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Immer ein Fall für den NotarztWas man tun sollte, wenn ein Kind eine Knopfzellbatterie verschluckt

2 min
In Folie eingeschweißte Knopfzellenbatterie

Knopfzellbatterien sind winzig, gerade Kinder können sie deshalb leicht verschlucken – was lebensgefährlich ist. 

Verschluckt werden viele Sachen. Bei Batterien wird es aber besonders gefährlich. Dr. Magnus Heier erklärt, warum.

Es ist schwer vorstellbar, was alles verschluckt wird: vom Käsewürfel, der noch in einem Käsepieker steckt, bis zu viel zu großen und unzerkauten Stücken Fleisch. Ältere verschlucken nicht selten Teile einer zerbrochenen Zahnprothese. Kinder verschlucken dagegen öfter Murmeln oder glänzende Münzen. Die Gefahr hängt wesentlich davon ab, wie groß der verschluckte Gegenstand ist und welche Form er hat: je spitzer, je länglicher, je kantiger die Oberfläche, desto leichter bleibt das Teil irgendwo im Magen-Darm-Trakt hängen oder verletzt die Schleimhäute.

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

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Im konkreten Fall ist es entscheidend, dass die Mediziner in Kinderklinik, Notaufnahme oder einfach der Hausarzt wissen, was genau verschluckt wurde. Eine sehr gute Idee ist es, einen „baugleichen“ zweiten Gegenstand mitzunehmen – etwa einen zweiten Käsepieker. Von Fall zu Fall wird dann entschieden, ob der Gegenstand endoskopisch – also über einen elastischen Schlauch – entfernt werden muss. Oder ob man einfach abwarten kann, bis das Teil die Magen-Darm-Passage auf natürlichem Weg verlässt.

Verschluckte Batterie immer ein Fall für den Notarzt

Eine entscheidende Ausnahme sind Batterien. Dabei geht es meist um kleine Knopfzellen. Sie sind vor allem für Kinder gefährlich. Eine verschluckte Batterie oder auch nur der Verdacht darauf sind immer ein Notarzt-Notfall (Telefon 112)! Es bleibt keine Zeit zum Abwarten. Denn die Batterie kann durch eine elektrische Reaktion die Schleimhäute von Speiseröhre und Magen-Darm-Trakt schädigen oder zerstören.

Durch den fließenden Strom wird die Flüssigkeit der Umgebung alkalisch – und kann die Schleimhäute in sehr kurzer Zeit verätzen. Die Batterie muss schnell entfernt werden, etwa per Endoskop. Teilweise wird empfohlen, dem Kind Honig zu geben, um den pH-Wert zu senken und die Lauge zumindest etwas abzupuffern. Allerdings sollte man dies ausschließlich nach telefonischer Rücksprache mit dem Notruf tun!

Knopfzellbatterien mit Lack überziehen?

Knopfzellbatterien sind mittlerweile überall: in Fernbedienungen, Armbanduhren, Hörgeräten – und auch in klingenden Grußkarten für Kinder. Entsprechend haben die Notfälle wegen vermeintlich oder wirklich verschluckter Batterien bei Kindern drastisch zugenommen. In Spielzeug sollen diese Batterien etwa durch festgedrehte Schrauben gesichert sein. Die Verpackungen von Knopfzellen sind ebenfalls meist vor Kindern geschützt.

Das nützt allerdings nichts, wenn gebrauchte Knopfzellen herumliegen oder nicht kindersicher mit anderen alten Batterien gelagert werden. Ideen gibt es: Man könnte Batterien mit einem bitteren Lack überziehen, sodass Kinder sie sofort ausspucken (gibt es schon, sagt ein Kollege). Und sie könnten abfärben, sobald sie durch Speichel feucht werden – sodass eindeutig erkennbar wäre, dass ein Kind eine Batterie im Mund hatte. So oder so: alte Batterien müssen mindestens so kindersicher gelagert werden, wie alte Tabletten.