

Lesezeit 2 Minuten
Viele Überstunden gesammelt? Ist nichts anderes geregelt, müssen Beschäftigte sie unter Umständen dann abbummeln, wann der Arbeitgeber es verlangt

Viele Überstunden gesammelt? Ist nichts anderes geregelt, müssen Beschäftigte sie unter Umständen dann abbummeln, wann der Arbeitgeber es verlangt

Überstunden ansammeln und sie dann gezielt wieder abbummeln, um etwa einen Urlaub zu verlängern? Beschäftigte, die so planen, sollten wissen: Der Arbeitgeber hat hier ein Wörtchen mitzureden.

Die Deadline für das laufende Projekt drängt, die Arbeit will mal wieder kein Ende nehmen: Da kann es schnell passieren, dass sich einige Überstunden ansammeln. Aber wer entscheidet, wann man die gesammelten Stunden wieder abbauen darf oder muss? 

Das kann in der Praxis zwar ganz unterschiedlich gehandhabt werden, wie Kathrin Schulze Zumkley, Fachanwältin für Arbeitsrecht in Gütersloh, erklärt. Grundsätzlich gilt aber: Der Arbeitgeber kann Beschäftigte einseitig zum Abbau von Überstunden verpflichten, wenn keine anderweitigen Regelungen greifen. Gibt es keine weitere Vereinbarung, kann der Arbeitgeber sogar jederzeit Freizeitausgleich anordnen - auch kurzfristig.

Eine Möglichkeit für den Freizeitausgleich besteht zum Beispiel in der Anpassung der Arbeitszeit. Hat ein Arbeitnehmer etwa an einem Tag zehn statt acht Stunden gearbeitet, kann der Arbeitgeber anordnen, dass der betroffene Beschäftigte am nächsten Tag nur sechs Stunden arbeiten soll. Dadurch wird der reguläre Wochenschnitt wieder erreicht und die Überstunden ausgeglichen.

Wann Überstunden verpflichtend sind

Insbesondere in Arbeitsverhältnissen mit Gleitzeit oder einem Arbeitszeitkonto liegt die Entscheidung aber oft auch beim Arbeitnehmer. Beschäftigte können dann etwa Beginn oder Ende der Arbeitszeit ihres Arbeitstags anpassen.

Generell gilt aber, was im Arbeitsvertrag steht. Dort kann festgelegt sein, wie mit Überstunden umzugehen ist. Als Überstunden werden alle Arbeitsstunden bezeichnet, die über das hinausgehen, was im Arbeitsvertrag vereinbart worden ist. Überstunden muss der Arbeitgeber theoretisch extra vergüten - oder er gibt dem Arbeitnehmer für die zusätzlichen Stunden frei.

Unter Umständen darf der Arbeitgeber auch gar keine Überstunden verlangen. Sofern es keine expliziten Regelungen im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung gibt, sind Beschäftigte nur verpflichtet, solche Arbeitszeiten abzuleisten, die vertraglich vereinbart sind. Lediglich in Ausnahmefällen, etwa Notsituationen, können Beschäftigte einer Anordnung von Überstunden kaum entziehen.

Zur Person: Kathrin Schulze Zumkley ist Fachanwältin für Arbeitsrecht, Mitglied im Geschäftsführenden Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV) und Dozentin der Deutschen Anwalt Akademie sowie der Rechtsanwaltskammer Hamm. (dpa)