In Sachen LiebeWie viel Sex ist in einer Beziehung eigentlich normal?

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Zwei Paar Füße ragen am Ende einer Bettdecke hervor

Viel Stress, wenig Sex: Was macht das mit der Beziehung?

Nach der Arbeit häufig müde, viel Stress, kaum Sex: Geht das vielen so in ihren Partnerschaften? Wie viel Sex ist überhaupt normal?

Ich frage mich, wie viel Sex normal ist. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mich selbst unter Druck setze, weil ich denke, dass wir mal wieder Sex haben sollten. Häufig sind mein Mann und ich nach der Arbeit jedoch zu müde. Keiner von uns beiden beklagt sich darüber. Wir kommen immer noch gut miteinander aus. Aber glauben Sie, dass wenig Sex schlecht für unsere Beziehung ist? (Anika, 45)

Diese und ähnliche Fragen stellen sich sehr viele Menschen. Es spricht nur kaum jemand darüber. Nicht selten ist das Thema Sexualität schambesetzt. Insofern bin ich Ihnen für Ihren Mut dankbar, Ihre Fragen hier zu teilen.

Daniel Wagner

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Zunächst: Es gibt keine universelle Regel, die besagt, wie oft man Sex haben sollte. Es gibt zwar Erhebungen zur durchschnittlichen Häufigkeit. Im Bereich der Sexualität ist aber gänzlich zu vernachlässigen, wie und wie oft es andere machen. Wichtig ist allein, was für Sie und Ihren Partner zufriedenstellend ist.

Zufriedenheit mit Sexualität kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken

Tatsächlich kann sich eine befriedigende Sexualität positiv auf die körperliche und mentale Gesundheit auswirken und auch förderlich für die Beziehung sein. Hier ist es allerdings kontraproduktiv, sich selbst Druck zu machen, denn wenig Sex ist nicht automatisch ungesund. Statt zu fragen, wie viel oder wenig Sex Sie in der Beziehung haben sollten, können Sie sich fragen, ob Sie mit Ihrem Sexleben zufrieden sind.

Eine wichtige Basis für sexuelle Zufriedenheit in der Beziehung ist die emotionale Bindung. Fühle ich mich sicher, erfahre ich Wertschätzung, kann ich der anderen Person vertrauen? Kann ich meine Wünsche und Fantasien äußern, und werden diese vom Gegenpart aufgenommen? Diese Komponenten sind wesentlich, um sich auch im Körperlichen fallen lassen zu können.

Es scheint mir daher hilfreich, dass Sie mit Ihrem Mann ins Gespräch zu dem Thema kommen und sich darüber austauschen, ob Sie beide zufrieden sind mit der Häufigkeit, aber vor allem auch mit der Art und Weise, dem Zeitpunkt und auch dem Ort. Zudem hat nicht jeder Mensch das gleiche sexuelle Verlangen. Ein Partner kann einen höheren Sexualtrieb haben als der andere, was möglicherweise zu Konflikten und Spannungen in der Beziehung führt. Auch in diesem Fall ist es wichtig, offen und ehrlich zu kommunizieren und gemeinsam Lösungen zu finden.

Wunsch nach mehr Sex? Dann den Stress reduzieren

Übrigens: Auch Stress kann das sexuelle Verlangen hemmen. Sollten Sie beide zu dem Schluss kommen, häufiger Sex haben zu wollen, dann wäre zu überlegen, wie Sie systematisch Stress reduzieren können und sich ausreichend Zeit zur Entspannung und Selbstfürsorge nehmen können. Wenn Sie zum Beispiel nach der Arbeit zu ausgelaugt sind, wäre es zudem eine Möglichkeit, sich bewusst am Wochenende zu „verabreden“, um einerseits zu entspannen und andererseits auch Ihre gemeinsame Sexualität auszuleben.

Zudem gibt es viele weitere Faktoren, die beeinflussen, wie oft man Sex haben möchte: zum Beispiel das Alter, die Gesundheit, der Lebensstil und die Beziehungsdynamik. Ein Paar, das frisch verliebt ist, hat möglicherweise häufiger Sex als ein Paar, das schon lange zusammen ist. Studien belegen, dass der Gesundheitszustand die sexuelle Zufriedenheit beeinflusst. Liegt etwa eine chronische körperliche Erkrankung oder psychische Belastung vor und wird diese als beeinträchtigend empfunden, empfiehlt es sich, dies in einem ärztlichen oder psychotherapeutischen Setting abzuklären.


Unser Team von Expertinnen und Experten beantwortet Ihre Fragen in der Zeitung. Die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald sind versiert in der Beratung rund um Liebe, Beziehung und Partnerschaft. Der Urologe Volker Wittkamp kennt sich mit allem aus, was Liebe mit unserem Körper macht – und umgekehrt. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt! Ihre Zuschriften werden anonymisiert weitergegeben. Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de.

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