Kölner Schauspielerin im Gespräch13 Dinge, die Eltern über Sex wissen wollen

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Birte Glang albert mit ihrem Mann und einem ihrer Söhne herum.

Birte Glang ist Juristin, Model und Schauspielerin („Der Staatsanwalt“, „Alles was zählt“) und hat ein Fitness-Programm für Mütter entwickelt („Move it Mama“). Sie kommt aus dem Ruhrgebiet, lebte in Berlin und L.A. und wohnt nun mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Söhnen in Köln.

Wird Sex braver, sobald man Kinder hat? Steigert Beckenbodentraining die Lust? Wie finden Eltern im Alltag intime Momente? Schauspielerin Birte Glang beantwortet 13 Fragen zum Thema Elternsex.

Sind Kinder wirklich Lustkiller? Auch wenn das wohl niemand so harsch formulieren würde – für viele Paare verändert sich das Sexleben erst einmal, sobald Kinder da sind. Plötzlich gibt es emotionale, körperliche und vor allem zeitliche Hürden, die einem erfüllten Liebesleben im Weg stehen können. Wie Elternpaare ihr Sexleben in Schwung halten können, erklärt die Kölnerin Birte Glang in ihrem Buch „Elternsex“. Wir haben ihr schon einmal 13 intime Fragen gestellt.

Ist es normal, dass manche Mütter nach der Geburt eine Weile keine Lust auf Sex haben?

Birte Glang: Ja, absolut. Das ist auch hormonell bedingt. Der Körper der Frau schüttet in der Zeit nach der Geburt durch das Stillen und das Kuscheln mit dem Baby Oxytocin aus. Das macht zufrieden und bewirkt, dass Mütter oft keine Lust auf Sex haben. Sonst wird Oxytocin übrigens beim Orgasmus ausgeschüttet. Bei vielen Müttern kommt die Lust wieder, wenn sie aufhören zu stillen.

Schwindet auch beim Mann die Lust, wenn er Vater geworden ist?

Das ist häufig so. Wenn ein Mann viel Zeit mit seinem Kind verbringt, werden bei ihm ähnliche Hormone ausgeschüttet und er hat vielleicht auch weniger Lust. Dann kommt hinzu, dass viele Männer Angst haben, die Frau beim Sex zu verletzen. In jeder Phase des Elternwerdens haben auch die Männer viele Fragen und Sorgen, die sie sich oft nicht zu stellen trauen.

Haben Frauen nach der Geburt oft körperliche Probleme beim Sex?

Ja, das kommt vor und hängt auch damit zusammen, wie die Geburt war und ob Verletzungen abheilen müssen. Durch Schwangerschaft und Geburt senken sich häufig Organe leicht ab und das macht sich in den Monaten nach der Geburt ab und zu bemerkbar, weil bestimmte Stellungen auf einmal schmerzhaft sind. Das ist aber normal und nicht schlimm. Sind die Schmerzen auch viele Monate nach der Geburt noch da, sollte die Frau das ärztlich abchecken lassen oder bei Physiotherapeuten Hilfe suchen.

Welchen Einfluss hat Beckenbodentraining auf das Lustempfinden?

Einen großen. Ein trainierter und straffer Beckenboden kann helfen, die Organe besser zu tragen. Und der Beckenboden spielt auch beim Orgasmus eine Rolle, da zuckt er ganz schnell zusammen und entspannt sich wieder. Das kann der Muskel natürlich besser, wenn er trainiert ist. Frauen mit schwachem Beckenboden kommen deshalb schlechter zum Orgasmus oder fühlen ihn nicht so intensiv. Ein trainierter Beckenboden kann dagegen das Lustempfinden steigern. Regelmäßiger Sex ist übrigens auch ein gutes Beckenbodentraining.

Warum hadern viele Mütter nach der Geburt mit ihrem Körper?

Es gibt Frauen, die sich nach der Geburt erst einmal fremd fühlen im eigenen Körper. Manche Seiten des Körpers verändern sich nach einer Geburt dauerhaft, Frauen haben zum Beispiel Dehnungsstreifen oder behalten zusätzliche Kilos. Und nicht alles lässt sich wegtrainieren oder weg cremen. Den eigenen Körper so verändert zu akzeptieren und zu lieben, das ist für viele erst einmal eine große Überwindung. Auch dadurch leidet häufig die Lust. Darüber sollte man unbedingt sprechen. Dem Partner sind die Dellen übrigens meistens egal.

Wie kommt Frau ihrem veränderten Körper wieder näher?

Die Physiotherapeutin, die in meinem Buch als Expertin spricht, rät den Frauen, ihren Körper durch Selbstbefriedigung zunächst einmal selbst zu erkunden und wieder kennenzulernen. Ich bin auch Fan davon, dass Mütter ihren Körper trainieren und sich regelmäßig bewegen. Es geht nicht darum, die Traum-Bikini-Figur zu bekommen, sondern sich wohl und fit zu fühlen.

Darf man mit Baby oder kleinem Kind im Zimmer Sex haben?

