Apotheker Thomas Preis„Die Ängste der Menschen waren die intensivste Krisenerfahrung“

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„Mit dem Blick auf andere Länder muss ich sagen: Wir können wirklich froh sein, in Deutschland zu leben“, sagt Thomas Preis.

  • Seit gut sechs Monaten ist Deutschland im Ausnahmezustand: Das Coronavirus hat Grundlegendes verändert.
  • Wir haben Thomas Preis, den Vorsitzenden der Kölner Apotheken, auf den bisherigen Verlauf der Corona-Pandemie zurückblicken lassen.
  • Was war sein eindrücklichstes Erlebnis? Was macht ihm Sorgen, was Hoffnung? Welcher Begriff beschreibt die Krise für ihn am besten?
  • Lesen Sie hier außerdem die Rückblicke sieben weiterer Experten.

Köln – Die Ängste der Menschen um Ihre Gesundheit und die Ihrer Familie habe ich zu Beginn sehr eindrücklich wahrgenommen, auch in meiner Apotheke. Diese Ängste waren für mich die intensivste Krisenerfahrung. Beeindruckt hat mich dann aber auch vor allem die Vernunft, von der sich die allermeisten in dieser außergewöhnlichen Situation haben leiten lassen. Wir alle sahen uns ja quasi von einem Tag auf den anderen einer völlig neuen Gefahr ausgesetzt. Auf das, was wir bis heute erreicht haben, können wir alle gemeinsam durchaus ein bisschen stolz sein.

Eine wichtige Erkenntnis ist die, noch zu wenig über das Virus, dessen Übertragungswege und Langzeitfolgen zu wissen. Deshalb können wir auch noch nicht genug über die mögliche Wirksamkeit von Impfstoffen, die derzeit entwickelt werden, sagen. Erstaunt hat mich aber die Tatsache, dass wir mit Methoden, die es seit dem Altertum gibt – Quarantäne, Mundschutz, Hygiene – sehr, sehr viel erreichen konnten. Genau diese Maßnahmen - zu den ganz besonders auch das Abstandhalten gehört - bleiben entscheidend, bis es irgendwann erprobte und nachweislich wirksame Impfstoffe gibt.

Mit dem Blick auf andere Länder muss ich sagen: Wir können wirklich froh sein, in Deutschland zu leben. Jetzt ist es besonders wichtig, dass wir gemeinsam Erreichtes nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Doch die Disziplin der meisten Menschen hierzulande macht mir Hoffnung darauf, dass wir einen Lockdown im Winter vermeiden können.

Die aktuelle Situation erinnert stellt sich für mich weiterhin als Fragezeichen dar. Ich hoffe, dass wir mit Hilfe der Forschung in Pharmazie und Medizin schon sehr bald zu einem klaren Bild der Pandemie kommen. Denn es gibt immer noch zahlreiche offene Fragen, zu deren Beantwortung wir eindeutige Erkenntnisse benötigen.

Thomas Preis

Lesen Sie auch, wie der Kölner Infektiologe Gerd Fätkenheuer, der Mediziner Walter Möbius, die Psychologin Damaris Sander, ihr Kollege Peter Wehr, Gerhard Wiesmüller vom Kölner Gesundheitsamt, die Juristin Gerlind Wisskirchen und Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, auf das erste halbe Jahr im Ausnahmezustand zurückblicken.

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