Empfehlungen der RedaktionDas sind die besten Kinder- und Jugendbücher in 2023

Lesezeit 39 Minuten
Symbolbild: Mädchen liest ein Buch vor weihnachtlicher Beleuchtung

Es ist höchste Zeit für schöne Advents- und Weihnachtsbücher!

Lesen Sie hier nach, welche Bücher die Redaktion von Januar bis Dezember 2023 für Kinder und Jugendliche empfohlen hat.

„Pippi Langstrumpf“, „Harry Potter“, „Die Schule der magischen Tiere“, „Woodwalkers“, „Tschick“, „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“. Wir könnten diese Liste der sehr erfolgreichen Kinder- und Jugendbücher noch lange weiterführen. Und dann hätten hier noch längst nicht alle tollen Geschichten einen Platz gefunden. Denn jährlich erscheinen um die 8000 bis 9000 Bücher für junge Leserinnen und Leser. Logischerweise kann nicht jedes von denen ein Bestseller werden – aber einige Bücher sind es trotzdem wert, gelesen zu werden. Weil sie eine tolle Geschichte erzählen, weil sie eine besondere Struktur haben oder man sie nicht aus den Händen legen kann.

Wir stellen Ihnen an dieser Stelle jeden Monat zwei aktuelle Bücher aus den Bereichen Bilder-, Kinder- und Jugendbuch vor. Mal ist es das Werk eines bekannten Autors oder Autorin, mal der erste Band einer vielversprechenden Reihe, mal ein Buch, das uns als Rezensentinnen besonders anspricht. In jedem Fall besprechen wir Bücher, die wir Ihnen und Ihren Kindern ans Herz legen wollen. Viel Spaß beim Schmökern.

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Dezember 2023

Erhard Dietl, Andrea Stegmaier: „Warum Weihnachtswunder manchmal ganz klein sind“, Oetinger, 32 Seiten, 15 Euro, E-Book: 9,99 Euro, ab 4 Jahren

Wer an New York in der Weihnachtszeit denkt, hat dank diverser Filmszenen auf jeden Fall ihn hier vor Augen: einen riesigen Tannenbaum, der vor dem Rockefeller Center steht. Vor drei Jahren erlangte der bekannteste Weihnachtsbaum der Welt gleich noch mehr Berühmtheit. In seinen Ästen wurde nämlich eine kleine Eule gefunden, die aus einem 280 Kilometer entfernten Wald mit bis in die Metropole gereist war.

Auf dieser Begebenheit beruht nun Erhard Dietls neues Bilderbuch, das zauberhaft von Andrea Stegmaier illustriert wurde. „Warum Weihnachtswunder manchmal ganz klein sind“, heißt es und ist eine wunderbar besinnliche, kleine Geschichte. Im Fokus steht ein kleiner Waldkauz, der in einer Tanne an einem idyllisch verschneiten Weiher lebt. Eines Tages wird jene Tanne von Waldarbeitern gefällt, in eine große Stadt gebracht und dort auf dem Weihnachtsmarkt aufgestellt – natürlich mit dem Waldkauz im Schlepptau.

Die jungen Leserinnen und Leser erfahren, wie verängstigt, verfroren und halb verhungert der kleine Vogel ist und in fast jeder Illustration entdecken sie ihn, wie er furchtsam zwischen den Zweigen hervorlugt. Glücklicherweise findet ein Waldarbeiter den kleinen Kauz und nimmt ihn mit nach Hause zu seiner Tochter Emilia, die sich gut mit Tieren auskennt. Emilia gibt der kleinen Eule Wasser und päppelt sie auf. Am nächsten Tag bringen Vater und Tochter den Kauz zurück zu seinem idyllischen Weiher. Ganz oben auf einer anderen Tanne entdecken wir ihn in der letzten Illustration – und nun sieht er wieder sehr zufrieden aus.

Ähnlich erging es übrigens auch der kleinen Eule in New York, die passenderweise auf den Namen Rockefeller getauft wurde: Sie wurde in einem Wildpark aufgepäppelt und in die Freiheit entlassen. Wie schön, dass es Weihnachtswunder auch in echt gibt!

Annette Moser: „Unser Weihnachtswunderhaus“, Carlsen, 160 Seiten, 10 Euro, E-Book: 6,99 Euro, ab 8 Jahren

Eigentlich soll Pia dieses Weihnachtsfest am Pool unter Palmen in Dubai verbringen. Schon wieder! Jedes Jahr fliegt sie nämlich mit ihrer Mutter an einen anderen Ort und trifft dort den Vater. Der ist Pilot und jettet durch die Weltgeschichte. Doch dieses Jahr überzeugt Pia ihre Mutter davon, zu Hause zu bleiben, denn sie will endlich mal ein richtiges Weihnachtfest in Deutschland verbringen. Mit Tannenbaum, Bescherung, Krippenspiel – und natürlich jeder Menge Schnee. Damit der auch wirklich vom Himmel rieselt, steht er ganz oben auf ihrem Wunschzettel. Seit Oktober wünscht Pia sich mehrmals täglich weiße Weihnachten. Ohne Erfolg. Am Morgen des 24. Dezember ist das Wetter wie es immer ist: Regnerisch, kalt und usselig. Und laut Wettervorhersage ist kein Schnee in Sicht.

Doch dann fallen plötzlich die ersten Flocken vom Himmel. Pia ist selig. Bis die sanften Flöckchen sich in einen Schneesturm verwandeln, der Strom ausfällt und Pia mit ihrer Mutter und allen anderen Familien im Mehrfamilienhaus festsitzt. Und als sie erfährt, dass wegen ihres Wunsches die nette Frau Weber aus dem ersten Stock nicht zur Familie fahren kann und Wissings von nebenan sich nur noch streiten, bekommt Pia ein schlechtes Gewissen: So hatte sie sich das doch nicht vorgestellt! Pia will ihren Wunsch rückgängig machen und bekommt dabei unerwartete Hilfe vom besserwisserischen Freddi von nebenan. Nach und nach schließen sich auch noch die anderen beiden Kinder aus dem Haus an und gemeinsam entwickeln die vier einen Plan, wie sich das Weihnachtsfest vielleicht doch noch retten lässt…

„Unser Weihnachtwunderhaus“ ist eine ganz fabelhafte Geschichte für die Adventszeit – die sich sowohl zum Vorlesen als auch zum Selberlesen eignet. Annette Moser erzählt lustig und spannend und zum Glück nicht so überdreht und kitschig wie das in manch anderer Geschichte der Fall ist. Absolute Leseempfehlung für Weihnachten 2023!

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im November 2023

Oliver Scherz: „Sieben Tage Mo“, mit Bildern von Philip Waechter, Thienemann Verlag, 169 Seiten, 16 Euro, E-Book: 11,99 Euro, ab 11 Jahren

Dieses Kinderbuch hätte fast mit einem Selbstmord begonnen: Als der zwölfjährige Mo auf dem Bahnübergang spielt, kommt plötzlich ein Güterzug herangerast. Im allerletzten Moment rettet Karl seinen Bruder von den Gleisen – und vor dem sicheren Tod. Denn das ist es, was Karl tut: Seinen geistig behinderten Zwillingsbruder zu beschützen.

