Seit seiner Wiedergeburt als faltbares Android-Smartphone wird die legendäre Motorola Razr-Reihe jedes Jahr besser und besser. Das neue Motorola Razr 60 Ultra setzt diese Tradition fort.
Angeschaut und ausprobiertKlapp-König: Das Moto Razr 60 Ultra im Test

Nie wieder Fingerabdrücke: Die Rückseite des Razr 60 Ultra besteht bei der Modellvariante „Mountain Trail“ tatsächlich aus Holz.
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Mit einem Klapp-Smartphone wie dem Razr 60 Ultra von Motorola fällt es leicht, sich vom optischen Mobiltelefon-Einerlei abzusetzen. Nicht nur der Klappmechanismus ist ein Hingucker, sondern auch das Material auf der Rückseite. Zur Auswahl stehen dunkelgrüner Alcantara-Stoff, weinrotes Kunstleder, ein satinähnlicher, weicher Kunststoff in Pink und eine Rückseite aus FSC-zertifiziertem Holz.
Die Holz-Modellvariante heißt Mountain Trail, und es ist die Variante, die wir einem mehrwöchigen Praxistest unterzogen haben. Die Holz-Oberfläche fühlt sich griffig und edel an, hebt das Gerät aus der Glas-Metall-Einheitsmasse gängiger Smartphones hervor.
Flip-Smartphones sind längst keine Sensibelchen mehr...
Motorola war 2019 der erste große Hersteller, der ein Flip-Smartphone mit flexiblem Display auf den Markt brachte – noch vor Samsung Galaxy Z Flip. Die Neuinterpretation des legendären Motorola Razr V3 mit moderner Smartphone-Technik und flexiblem OLED-Display erwies sich allerdings - wie die frühen Samsung-Klapp-Smartphones - als ein Sensibelchen. Anwender berichteten enttäuscht von Displayproblemen, eindringenden Staubkörnen oder schwachen Scharnieren.
Dieses Thema kann man mittlerweile abhaken. Nach Angaben von Motorola ist das neue Razr-Scharnier für bis zu 800.000 Faltvorgänge getestet worden – ein enormer Wert. Und selbst wenn Laborwerte nicht 1:1 auf den Alltag übertragbar sind: Der Faltmechanismus macht einen sehr robusten Eindruck. In unserem Praxistest gab es keine Auffälligkeiten.
... aber am Strand ist weiter Vorsicht geboten
Mit einer IP48-Zertifizierung ist das Razr 60 Ultra gegen Wasser geschützt. Das neue Klapp-Smartphone ist jedoch nicht vollständig staubdicht. Die Norm besagt, dass Partikel größer als ein Millimeter nicht ins Gehäuse eindringen können, feiner Staub könnte aber theoretisch doch ins Innere gelangen. In der Praxis sollte man deshalb auch das neue Razr vor Sand und Staub besser fernhalten. Am Strand ist weiterhin Vorsicht geboten.
Im Inneren setzt Motorola auch auf Spitzentechnik: Der Snapdragon 8s Gen 3 („Elite“) ist der derzeit schnellste Mobilprozessor, den man von Qualcomm bekommen kann. 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher sind üppig, die 512 GB Festspeicher ebenfalls großzügig bemessen. Auch bei den drahtlosen Schnittstellen ist alles up to date: Wi-Fi 7, Bluetooth 5.4, NFC und 5G sind an Bord. Der gut dimensionierte Akku sorgt locker für einen Tag Laufzeit.
Nachrichten tippen auf dem Außendisplay
Das äußere Display ist mit vier Zoll so groß geraten, dass Kamera und Blitz hier leicht Platz finden. In der Praxis überzeugt die Software, die das Außendisplay optimal ansteuert. Man bekommt nicht nur Uhrzeit, Datum, Wetter und Akkustand auf einen Blick angezeigt. Auch die Nachrichten erscheinen hier.
Und mit einer brauchbaren Bildschirmtastatur kann man auch schnell darauf antworten, ohne das Razr aufklappen zu müssen. Das Motorola-Gerät ermöglicht es außerdem, quasi jede App auf dem Außendisplay erscheinen zu lassen. Das ist beim Schnellzugriffe auf Apps wie Signal, Google Maps sehr praktisch. Auch die KI-Anwendungen Moto AI und Google Gemini können hier Platz finden.