Eigentlich ist es gesetzlich verboten, mit Minderjährigen im Zimmer Sex zu haben. Aber natürlich ist das Auslegungssache. Es schadet einem Säugling ja nicht. Im Gegenteil, wenn ganz kleine Kinder Mutter oder Vater hören, beruhigt sie das eher – das ist ähnlich wie beim Sex in der Schwangerschaft, das Ungeborene findet die Bewegungen und Laute eher beruhigend. Sind die Kinder dann etwas älter, sollte man natürlich zusehen, dass sie tief schlafen oder sich nicht mehr im Zimmer befinden.

Wird Sex kürzer und braver, sobald man Kinder hat?

Sex als Eltern ist oft schneller und kürzer. Durch die Kinder und den Alltagsstress ist schlichtweg nicht mehr so viel Zeit übrig, Sexualität und Intimität im Sinne von langen romantischen Abenden unterzubringen. Ich würde sagen, man greift zudem oft auf das Altbekannte zurück. Schließlich weiß man, was das Gegenüber mag und was man selbst möchte. Das ist auch mit weniger Zeit, Energie und Gedankenaufwand verbunden. Manchmal findet Sex vielleicht leiser und kontrollierter statt, aus Angst, von den Kindern erwischt zu werden – das kann aber auch reizvoll sein. Und brav ist es deshalb längst nicht. Je älter man wird, desto weniger Hemmungen hat man ja auch.

Wie findet ein Paar im Alltag mit Kindern Zeit für Intimität?

Im Alltag rauscht man ja oft aneinander vorbei, ohne sich eines Blickes zu würdigen. Man könnte einfach damit anfangen, sich überhaupt mal wieder anzuschauen und zu bemerken, was der Partner oder die Partnerin trägt. Auch kleine Gesten, die Nähe entstehen lassen, passen immer rein. Beim Tischdecken etwa ist genug Zeit, sich mal kurz zu küssen oder streicheln oder sich einen Po-Klapser zu geben. Schenkt man diese Gesten öfter, entwickelt sich auch das Bedürfnis nach Intimität wieder mehr. Und der erste Schritt ist gemacht. Auch sich abends einmal bewusst miteinander aufs Sofa zu setzen und in Ruhe über Themen zu sprechen, die nichts mit Kindern und Job zu tun haben, kann Nähe erzeugen. Vielleicht spricht man sogar über sexuelle Wünsche und Erinnerungen. Sich auf solche Gedankenreisen zu begeben, kann auch etwas anstoßen.

Sollte man sich bewusst zum Sex verabreden?

Ich finde, das ist eine tolle Möglichkeit. Solch ein Termin darf natürlich kein Zwang sein. Aber eine Verabredung kann helfen, weil man sich dann schon darauf freuen oder sich sogar vorbereiten kann, indem man sich etwas Schönes darunter zieht. Manchmal kommt die Leidenschaft auch erst beim Machen. Oft muss die Lust erst einmal unter dem Alltagsstress ausgegraben werden, man spürt sie vielleicht gar nicht mehr, weil sich darüber so viel anderes angehäuft hat.

Wie wenig Sex im Elternalltag ist normal?

Normal ist eigentlich alles und nichts. Es kommt auf die Beziehung an. Doch Nähe, Zweisamkeit und Sexualität gehören zu einer Beziehung dazu. Wenn es das gar nicht mehr gibt, geht es eher in die freundschaftliche Richtung. Dass Paare aber mal eine ganze Weile keinen Sex haben, kann durchaus mal vorkommen.

Hilft es, über die Sex-Flaute zu sprechen?

Partner sollten unbedingt darüber sprechen, wie es ihnen damit geht, damit der andere versteht, warum gerade nichts läuft. Dabei sollte man auf keinen Fall vorwurfsvoll sein. Manchmal können die Partner vielleicht sogar gemeinsam über die Situation lachen. Es kommt natürlich darauf an, ob man in der Partnerschaft sonst auch über sexuelle Dinge redet oder das eher totschweigt. Ansonsten kann auch helfen, sich mit einem Freund oder einer Freundin über diese Themen auszutauschen.

Sollten Eltern Neues im Bett probieren, um sich die Leidenschaft zurückzuholen?

Ob es nun eine neue Stellung oder ein Besuch im Swingerclub ist, Neues zu testen kann grundsätzlich sehr reizvoll, aber muss auch nicht für jeden das Richtige sein. Für Paare aber, die gerade eine Sex-Flaute haben, ist das eher nicht die erste Lösung. Sie müssen überhaupt erst wieder zueinander finden und ein Gefühl füreinander entwickeln. Und da ist oft das Altbewährte das Beste. Durch den Alltag ist das Energielevel von Eltern ja ohnehin eher mäßig, da bleibt oft keine Kraft mehr für Experimente im Bett.

Buchtipp: Birte Glang: „Elternsex – Pimp Your Love!”, Verlag Leben & erziehen, 192 Seiten, 18,95 Euro Im Buch beantwortet Birte Glang Fragen rund um das Thema Sex während Kinderwunsch, Schwangerschaft, nach der Geburt und als Eltern generell. Das Buch enthält außerdem Ganzkörper- und Beckenboden-Workouts.

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