Seit die Familie vor einem Jahr in ein großes Haus aufs Land gezogen ist, muss die Mutter wieder als Krankenschwester arbeiten und Karl fast jeden Nachmittag auf Mo aufpassen. Eine anstrengende Aufgabe, denn Mo ist wild und ungestüm, sorglos und stark, aber auch empfindsam und launisch. Nur selten hat Karl Zeit für sich und seine Freunde und immer häufiger wünscht er sich, dass Mo einfach mal nicht da wäre. Als Karl Nida kennenlernt, gibt er zum ersten Mal seinem Verlangen nach und trifft sich mit ihr – obwohl er Mo dafür alleine zu Hause lassen muss. Und ausgerechnet dann passiert natürlich ein Unglück.

Oliver Scherz erzählt einfühlsam von diesen beiden Brüdern und ihrer besonderen Beziehung. Er lässt uns ganz nah an die Gefühlswelt seines jungen Protagonisten Karl heran und beschreibt hervorragend das Spannungsfeld, in dem der Junge sich befindet: Zwischen der Verantwortung sich kümmern zu müssen, der Liebe für seinen Bruder und dem Bedürfnis, selbst jugendlich sein zu dürfen. Letztlich löst Scherz diese Spannung auf die einzig mögliche Weise auf – doch wir wollen nicht spoilern.

Festzuhalten bleibt: „Sieben Tage Mo“ hat alles, was ein Kinderroman braucht: Er ist temporeich, kurzweilig und lustig. Und er rückt Familien mit einem geistig behinderten Kind in den Blickpunkt. Ohne Verklärung, ohne Vorsicht, ohne Angst. Dafür gut recherchiert und mit der nötigen Portion Humor. Hut ab! (aso)

Lorenz Pauli (Text)/ Miriam Zedelius (Bilder und Handschrift): Entschuldigung, AtlantisVerlag, 32 Seiten, 18 Euro, ab 4 Jahren

Der kleine Juri ist in der Stadt auf seinem Rennrad unterwegs und hat mächtig Spaß an der Geschwindigkeit. Deshalb bemerkt er zu spät, dass Doktor Bitter um die Ecke kommt und fährt ihn über den Haufen. „Entschuldigung! Das war meine Schuld!“, ruft Juri erschrocken. Dr. Bitter bleibt entspannt und sagt: „Kein Problem, nur eine Schramme, ich bin Arzt“ und verarztet sich selbst.

Weil ihm Juris Rad gut gefällt, wettet er mit ihm, dass er noch schneller fahren kann als Jder Junge und steigt auf. Tatsächlich ist er sehr schnell – so schnell sogar, dass er mit dem Rad an einem Auto vorbeischrammt. Diesen kleinen Unfall versucht er aber mit den Worten „Kein Problem, ich bin Arzt“ zu vertuschen. Doch Juri hat den Kratzer gesehen und versucht ihm klarzumachen, dass er ihn nicht verschweigen darf. Dr. Bitter aber versucht bis zum Schluss, das Missgeschick zu überspielen und auf unterschiedlichste Arten zu vertuschen. Er möchte sogar, dass Juri den Kratzer auf seine Kappe nimmt.

Mit jedem Vertuschungsversuch wird alles immer, ein Elefant, ein Krankenwagen und ein Flug durchs All sind mit im Spiel. Juri macht Dr. Bitter schließlich klar, dass er zu seinem Fehler stehen muss. Man kann sich gut vorstellen, wie Kinder sich darüber freuen, dass hier ausnahmsweise mal das Kind Recht hat und nicht der Erwachsene. Und sie lernen, dass Entschuldigungen wichtig sind und dass danach nichts Schlimmes passiert. (twe)

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Oktober 2023

Kathrin Schärer: „Kann ich alleine!“, Hanser, 64 Seiten, 14 Euro, ab 3 Jahren

Alleine. Das ist wohl eines der Lieblingswörter von Zweijährigen. Denn sie können alles alleine. Natürlich auch das, was sie nicht alleine können. Kathrin Schärer setzt sich in ihrem Bilderbuch, das passenderweise den Titel „Kann ich alleine!“ trägt, auf liebevolle Weise mit dem Beginn der Autonomiephase auseinander. Da kann das Eichhörnchen alleine aufstehen und frühstücken. Der Fuchs kann alleine trommeln und einen Drachen steigen lassen. Das Nashorn kann alleine seilspringen und klettern. In 30 klar illustrierten Bildern zeigt Schärer verschiedene Tätigkeiten auf, nur versehen mit dem entsprechenden Verb. Und doch erzählt jede dieser Doppelseiten eine kleine Geschichte für sich, so viel gibt es auf den Bildern zu entdecken.

Kathrin Schärer nimmt ihre jungen Leserinnen und Leser in ihrer Selbstständigkeit ernst, denn jedes Tier ist in seinem Tun erfolgreich. Ein Bilderbuch mit extra dicken Papierseiten, das Kindern die Möglichkeit bietet, mit staunenden Augen durch die Seiten zu blättern und sich Inspiration für das nächste „alleine“ zu holen. Und Eltern Anknüpfungspunkte, um die Autonomie-Bestrebungen in einer geschützten Lese-Situation zu besprechen.

Katya Balen: „October, October – Die weite, wilde Welt wartet auf mich“, dt. von Birgitt Kollmann, Hanser, 224 Seiten, 18 Euro, E-Book: 13,99 Euro, ab 10 Jahren

October ist alles andere als gewöhnlich. Das beginnt damit, dass sie nach ihrem Geburtsmonat benannt wurde. Und endet damit, dass sie mit ihrem Vater in einer abgeschiedenen Hütte im Wald wohnt. October besucht keine Schule und verbringt ihre Tage damit, durch den Wald zu streifen und den Boden nach geheimen Schätzen abzusuchen, sich Geschichten auszudenken und Bücher zu lesen, dem Vater beim Bestellen der Gemüsebeete zu helfen und ein Eulenküken vor dem Tod zu retten. October führt ein wildes, freies, glückliches Leben. Jeder Ausflug in die Zivilisation ist ihr ein Graus. Doch dann hat der Vater einen schlimmen Unfall und October muss zu ihrer Mutter ziehen, dort zur Schule gehen. Mitten in der Asphaltwüste von London. Octobers Welt liegt in Trümmern und ihre Gefühle schwanken zwischen Trauer, Wut und Hass. Letzteren empfindet sie vor allem ihrer Mutter gegenüber, die das Leben im Wald nicht mehr ausgehalten und die Familie vor vielen Jahren verlassen hat. Wird October sich hier einleben? Und wird sie jemals zurückkehren in ihren geliebten Wald?

Katya Balen hat einen Kinderroman geschrieben, der ohne magische Elemente auskommt und doch ein modernes Märchen ist. Nur, dass der Wald hier nicht dunkel, kalt und bedrohlich ist, sondern ein Sehnsuchtsort, der ein sicheres, autarkes, schönes Leben ermöglicht. Inhaltlich behandelt Balen ein klassisches Thema der Kinder- und Jugendliteratur, die Suche nach dem Platz in der Welt – eine Suche, die allen Kindern bevorsteht. Vor allem solchen, die durch Umzug oder Flucht aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen und in ein neues verpflanzt wurden. „October, October“ ist ein spannendes Buch, das die jungen Leserinnen und Leser sicher nicht aus der Hand legen können. Eine Geschichte, die alles andere als gewöhnlich ist. Und gerade deswegen so schön.