Superlanges Display mit beeindruckenden technischen Daten
Aufgeklappt hat man ein langes und schlankes Sieben-Zoll Display in der Hand. Mit seinen dünnen Displayrändern und einem Seitenverhältnis von 22:9 ist es nicht nur riesig lang, sondern auch noch breit genug, um bequem auf der Tastatur tippen zu können.
Die technischen Daten des Displays: Super-HD-Auflösung von 2992 mal 1224 Pixeln (464 ppi), eine Helligkeit von bis zu 4500 Nit und eine hohe Bildwiederholrate von bis zu 165 Hz, die dafür sorgt, dass auch bei aufwendigen Games nichts ruckelt.
Den Falz kann man fühlen und sehen - er stört aber nicht
Den Falz in der Mitte nimmt man im Alltag kaum noch wahr. Man kann ihn zwar noch fühlen und sehen, vor allem, wenn man schräg auf das Display schaut. In der Praxis stört er aber nicht.
Kleine Abstriche muss man bei den Kameras machen. Zunächst das Positive: Die Hauptkamera liefert schöne scharfe Bilder mit ausgewogenen Farben. Motive im Gegenlicht werden durch die Belichtungsautomatik einen Hauch zu dunkel abgelichtet, was man aber manuell korrigieren kann.
Kamera-Abstriche nur bei Selfiecam und Nachtaufnahmen
Für Selfies sollte man nicht die innen verbaute Selfiekamera verwenden, sondern die besseren Hauptkameras auf der Rückseite - was durch den Flip-Formfaktor des Razr einfach möglich ist.
Im Praxistest konnte der Nachtaufnahmemodus des Razr 60 Ultra nicht vollständig überzeugen. Zwar produziert das Smartphone auch bei sehr schwacher Beleuchtung durchaus brauchbare Bilder. Der Konkurrenz von Google oder Samsung gelingt es jedoch, in den dunklen Bereichen mehr Details zu zeigen.
Starker Akku, schwacher Update-Fahrplan
In unserem Test hinterließ das Razr 60 Ultra trotz kleinerer Einschränkungen insgesamt einen hervorragenden Eindruck. Das neue Klapp-Razr ist mit einem größeren 4700-mAh-Akku ausgestattet, eine deutliche Steigerung gegenüber den 4000 mAh des Vorgängermodells - und auch größer als der Akku im konkurrierenden Samsung Galaxy Z Flip 6.
Dies sorgt für eine beeindruckende Akkulaufzeit. Wir mussten in unserem Test nur jeden zweiten Tag wieder aufladen. Das Laden mit einem kabelgebundenen Netzteil (68W) geht blitzschnell und die Bühne. Und die kabellose Stromaufnahme geht mit bis zu 30 Watt auch flott vonstatten. So weit - so gut.
Leider bietet Motorola wie bei den Vorgängermodellen einen vergleichsweise kurzen Software-Support an. Für den Oberklassepreis sind aktuell drei weitere Android-Versionen und vier Jahre Sicherheitsupdates zu kurz - zumal Google und Samsung ihre Geräte bis zu sieben Jahre lang aktuell halten.
Fazit: Top-Leistung, aber teuer
Obwohl das Razr 60 Ultra so klein und dünn ist, ist es technisch leistungsstärker ausgestattet als die meisten Smartphones. Im Test überzeugen die hellen Displays und die Software zu Ansteuerung des kleineren Außenbildschirms. Um die Robustheit des Klappmechanismus muss man sich keine Gedanken mehr machen. Das Razr 60 Ultra setzt sich damit an die Spitze der Klapp-Smartphones.
Motorola ruft für das Razr 60 Ultra eine Preisempfehlung von knapp 1.300 Euro auf. Auf dem Markt hat sich dieser Preis aber nicht gehalten. Vergleichsportale listen Händler, die das Klapp-Razr schon für 1.050 Euro im Angebot haben. (dpa)