Prokrastination hat einen schlechten Ruf: Wer Aufgaben und Projekte aber nicht vor sich her schiebt, sondern den Beginn bewusst ein wenig verlagert, kann sogar effektiver arbeiten, sagt eine Expertin.
Konstruktives ProkrastinierenNicht faul, sondern schlau: 5 Gründe fürs Aufschieben

Kein Mangel an Selbstdisziplin: Bewusste Prokrastination kann die Produktivität sogar fördern.
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Prokrastination – das bewusste Aufschieben von Dingen – gilt oft als Zeichen von Faulheit oder mangelnder Selbstdisziplin. Doch wer etwa eine Aufgabe im Job nicht sofort angeht, kann vom Aufschieben sogar profitieren – vorausgesetzt, es passiert bewusst und kontrolliert.
„Konstruktives Prokrastinieren“ nennt es die Autorin Tracy Browers. Die promovierte Soziologin hat mehrere Bücher zum Thema Arbeits- und Lebenszufriedenheit geschrieben und erklärt im US-Businessmagazin „Fast Company“, wozu Aufschieben gut sein kann:
1. Zeit zum Denken nehmen
Wer nicht sofort anfängt, kann das Problem von mehreren Seiten betrachten, Lösungen prüfen und schon mal überlegen, wie die Ergebnisse aussehen und präsentiert werden sollten. Diese Ideen sollte man weiter schärfen - und dann loslegen, rät Browers.
2. Kleinkram erledigen
Erst mal was anderes machen - natürlich nicht am Handy scrollen oder Serien gucken: Wer aufschiebt und kleinere Aufgaben erledigt – etwa einen kurzen Anruf oder eine schnelle Mail, prokrastiniert sinnvoll, denn das schafft mentale Klarheit für das eigentlich Wichtige.
3. Positive Dringlichkeit erzeugen
Das Gefühl von Zeitdruck kann helfen, sich zu fokussieren und effizient zu arbeiten - Aufgaben, die wir als „wichtig und dringend“ empfinden, motivieren besonders stark, der „positive Druck“ durchs Prokrastinieren sorgt dafür, dass wir Dinge geregelt bekommen.
4. Input holen
Ein langsamer Angang kann auch bedeuten, zunächst mehr Informationen zu sammeln oder Experten zu fragen. „Nehmen Sie sich Zeit zum Recherchieren, Lernen und erweitern Sie Ihren Blickwinkel“, rät Browers - denn das kann unsere Ergebnisse eigentlich nur verbessern.
5. Raum für Inspiration schaffen
Wenn man ein Projekt vor sich hat und der Funke einfach nicht überspringt, kann es helfen, eine Weile Abstand zu nehmen, um sich anderweitig inspirieren zu lassen. Musik hören, etwas machen, woran man Freude hat, mit den Kindern spielen zum Beispiel. Oder an die frische Luft gehen - Browers verweist auf eine Studie, nach der sich ein Spaziergang positiv sowohl auf die Anzahl als auch die Originalität von Ideen auswirken kann.
Klingt gut, oder? Bei allem, was fürs Aufschieben spricht, sollte man allerdings nicht vergessen: Erledigt werden muss die Aufgabe immer noch ... (dpa)