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im September 2023

Anne Becker: „Luftmaschentage“, Beltz & Gelberg, 173 Euro, 13 Euro, E-Book: 11,99 Euro, ab 11 Jahren

In Mateas Bauch wohnt eine Riesenkrake namens Madame Schüchtern: Schwabbelig, mit acht Tentakeln und immer auf der Hut. Denn sobald Matea das Haus verlässt, wird aus dem lustigen Mädchen, das sich mit seinem Bruder kabbelt, eine zutiefst verschüchterte und schweigsame Person. Matea, die von ihrer Familie nur Mats genannt wird, redet in der Öffentlichkeit nicht. Mit niemandem. Bis auf einmal Ricci auftaucht. Die Neue ist ein bisschen durchgeknallt, laut und aufbrausend und akzeptiert Mats so, wie sie ist. Mehr noch, sie verteidigt sie sogar vor den anderen der Klasse, allen voran vor der blöden Fabienne.

Doch Ricci ist nicht nur stark und mutig, sie hat selbst ein ganz schönes Päckchen zu tragen, wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt. Ricci nimmt schon mal Dinge mit, die ihr nicht gehören, und hat Probleme mit dem Vater. Überhaupt scheint sie kein richtiges Zuhause zu haben, sie will sich nämlich immer nur bei Mats treffen – und dort auch übernachten. Mats versucht herauszufinden, wie sie Ricci helfen kann, doch dann ist die plötzlich verschwunden.

Schüchternheit betrifft viele Jugendliche

Anne Becker erzählt in ihrem zweiten Jugendroman von einer besonderen Freundschaft und von zwei Mädchen, die jede auf ihre Art ganz anders sind, als die Gesellschaft erwartet. Schüchternheit betrifft viele Jugendliche, vor allem Mädchen, wird aber gerne als pubertäre Eigenheit abgetan. Dabei leiden die Jugendlichen selbst sehr darunter, nicht aus sich herausgehen zu können. Gleiches gilt für das Thema häusliche Gewalt, das oftmals einfach nicht gesehen wird – und die Probleme nur noch riesiger werden lässt. Doch trotz all dieses Ballasts ist es Becker gelungen, eine lockere Geschichte zu schreiben, die sich unterhaltsam liest. Und vor allem eins macht: Mut.

Jasper Andersen/Anke Hennings-Huep: Hast du morgen Zeit? Ein wimmeliges Verabredungskarussell, Thienemann-Esslinger, 40 Seiten, ab 4 Jahren

Dieses Kinderbuch sollten Eltern schon allein wegen der bezaubernden Illustrationen von Anke Hennings-Huep mit ihren Kindern lesen. Sie hat die verschiedenen Tiere bei ihren unterschiedlichen Aktionen so detailverliebt ausgestaltet, dass man sich ihre Outfits stundenlang anschauen könnte. Zum Beispiel bei der Yogastunde:

Auf jeder Doppelseite des Buches ist eine eigene Szene zu sehen, aber alle Geschichten sind miteinander verbunden, wie sich beim Umblättern herausstellen wird. Frosch und Biber treffen sich beim Tennis. Beide haben so viel Freude am Spiel, dass sie sich direkt für den nächsten Tag verabreden wollen. „Hast du morgen Zeit?“, fragt der Frosch, aber der Biber muss zum Biberfest. Beim Fest wird seine Schwester vermisst, aber die ist beim Nachtdienst im Krankenhaus. Dort fragt sie ein Kollege, ob sie morgen mit ihm in den Zoo gehen will. Aber leider hat sie schon etwas vor.

Die titelgebende Frage ist der rote Faden des Buches, in dem am Ende selbstverständlich alle so zusammenfinden, wie sie es gerne wollten. 

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im August 2023

David McKee: Du hast angefangen! Nein, Du!, Fischer Sauerländer, 26 Seiten, 11 Euro, ab 3 Jahren

In diesem bezaubernden kleinen Bilderbuch geht es um den blauen Kerl, der an der einen Seite eines großen Berges lebt und den roten Kerl, der auf der anderen Seite wohnt. Der blaue Kerl wohnt an der Westseite und sieht immer die Sonne untergehen. Der rote kennt nur die aufgehende Sonne auf der Ostseite. Eines Tages sagt der blaue Kerl: „Siehst du wie schön das ist? Die Sonne geht unter. Der Tag geht.“ Das will der rote Kerl nicht akzeptieren, denn aus seiner Sicht geht nicht der Tag, sondern es kommt die Nacht. Die beiden geraten darüber in Streit und beginnen, sich gegenseitig Steine und Felsbrocken über den Gipfel zuzuwerfen. Das machen sie so lange, bis der Berg plötzlich weg ist und sie erkennen: Beide hatten recht.

Rüdiger Bertram/ Horst Hillmeier: Mega dumm gelaufen, Gulliver, 128 Seiten, 8 Euro, ab 8 Jahren

Kalle ist ziemlich stark und hat in der Schule das Sagen. Alexander ist ziemlich schlau und geht Kalle lieber aus dem Weg. Bis Kalle Alexanders Hilfe braucht. Dringend. Denn er hat den kostbaren Schulpokal aus Versehen kaputtgemacht, und jetzt müssen die Jungs ihn irgendwie ersetzen. So viel zur Inhaltsangabe des charmanten Comic-Romans „Mega dumm gelaufen“.

Kalle ist in der Schule sehr gefürchtet. „Einmal hat er den Eisenring des Basketballkorbes verbogen. Nur mit seinen Händen“, heißt es zum Beispiel. Auch Alexander weiß genau, dass man sich besser daran hält, was Kalle sagt. „Das heißt nicht, dass man weniger Prügel bekommt. Aber vielleicht ein bisschen weniger. Wenn man Glück hat.“ Eigentlich haben die zwei nichts miteinander zu tun. Alexander fürchtet Kalle einfach nur, vor allem, als dieser ihn eines Tages anspricht, weil er seine Hilfe braucht. „Ich bin stärker, aber du bist klüger, und ich bin klug, genau das zu wissen“, sagt Kalle, womit er Alexander ziemlich beeindruckt.

Kalle hat den überheiligen Pokal der Schule verbotenerweise mit nach Hause genommen und dann kaputt gemacht. Den Pokal hat die Schulmannschaft gewonnen, er steht vor dem Direktorenzimmer und die Schüler müssen einmal pro Woche vor ihm niederknien. Tja, und dieser Pokal ist ihm runtergefallen, mega dumm gelaufen halt.

Die beiden ungleichen Jungs raufen sich zusammen und denken sich verschiedenste Dinge aus, um den heiligen Pokal irgendwie zu retten oder zumindest die Zerstörung geheim zu halten, alles natürlich ohne Erfolg. Während all dieser Versuche bemerken die beiden nach und nach, dass der andere doch gar nicht so doof ist wie anfangs gedacht. „Du kannst ja richtig nett sein“, sagt Alexander eines Tages verwundert zu Kalle. Und der antwortet mit geballter Faust: „Wehe, du erzählst das irgendwem!“ Später wird noch herauskommen, warum er so fies geworden ist. Rührend.

Am Ende des Bilderromans, der auch für Kinder geeignet ist, die nicht so gerne lesen, sind die beiden Freunde und haben ihr Problem gelöst.

Marianna Coppo: Aber wo ist die Geschichte? Bohem Verlag, 48 Seiten, ab 3 Jahren

„Es war einmal eine weiße Seite.“ Mit diesem Satz beginnt dieses Buch und die Leser sehen genau das: eine leere, weiße Seite. Plötzlich tauchen am unteren Rand fünf bunte Figuren mit Fragezeichen über den Köpfen auf. Sie erkennen irgendwann, dass sie sich in einem Buch befinden und beschließen: „Dann müssen wir jetzt nur noch auf die Geschichte warten.“ Allein dieser Angang der italienischen Autorin und Illustratorin Marianna Coppo ist mehr als charmant. Als auch vier Seiten später immer noch keine Buchstaben da sind, wird es dem rosa Hasen mit dem Rucksack zu langweilig. Er entfernt sich von den anderen und beginnt zu malen. Und während die anderen warten, entsteht so ganz nebenbei eine Geschichte, die so nicht geplant war.

