In Sachen LiebeHPV-infiziert – wie geht man damit um in einer Beziehung?

Ein Testkit auf Geschlechtskrankheiten für zu Hause.
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Vor Kurzem habe ich einen netten Mann kennengelernt. Es fühlte sich alles sehr vielversprechend an. Als er ein gemeinsames Wochenende vorschlug, habe ich ihm von meinem positiven HPV-Befund erzählt. Wochen später, nach mehreren gemeinsamen Wochenenden und Nächten, kam es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Jetzt ist er so verunsichert und voller Angst, dass er mich vor einer Abklärung mit seinem Urologen nicht mehr sehen will. Wie gehe ich – und wie gehen wir gemeinsam – mit dem Thema um? Sabine H.
Sie haben von Anfang an offen über Ihre HPV-Infektion gesprochen. Das finde ich vorbildlich. Da intime Infektionen häufig schambesetzt und vorurteilsbehaftet sind, könnte ich mir vorstellen, dass Ihnen das nicht leichtgefallen ist. Dadurch haben Sie Verantwortung übernommen und eine vertrauensvolle Basis für ein weiteres Kennenlernen geschaffen.
HPV-Infektion ist sehr ansteckend
Für die Verhütung beim Geschlechtsverkehr sind Sie beide gleichermaßen zuständig. Vermutlich bereuen Sie es sehr, in dieser einen Nacht den Schutz vernachlässigt zu haben. Denn mit den Konsequenzen müssen Sie jetzt umgehen.

Carolina Gerstenberg ist Diplom-Psychologin.
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Tatsächlich ist HPV (Humanes Papillomvirus) sehr ansteckend. Die meisten Frauen und Männer kommen damit im Laufe ihres Lebens in Kontakt. Meistens bleibt eine Ansteckung mit den Viren unbemerkt und heilt von selbst aus. Manche Papillomviren können harmlose Feigwarzen übertragen, andere führen in seltenen Fällen zu Tumorerkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs oder Peniskarzinom. Übertragen wird HPV durch direkten Kontakt mit betroffenen Haut- und Schleimhautzellen. Es wäre also durchaus möglich, dass sich Ihr Bekannter mit HPV infiziert hat (oder unwissentlich bereits infiziert war). Was bedeutet das für Sie beide?
Eigene Position reflektieren und Rückzug akzeptieren
Eigentlich würde ich Ihnen jetzt raten miteinander zu sprechen, Ängste und Sorgen offen zu thematisieren, sich gemeinsam ein realistisches Bild über mögliche Konsequenzen einer Infektion zu machen und zu überlegen, wie Sie mit der Situation umgehen können und wollen. Dies könnte zu einer Entlastung führen und womöglich einige Sorgen und Ängste reduzieren. Nun meidet er aber den Kontakt zu Ihnen, und Sie quälen sich möglicherweise mit Schuldgefühlen.
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Menschen gehen unterschiedlich mit Belastungssituationen um. Wahrscheinlich weiß Ihr Bekannter sich nicht anders zu helfen, als sich zurückzuziehen und die Auseinandersetzung mit Ihnen und dadurch auch mit seinen eigenen Gefühlen zu vermeiden. Ob dies wirklich hilfreich ist, ist eine andere Frage. Was können Sie also in dieser Situation tun? Als erstes sollten Sie sich selbst deutlich machen, wie es Ihnen geht. Durch die Selbstreflexion sind die Gefühle zwar nicht weg, aber sie zu benennen und zuzuordnen, wirkt klärend und entlastend.
Verantwortung für die Verhütung liegt auf beiden Seiten
Im nächsten Schritt könnte Ihnen ein achtsamer Umgang mit Ihren Gefühlen helfen, die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist. Dadurch gelingt es Ihnen leichter, sich in Ihren Bekannten einzufühlen, seinen Rückzug als seine Form des Umgangs mit der Situation anzunehmen und sich Ihren gemeinsamen Leichtsinn zu verzeihen. Andernfalls ist Ablenkung während der Kontaktpause eine gute Idee.
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Eine neutrale Aufklärung des Urologen kann dazu beitragen, Ihren Bekannten zu entlasten, so dass er sich wieder auf Sie einlassen kann. Sobald Sie sich wiedersehen, haben Sie die Chance, sich auszusprechen und Ihre Gefühle und Gedanken miteinander zu teilen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Verhütung sollte für Sie beide in Zukunft noch wichtiger sein und Ihnen ein gutes und vor allem sicheres Gefühl geben. Dann können Sie Ihr Kennenlernen wieder voll und ganz genießen.