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Juli 2023

Hans-Jürgen Feldhaus: Crazy Schmidt und der krasseste Roadtrip meines Lebens, dtv, 330 Seiten, 16 Euro, ab 13 Jahren

Der fünfzehnjährige Henk ist gerade mit seinen Eltern und seiner Schwester Maja von Köln nach Schneverdingen gezogen, einem kleinen Ort in der Lüneburger Heide. Freiwillig war das nicht, der Vater hat einen neuen Job in einer tollen Hamburger Agentur bekommen. Dass es nicht in die Großstadt geht, sondern in die sogenannte Metropolregion in die Lüneburger Heide, erfahren die Kinder erst auf dem Weg in den Norden.

Vor allem Henk ist davon alles andere begeistert und erklärt sein neues Leben so: „Wir sind an den Rand vom Rand gezogen.“ Er hasst alles am Kleinstadtleben. Da er gerne laufen geht, lernt er auf diese Weise die Lüneburger Heide kennen, immerhin etwas. Viel Platz. Auf einer seiner Joggingrunden springt ihm Hund Anton vor die Füße. Er ist abgehauen. Henk nimmt ihn mit in den Ort und findet heraus, zu wem er gehört: Es ist der Hund von Armin Schmidt, einem alten Mann. Weil seine Kinder sein Haus verkauft haben, lebt Schmidt schon länger im Seniorenheim.

Bei der Hunde-Übergabe erzählt Schmidt von seinem Leben und seiner großen Liebe Leslie, die verstorben ist. Henk ist zunächst genervt von dem Gerede, was sehr lustig beschrieben ist, wird dann aber schnell aufmerksamer, als Herr Schmidt ihm von einer vergrabenen Box in Göttingen erzählt. In der Box befindet sich eine Liste mit Dingen, die Herr Schmidt mit Leslie noch erleben wollte, „zu denen sie aber nie gekommen sind, weil immer irgendwas war und am Ende der Tod“.

Herr Schmidt fragt Henk, ob er stattdessen mit ihm die Liste abarbeiten will. Henk sagt ja und erlebt kurz danach einen turbulenten Abenteuertrip, dem sich im Laufe der Reihe immer mehr Menschen anschließen. Ohne damit gerechnet zu haben, hat er die beste Zeit seines Lebens. Besonders überzeugend ist die pointierte und witzige Sprache, die einen ab der ersten Seite in den Bann zieht.

Barbara Rosslow: Cosmo Zauberkater. Der Fluch der magischen Pfote, Coppenrath-Verlag, 239 Seiten, 14 Euro, ab 9 Jahren

Kater Cosmo ist ein Streuner von der Straße und eigentlich mit seinem Leben ganz zufrieden. Besser könnte es natürlich immer sein. Eines Tages wird er zu seiner großen Überraschung ausgewählt, um auf die Zauberschule von Wickfield zu gehen. Dort werden besondere Tiere dazu ausgebildet, einem Zauberkind zu dienen.

Cosmo freut sich sehr und fühlt sich geehrt. Obwohl er sich viel Mühe gibt und alles lernen will, kommt er am Anfang nicht so gut auf der Schule zurecht. Das liegt vor allem an seiner Höhenangst. Denn auch die Begleittiere müssen Besenreiten lernen und davon wird Cosmo jedes Mal schlecht. Die Spiegelkugel teilt Cosmo schließlich dem leicht schusseligen Zaubermädchen Aywa zu. Auch sie tut sich nicht so leicht mit der Schule, viele Zaubersprüche funktionieren nicht bei ihr, und dann fängt sie vor Wut an zu fluchen. Manchmal fliegen dabei Gegenstände durch die Gegend.

Während einer solchen Aktion entdeckt Cosmo, dass er selbst auch zaubern kann. Nun haben die beiden ein Problem, denn für Tiere ist das streng verboten. Leider entgeht das auch den dunklen Magiern nicht. Der Band ist der Auftakt für eine neue Bücherreihe.

Steffi Freitag und Thorsten Berger: Muddelkuddel ist angegruselt, Klein & Groß Verlag, 24 Seiten, 15 Euro, ab 4 Jahren

Der Klein & Groß-Verlag ist ein unabhängiger Verlag aus Nürnberg, der Bücher für Kinder herausbringt, etwa die Reihe rund um das kleine Monster Muddelkuddel. Muddelkuddel lebt mit seinen Monsterfreunden knuddeliger Stauberich und vornehmer Stinkelulle bei Lina. In dieser Geschichte spielen alle zusammen in ihrem Zimmer Verstecken.

Weit kommen sie allerdings nicht, weil Stinkelulle vor Angst aus ihrem Versteck unter dem Schrank gerast kommt: Sie hat ein riesiges Gruseldingsbums mit mindestens zwölf Beinen, giftigen Zähnen und bösem Blick gesehen. Stauberich, der unter dem Schrank wohnt, weiß das besser. Es kann sich nur um die Zitterspinne Hannelore handeln, die sozusagen sein Haustier ist. Lina soll die Spinne wegmachen. Obwohl sie selbst Angst hat, gelingt es ihr, Hannelore in einem Glas nach draußen zu bringen. Nebenbei lernen die Kinder hier, wie man das macht, ohne die Tiere zu töten.

Bei Keksen und Milch erzählen sich alle anschließend, wovor sie selbst Angst haben. Nur Muddelkuddel prahlt, dass er sich vor nichts fürchte. Natürlich stimmt das nicht, wie sich schnell herausstellen wird. Lustiges Buch mit zauberhaften Illustrationen. 

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Juni 2023

Eloy Moreno: Unsichtbar, Sauerländer-Verlag, 334 Seiten, 16 Euro, ab 14 Jahren

Die ganze Geschichte beginnt mit einem Mathetest. Der Protagonist, der weder Namen noch Alter hat und deshalb jeder sein könnte, weigert sich, seinen guten Test dem Klassenfiesling zu geben, damit der besser da steht. Dieser Junge heißt im Buch MM und ist älter als die anderen, weil er die Klasse wiederholt. Er kann das Nein nicht auf sich sitzen lassen und beschließt daraufhin, dem namenlosen Jungen das Leben zur Hölle zu machen.

Bis dahin lebt dieser ein unauffälliges Leben mit seiner Familie und seinen Freunden, das erste zarte Verliebtsein deutet sich ebenfalls an. Dann erhält er plötzlich diese Nachricht auf seinem Handy: „Soso, du sagst also nein. Darüber reden wir noch mal am Montag, du und ich.“ Und an diesem Tag beginnt die Angst. Zuerst zieht er sich vor seiner Familie in sein Zimmer zurück. In die Schule geht er voller Furcht. Von diesem Tag an macht ihm MM das Leben zur Hölle und mobbt ihn. Andere Schüler machen mit. Der Junge wünscht sich, unsichtbar zu werden, um aus der Sache rauszukommen. Schwer zu verarbeiten ist, dass ihm weder Mitschüler noch Lehrer wirklich helfen. Das Alleingelassenwerden führt dazu, dass der Junge glaubt, vielleicht wirklich unsichtbar zu sein. Das macht es für ihn leichter zu ertragen.

Der spanische Autor Eloy Moreno schafft es sehr gut, dass man sich beim Lesen in den Jungen und seine Gefühle hineinversetzt. Gleichzeitig sind einige Kapitel aber auch aus der Sicht von MM geschrieben und zeigen jeweils die andere Seite von dem, was der namenlose Protagonist erlebt. Das ist befremdlich und spannend zugleich und hilft dabei, alle Perspektiven einzunehmen. Auch andere Personen bringen ihre Sichtweise auf die Geschichte ein. So ergibt sich eine mitreißende und lehrreiche Herangehensweise an das eigentlich so schwere Thema Mobbing. Lesenswert für alle Schülerinnen und Schüler.

Ulrich Hub: Arschbombe verboten! Mit Bildern von Jörg Mühle, Carlsen-Verlag, 88 Seiten, 13 Euro, ab 8 Jahren

Bademeister sind ja fast immer irgendwie unangenehm. Man amüsiert sich im Schwimmbad und viel zu oft kommt ein Pfiff vom Beckenrand: Verboten. So führt sich auch das blinde Huhn beim Freibadbesuch mit seiner Freundin, der lahmen Ente, auf. Ulrich Hub und Illustrator Jörg Mühle haben den beiden liebenswerten Vögeln mit „Lahme Ente, blindes Huhn“ ein ganzes Buch gewidmet, dieses ist der Nachfolger, der perfekt in den Sommer passt.

Was machen die Zwei überhaupt im Freibad? Sie haben sich einfach hinten an die lange Schlange mit Enten angestellt. Muss hier etwas Besonderes geben. Die Ente versucht, sich bei ihren Artgenossen beliebt zu machen. Das Huhn ist eher so „mir doch egal“ unterwegs, was der Ente peinlich ist. Nach einigen Tumulten erklärt sich das Huhn – blind und Nichtschwimmer – zum Bademeister, „denn die Enten kennen ihre Grenzen nicht“. Weil es gleichzeitig eine Poolparty organisiert, lieben die Enten es trotzdem. Denn auf dieser Party ist vom Beckenrand springen ausdrücklich erwünscht. Trotzdem wird es am Ende noch aufregend. Gut, dass es einen so aufmerksamen Bademeister gibt.

Mia Cassany/Iker Ayestaran: Sterne des Sports, Kleine Gestalten, 40 Seiten, 16,90 Euro, ab 7 Jahren

Was zählt beim Sport am meisten? Goldmedaillen und Siege? Oder Mut, Durchhaltevermögen und Ausdauer? Klar, Siege sind super, aber um so weit zu kommen, sind viel Arbeit und Ehrgeiz nötig. Man braucht ein Sportlerherz – und das ist nicht anatomisch gemeint.

Dieses wunderbare Buch aus Spanien porträtiert in 16 Geschichten herausragende Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt. Darunter Bergsteigerinnen, Boxer, Surfer, Tennisspieler, Schwimmerinnen. Über Muhammad Ali erfährt man zum Beispiel, dass sein Vater Maler war und immer hart arbeitete und warum er überhaupt mit dem Boxen angefangen hat. Interessant auch, dass Andre Agassi Tennis eigentlich gar nicht mochte, das Publikum ihn aber liebte. In jedem Porträt stecken Sätze, aus denen Kinder ganz abseits des Sports sehr viel lernen können. Es geht darum, worauf es im Leben wirklich ankommt. Mindestens so wichtig wie die Texte sind die tollen, farbenfrohen Illustrationen von Iker Ayestaran. Ein bisschen schade ist, dass die Heldentaten alle schon so lange her sind. Kinder könnten sich vielleicht noch besser mit Idolen identifizieren, die sie heute noch im Fernsehen sehen.

Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Mai 2023

Saša Stanišić: „Wolf“, mit Bildern von Regina Kehn, Carlsen-Verlag, 160 Seiten, 14 Euro, ab 10 Jahren

Ein Ferienlager mit jungen Menschen mitten im Wald: Dieses Setting bietet immer jede Menge Stoff zu erzählen. So auch in „Wolf“ von Saša Stanišić, der 2019 mit „Herkunft“ den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. „Wolf“ ist sein erster Kinder- und Jugendroman, aber er trifft sowohl deren Sprache als auch Lebenswelt sehr gut, ohne sich dabei anzubiedern. Trotz des ernsten Themas liest sich die Geschichte locker. Auch Erwachsene können sich sicher mit vielen Situationen identifizieren.

Im Roman geht es vor allem um die beiden Jungen Kemi und Jörg, die im Ferienlager Zimmergenossen sind. Erzählt wird die Geschichte aus Kemis Sicht. Er kann mit Natur nichts anfangen, wurde aber von seiner Mutter ins Lager geschickt, weil sie in den Ferien keinen Urlaub bekommen hat. Jörg ist auch nicht wirklich froh über den Aufenthalt in der Natur unter Gleichaltrigen. Er hat es besonders schwer, da er als uncool gilt und von den anderen ständig geärgert wird. Vor allem die Clique um Marko macht ihn immer wieder zum Opfer, aber keiner tut etwas dagegen. Wohl deshalb, weil jeder froh ist, nicht selbst dran zu sein.

Auch Kemi beobachtet genau, was die anderen mit Jörg machen und wie in der Gruppe langsam alles eskaliert. In seinen Träumen begegnet er zugleich immer wieder einem Wolf und begreift schließlich, dass dieser seine eigene Angst symbolisiert. Am Ende versteht er, dass es darauf ankommt, sich seiner Angst zu stellen und mutig zu sein.

Der Roman zeigt deutlich, aber nicht belehrend, wie schnell sich ungesunde Dynamiken innerhalb einer Gruppe verselbstständigen können und wie leicht man zur Zielscheibe wird, wenn man anders als die anderen ist. Dabei kann der Grat zwischen anders und ausgegrenzt sein gefährlich schmal sein. Aufgelockert wird die Geschichte mit passenden Illustrationen von Regina Kehn. 

Rieke Patwardhan: „Die Schule der mittelguten Zauberer. Wirbel um den Neuen“, dtv-Verlag, 224 Seiten, 14 Euro, ab 9 Jahren

Spätestens seit Harry Potter möchte wohl jedes Kind auf eine Zauberschule gehen. Der elfjährige Niko freut sich deshalb unbändig, als er erfährt, dass er ein Seher sein soll und auf eine besondere Schule kommt. Allerdings nicht auf das schicke Merlineum, sondern auf die MGZ, die „Schule der mittelguten Zauberer“. Nichts Neues für Niko, der schon sein ganzes Leben mit der mittleren Position zwischen superschlauem Bruder und künstlerisch hochbegabter Schwester klarkommen muss. Dass er für ein Zauber-Internat ausgewählt wurde, sieht er als Triumph.

Trotzdem hat er anfangs Angst, sein normales Leben hinter sich zu lassen. Doch erwartungsgemäß wird es für ihn auf der neuen Schule sehr schnell spannend und lustig. Er lernt zum Beispiel, dass es Alpha-, Beta- und Omega-Zauberer gibt. Die Alphas besuchen das Merlineum, die Betas wissen manchmal gar nicht, dass sie zaubern können. Und Omegas, wie er selbst, halten sich nicht für besonders cool, sind es aber gerade deshalb. Und sie haben jeweils nur eine Spezialzauberkraft und müssen darum besonders gut zusammenhalten. Das Fazit: Unperfekte haben mehr Spaß und bessere Freunde.

Lara Schützsack: „Derselbe Mond“, Sauerländer-Verlag, 176 Seiten, 15 Euro, ab 11 Jahren

Eben noch waren Magdalena, Sofia und Flip beste Freunde und kannten sich in- und auswendig. Doch im Laufe des Sommers hat sich zwischen den Dreien etwas verändert. Sofia redet vom Küssen, Flip wird plötzlich von den Mädchen angestarrt und Magdalena erzählt nicht mehr alles, was sie denkt. Vor allem will sie verschweigen, wie sehr sie Gedichte mag – peinlich.

Magdalena ist eher still und redet wenig über ihre Gefühle. Vor kurzem haben sich ihre Eltern getrennt. Sie fühlt sich oft nicht zugehörig und irgendwie dazwischen – ein Gefühl, das viele Jugendliche kennen dürften. Nach der Schule verbringen die Freunde ihre Zeit im Skaterpark. Hier ist Felix der Star auf der Halfpipe, das ödet Magdalena an. Sie interessiert sich viel mehr für das Mädchen mit den blauen Haaren, das eines Tages beim Skaten auftaucht und dem egal zu sein scheint, was andere denken.

„Die Blaue“ heißt November und freundet sich nach und nach mit Magdalena an. Das ist zunächst nicht einfach, weil Sofia sie nicht mag. Doch November tut Magdalena sehr gut. Je besser sie sich verstehen, desto mehr gelingt es ihr, zu sich selbst zu stehen und auch zu sagen, was sie stört und mag. Sogar Gedichte.


Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im April 2023

Justyna Bednarek: Die erstaunlichen Abenteuer von zehn Socken, Atrium Verlag, 160 Seiten, 16 Euro, ab 7 Jahren

Jeder kennt das Problem und jeder hat sich schon mal gefragt, was eigentlich mit den Socken passiert, die in der Waschmaschine verschwinden. Man tut zwei rein, bekommt aber nur einen Strumpf wieder heraus. Wo sind die anderen geblieben? Diese bisher ungeklärte Frage beantwortet Justyna Bednarek im Buch „Die erstaunlichen Abenteuer von zehn Socken (vier rechten und sechs linken“), das Daniel de Latour mit tollen Illustrationen ergänzt hat.

Soviel sei vorweg verraten: Ein Loch unter der Waschmaschine ist des Rätsels Lösung! In dieser Geschichte brechen zehn ganz unterschiedliche Socken durch dieses Loch in die weite Welt auf, um etwas zu erleben. Zurückholen kann man diese Socken nicht, denn wenn sie sich einmal für ein Leben in Freiheit entschieden haben, gibt es kein Zurück mehr. Was also haben die entflohenen Strümpfe vor?

Die erste macht sich auf zu einem Casting, um endlich ein beliebter Fernsehstar zu werden. Weil sie eine Seidensocke ist, klappt das und sie lebt ihr restliches Leben als Star. Die zweite Socke kümmert sich jetzt um Mäuse und die dritte geht mit dem Satz „Jedes Rechts hat auch ein Links“ in die Politik. 

Die vierte ist zwar besonders flauschig, aber von Anfang an ein Einzelgänger, die fünfte wird verwandelt, die sechste gewinnt einen Schönheitswettbewerb, die siebte fährt mit dem Schiff ganz weit weg und fängt dann neu an, die achte hilft in einem Krähennest aus, die neunte arbeitet als Privatdetektiv und die zehnte wird zum Spaßmacher auf der Kinderstation im Krankenhaus.

Zu jeder Socke gibt es ein einzelnes Kapitel, das sich gut als Gute-Nacht-Geschichte eignet. Nach diesem Buch werden sowohl Kinder als auch Erwachsene ihre Socken nie mehr als bloße Fußbekleidung betrachten.

Katja Gehrmann/Constanze Spengler: Am Leuchtturm gibt es Erdbeereis, 15 Euro, Moritz-Verlag, 48 Seiten, ab 5 Jahren

Der Eiswagen ist der tägliche Höhepunkt von Mikas Inselurlaub mit seinem Vater. Wenn der Papa am Strand in seinem dicken Buch liest und es für Mika langweilig wird, wartet er auf das Klingeln des Eiswagens. Eines Tages darf er zum ersten Mal alleine zum Wagen gehen, denn Papa will noch weiter lesen. Einzige Bedingung: „Nur bis zum Wagen und nicht weiter!“

Doch wie blöd: Mika kommt zu spät, weil er noch Halt beim Luftballonverkäufer gemacht hat und der Eiswagen fährt los zu seinem nächsten Stopp bei den Eseln. Mika gibt alles und rennt ihm hinterher, ist aber schon wieder zu spät. Also bittet er den Esel mit dem gelben Strohhut um Hilfe, damit er schneller hinterherkommt. Sie galoppieren also dem Wagen hinterher und kommen auf diese Weise an allen Attraktionen der Insel vorbei.

Weil der Esel irgendwann nicht mehr kann, darf er mit Mika bei der Postbotin, beim Busfahrer, im Taxi, auf Wasserskiern, im Wasserflugzeug und im Hubschrauber mitfahren. Ganz am Ende gibt es sogar noch einen Fallschirmsprung, der Mika endlich, endlich direkt neben den Eiswagen platziert. Ein tolles Abenteuer für eine Kugel Erdbeereis!

Michael Augustin/Andrea Ringli: Das Aquarium bleibt heute geschlossen, Thienemann-Esslinger-Verlag, 32 Seiten, 15 Euro, ab 4 Jahren

Im Klappentext dieses wunderbaren Bilderbuches steht, dass die witzigen Fisch-Reime auch noch die übellaunigste Miesmuschel zum Lachen bringen. Das ist nicht zu viel versprochen. Dabei spielt die Geschichte in einem Aquarium voller kranker Fische. Weil keines der Tiere präsentabel ist, muss das Aquarium für heute geschlossen bleiben.

Auf jeder Seite entdecken die Kinder neue Fische und Details. Kleine Kostprobe? Der Aal ist grippal – und muss natürlich einen wärmenden Ganzkörperanzug tragen. Der Muräne wackeln die Zähne – gut, dass gleich ein Zahnarztfisch mit Zange zur Stelle ist. Der Makrele kratzt die Kehle und sie bekommt dagegen Medizin. Der Hummer hat schwer Kummer und bekommt ein Taschentuch gegen die Tränen. Ups, der Rochen hat gebrochen, der Scholle geht’s nicht dolle und der Wal braucht einen Schal.

Michael Augustin und Andrea Ringli haben auf jeder Seite eine witzige und liebenswerte Unterwasserwelt geschaffen, die sich für Kinder und Erwachsene gleichermaßen anzuschauen lohnt. Man fühlt mit den kranken Fischen mit. Und am Ende kommt noch ein kleiner Wortwitz, den Kinder lieben: „Und den Barsch? Den juckt es an den Flossen.“


Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im März 2023

Nora Hoch: Wir holen uns die Nacht zurück, dtv-Verlag, 304 Seiten, 15 Euro, ab 14 Jahren

Geschichten von Freundschaft, Partys, Drogen, erwachsen werden und ersten Sex-Erfahrungen faszinieren die meisten Jugendlichen. In diesem Buch gibt es davon jede Menge. Es geht um die beiden Mädchen Ilvy und Kaja, die in einem Haus aufwachsen und sich so nahe sind wie Schwestern. Als sie in die Pubertät kommen, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Sie gehen zum ersten Mal aus und machen erste Erfahrungen mit Jungs und Drogen.

Ilvy ist von dieser fremden Welt zwar fasziniert, aber auch eingeschüchtert. Kaja dagegen geht komplett darin auf und kennt bald kein anderes Thema mehr. Sie nimmt immer häufiger Drogen, weil sie davon überzeugt ist, den Rausch zu brauchen, um sich lebendig zu fühlen und negative Gefühle wegzudrücken. Und davon gibt es bei ihr jede Menge, obwohl sie scheinbar in einer Bilderbuchfamilie lebt. Ilvy beunruhigt die Entwicklung ihrer Freundin sehr, vor allem deshalb, weil die vertraute Zweisamkeit in Gefahr ist: Die Drogen scheinen plötzlich wichtiger zu sein als die Freundin. Sie möchte Kaja helfen und sie schützen, will aber auch nicht die Spaßbremse sein.

Das größte Problem ist aber, dass Kaja gar nicht aus dieser Parallelwelt gerettet werden möchte. Sie hat scheinbar alles, was sie sich immer gewünscht hat, rutscht in Wirklichkeit aber immer mehr ab und verliert die Kontrolle. Die Freundschaft der beiden Mädchen gerät in ernsthafte Gefahr, weil Ilvy sich an Kaja abarbeitet und dabei selbst auf der Strecke bleibt. Viel zu spät erkennt sie, dass sie sich Hilfe suchen muss.

Nora Hoch beschreibt eindringlich den Sog aus Versuchung und Gefahr. Man muss sich beim Lesen im Klaren darüber sein, dass einen kein Blümchen-Spaziergang erwartet. Am Ende des Buches gibt es Adressen mit Beratungsstellen. Bei der Lesung auf der Lit.Cologne (2. März, leider bereits ausverkauft) wird Felix Strobach von der Drogenhilfe Köln zu Gast sein.

Nils Freytag/Silke Schlichtmann: „Lesen ist doof“, Hanser-Verlag, 48 Seiten, 15 Euro, ab 6 Jahren

Lesen ist doof. Das ist natürlich ein Statement zum großen Lesefest in Köln. Zum Glück meint das Autoren-Ehepaar Nils Freytag und Silke Schlichtmann das nicht ganz so ernst. Für ihr Buch haben die beiden 20 gängige Vorurteile gesammelt, warum man Lesen nicht so toll finden könnte. Weil der Anfang immer so schwierig ist, zum Beispiel. Weil es lange dauert. Weil man dabei allein ist. Weil es so eine ernste Sache ist. Weil man sich alles selbst vorstellen muss.

Zu jedem Satz gibt es eine Illustration, zum Teil angefertigt von renommierten Autoren wie Paul Maar, Axel Scheffler und Cornelia Funke. Satz und Bild gegenüber gestellt, regen zum Nachdenken an: Beim Lesen ist man allein? Doch nicht, wenn einem dabei Fabelwesen über die Schulter schauen. Man muss sich alles selbst vorstellen? Aber dabei könnte einem eine bunte Blumenwiese auf dem Kopf wachsen. Es ist gewollt, dass die Zeichnungen die Sätze auf die Schippe nehmen. Am deutlichsten wird das beim Titelbild mit dem Satz: „Lesen ist doof, weil es alle so komisch finden“. Zu sehen sind Menschen im Bus, die auf einen Jungen mit dem Buch zeigen. Jeder hat ein Handy in der Hand.

Katharina Herzog: „Finsterwelt 1. Das verbotene Buch“, Dressler-Verlag, 252 Seiten, 14 Euro, ab 10 Jahren

Dieses Buch hat alles, was Kinder und Jugendliche spannend finden: Es geht um die Dynamiken im Internat, erste Schwärmereien, einen zu lösenden Kriminalfall und dann ist es noch vermischt mit Märchen-Elementen, die jeder aus der Kindheit kennt.

Auf das Internat Schloss Rosenfels hoch oben auf einem Felsen gehen nur Kinder aus Märchenfamilien. Die Hauptfigur Leonie stammt vom Froschkönig ab, was sie absolut uncool findet. Wer will sich schon unkontrolliert in einen Frosch verwandeln? Lieber wäre sie wie ihre Freundin Giselle, die von der Katze der Bremer Stadtmusikanten abstammt. Ähnlich wie bei Harry Potter gibt es auch in diesem Internat allerlei ungewöhnliche Fächer, verzauberte Gegenstände und tierisches Personal.

Und dann kommt auch noch Tristan ins Spiel, der neue Schüler, von dem keiner genau weiß, aus welcher Familie er kommt. Leonie findet ihn toll, will das aber nicht offen zeigen. Noch aufregender wird es, als Leonie ein Buch findet und öffnet. Kurz danach ist ihre beste Freundin Marle verschwunden und keiner weiß warum. Wem es gefällt: Das Buch ist der Auftakt zu einer neuen Abenteuerreihe.


Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Februar 2023

Enne Koens: „Dieser Sommer mit Jente“, Gerstenberg-Verlag, 192 Seiten, 15 Euro, ab 10 Jahren

Dieses Buch handelt von den Höhen und Tiefen der Freundschaft zwischen Marie und Jente und fragt, wie echt diese Bindung ist. Die beiden Mädchen lernen sich kennen, als Marie mit ihren Eltern umzieht. Eigentlich hat sie sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, denn in ihrem alten Zuhause gibt es auch schon eine beste Freundin: Zoe. Die will Marie auf keinen Fall verlassen und ist deshalb wütend auf ihre Eltern.

Bald schon lernt sie in der neuen Straße Jente kennen und freundet sich mit ihr an. Fortan verbringen die beiden viel Zeit an einer verdeckten Stelle auf einer Wiese. Sie quatschen, essen Süßigkeiten, lesen Comics. Die beiden sind unzertrennlich, auch wenn Jente für Maries Geschmack oft ein wenig zu verrückte Ideen hat und viel zu sehr nach vorne prescht. Am Anfang ist das noch spannend und aufregend, zum Beispiel, als Jente eines Tages weglaufen will. „Ihre Augen glänzten vor Ungeduld, aber ich wusste, dass das gleich wieder vorbei wäre. ‚Jente ist so wechselhaft wie das Wetter‘, sagte ihre Mutter immer.“

Manchmal will Jente aber auch Sachen machen, vor denen Marie Angst hat. So bringt sie die eher zurückhaltende Marie immer wieder in Situationen, in denen sie sich entscheiden muss: Cool sein oder zu sich und seinen Gefühlen stehen? Das führt manchmal zu Streit und Marie wünscht sich, Jente nie kennengelernt zu haben. Dieses Gefühl verfestigt sich, als Zoe zu Besuch kommt, die deutlich zuverlässiger erscheint. Aber irgendwie können die beiden Mädchen doch nicht voneinander lassen – jedenfalls zunächst.

Was macht Freundschaft aus? Muss man einer echten Freundin wirklich etwas beweisen? Oder ist es besser, Nein zu sagen und zu sich selbst zu stehen? All diese wichtigen Fragen beantwortet dieser Roman, der mit Bildern von Maartje Kuiper ergänzt wird.

Anna Fiske: „Wie ist es eigentlich, erwachsen zu sein?“ Hanser-Verlag, 80 Seiten, 16 Euro, ab 4 Jahren

Zu den wichtigsten Fragen, die Kinder zum Thema Erwachsene haben, dürften die gehören: Können Erwachsene essen, was sie und wann sie wollen? Dürfen sie die ganze Nacht wach bleiben? Und können Erwachsene immer machen, was sie möchten? Anna Fiske geht diesen Fragen auf den Grund.

Sie erklärt den Kindern, dass Erwachsene irgendwann aufhören zu wachsen und dann nicht mehr größer, sondern dicker werden. Und wann man denn überhaupt erwachsen ist, nämlich meist dann, wenn man zu Hause ausgezogen ist: „Dann haben sie die Verantwortung, können aber so leben wie sie wollen.“ Thematisiert wird weiterhin, wozu man Geld braucht und wie man es verdienen kann, was Erwachsene besser können als Kinder und umgekehrt. Großer Streitpunkt: Bildschirmzeit.

„Erwachsene entscheiden selbst, wann sie Bildschirmzeit haben, aber es ist gut, wenn sie Regeln haben, damit sie das Schöne um sich herum nicht vergessen. Sie sollten üben, das Handy wegzulegen, wenn sie essen und ihr Kind abholen.“ Weiterer wichtiger Rat: „Kinder sind nicht schuld, wenn es Erwachsenen schlecht geht.“ Ein tolles Buch zum gegenseitigen Verstehen mit wunderbaren Bildern.

Jutta Wilke: „Der Tag, an dem Lotto-Werner verhaftet wurde“, Coppenrath-Verlag, 282 Seiten, 15 Euro, ab 10 Jahren

Für Finja läuft es momentan nicht ganz rund. Ihr bester Freund Emil hat jetzt eine Freundin, Juma. Sie hat blaue Augen und eine pinke Haarsträhne, Finja findet sie insgeheim cool, kann sie aber nicht mögen, weil sie der Grund ist, warum ihr Kumpel Emil kaum noch ansprechbar ist. Dabei sind die beiden nicht nur befreundet, sondern auch Detektiv-Kollegen.

Jetzt glaubt Finja, auf sich allein gestellt zu sein, als eines Tages Lotto-Werner verhaftet wird. Der heißt so, weil er jeden Freitag am Büdchen einen Lottoschein kauft. Sie will nun ganz allein herausfinden, was dahinter steckt und vor allem seine Unschuld beweisen. So tough wie sie tut, ist das Mädchen aber nicht immer, vor allem nicht, seitdem ihre Mutter wegen eines anderen Mannes von zu Hause ausgezogen ist und sie mit ihrem Vater allein lebt. Noch komplizierter wird es, als Silke in ihr gemeinsames Leben kommt. Aber die Geschichte geht gut aus. „Der Tag, an dem Lotto-Werner verhaftet wurde“ ist eine spannende Detektivgeschichte mit auflockernden Illustrationen für Mädchen und Jungs. Noch eine Empfehlung: In „Das Karlsgeheimnis“ geht es ebenfalls um Emil und Finja und Fälle, die zu lösen sind.


Die besten neuen Kinder- und Jugendbücher im Januar 2023

Vincent Zabus, Nicoby: Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie – von den Anfängen, Hanser-Verlag, 260 Seiten, 25 Euro, ab 14 Jahren

Als der Roman „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder 1993 auf Deutsch herauskam, wurde er sofort zum Lieblingsbuch einer ganzen Jugendgeneration. Gaarder vermochte es in seinem Buch, die Geschichte der Philosophie in einen Plot über die 14-jährige Sofie Amundsen einzuweben, die eines Tages einen mysteriösen Brief erhält, in dem sie gefragt wird, wer sie ist. Dadurch angeregt beginnt das Mädchen, über sich selbst und ihr Verhältnis zur Welt nachzudenken. Sofie erhält immer neue Briefe mit weiteren Fragen und Denkaufgaben und dabei kommen die bekanntesten Philosophen und ihre Sichtweisen ins Spiel.

Nach diesem Prinzip funktioniert auch die Neuauflage des Philosophie-Romans in Form einer Graphic Novel der Illustratoren Vincent Zabus aus Belgien und Nicoby aus Frankreich. Die gezeichnete Variante beginnt zeitgemäß damit, dass sich Sofie und ihre Freundin für eine Klimaschutz-Demonstration verabreden. Kurz danach erhält Sofie ihren ersten Brief mit den Fragen: „Wer bist du?“ und „Woher kommt die Welt?“. „Was soll der Schwachsinn? Ist das von einem heimlichen Verehrer?“, fragt sich das Mädchen zunächst, lässt sich dann aber doch auf das Denkspiel ein.

Im Verlauf der Graphic Novel wird Sofie Mythen und Naturphilosophen kennenlernen, über Atom und Schicksal nachdenken, sich fragen, ob es auch Philosophinnen gibt und sich mit Sokrates, Platon, Aristoteles, den Stoikern und dem Hellenismus beschäftigen. Die Illustratoren springen dabei immer wieder zwischen Sofies echter Welt und den Zeiten, in denen die Philosophen gelebt haben, hin und her. Das macht den Inhalt besonders zugänglich und spricht auch Jugendliche an, die sonst nicht so gerne lesen und sich wahrscheinlich keinen Roman über Philosophie mit mehr als 600 Seiten auf den Nachttisch legen würden.

Sara Ball: Das verrückte Hunde- Klappbuch, Coppenrath-Verlag, 26 Seiten, 20 Euro, ab 4 Jahren

Die meisten Kinder lieben Hunde. „Das verrückte Hunde-Klappbuch“ ist daher das perfekte Bilderbuch für Hundeliebhaber ab vier, denn es stellt einerseits die gängigsten Rassen vor und vermischt sie andererseits durch verschiedene Klappmöglichkeiten. Ein großer Spaß, auch für Erwachsene. Als Erstes stellt sich der Dalmatiner vor: „Ich bin für mein weißes Fell mit den schwarzbraunen Tupfen bekannt. Mit meinen starken Beinen kann ich stundenlang neben einem Fahrrad herlaufen und ich bin ein toller Begleiter auf langen Joggingrunden.“ Man erfährt auch über andere Rassen viel, zum Beispiel über Dackel, Doggen, Labradore, Königspudel oder Bulldoggen.

Das wirklich Besondere an diesem Buch sind aber die drei Klappmöglichkeiten, die es auf jeder Seite gibt. Jeden Hund kann man am Kopf, am Bauch und am Hinterteil umklappen und so mit Kopf, Bauch oder Hinterteil einer anderen Rasse verbinden. Die Zeichnungen sind so aufeinander abgestimmt, dass alles trotzdem perfekt zusammen passt. Auf diese Weise entstehen immer wieder neue Bilder von verrückten Hunden mit so lustigen Namen wie „Königs-bra-ckel oder „Bull-pu-dor“.

Raquel Martin: Die ganze Welt erklärt in Karten, Coppenrath-Verlag, 48 Seiten, 24 Euro, ab 8 Jahren

Landkarten sind eine gute Möglichkeit, sich der Welt anzunähern und sie zu begreifen. Meist sind darauf aber nur Länder, Gebirge und Flüsse abgebildet. Das Buch „Die ganze Welt erklärt in Karten“ wird seinem Namen gerecht und zeigt, dass es noch viele andere Kategorien gibt, die man in Landkarten darstellen kann.

Sehr schön anzusehen sind besonders die Seiten, auf denen es um Tiere geht, zum Beispiel das Kapitel Tierwanderungen rund um die Welt. Die Kinder erfahren, dass eine Küstenseeschwalbe 95.000 Kilometer im Jahr zurücklegt und bei den Gnus Millionen Tiere auf die Wanderschaft gehen. In weiteren Kapiteln wird dargestellt, wo auf der Welt welche Sprache gesprochen wird, welche Häuser gebaut werden und was am liebsten gegessen wird.

Die Kinder lernen auch, wie viele unterschiedliche Naturwunder es in den Ländern zu bestaunen gibt, welche Vulkane wo liegen, wo auf der Welt welche Feste gefeiert werden und welche Sportarten in welchem Land am beliebtesten sind. Ganz nebenbei lernen sie in diesem bunten Buch also wie im Vorwort beschrieben „ein kleines Stück der Welt kennen, die da draußen auf euch wartet“.

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