Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Igel-CheckLuftnummer für die Durchblutung

3 min

Was nutzt die Hyperbare Sauerstofftherapie bei einem Hörsturz?

Für wen ist die Leistung gedacht?

Mal macht er sich mit einem Pfeifen bemerkbar, mal mit Schwindel oder Druck im Ohr: Ein Hörsturz kommt immer unerwartet. Und ob die Schwerhörigkeit und der Tinnitus (Ohrgeräusch), die er mit sich bringt, wieder vergehen, ist unklar. Drei von tausend Menschen in Deutschland sind jährlich von dem Phänomen betroffen. Was einen Hörsturz genau auslöst, ist nicht bekannt. Vermutet wird eine Durchblutungsstörung. Zur Therapie gibt verschiedene Ansätze, um die Fließeigenschaften von Blut zu verbessern. Einer ist die Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO). Weil unklar ist, ob ein Hörsturz tatsächlich durch Sauerstoffmangel verursacht wird, müssen Patienten eine HBO als Individuelle Gesundheitsleistung (Igel) selbst zahlen.

Wie funktioniert’s?

Bei der HBO atmet der Patient reinen Sauerstoff unter hohem Druck ein. Dadurch sollen die Sinneszellen im Ohr besser mit Sauerstoff versorgt werden – so die Idee. Nach der „Sauerstoff-Dusche“ sitzt der Patient zwischen 40 und 90 Minuten in einer Kammer, in der ein Überdruck herrscht wie unter Wasser in 15 Meter Tiefe. Dadurch ist der Sauerstoffdruck während der Therapie rund zwanzigmal so hoch wie unter Normalbedingungen.

Was sagt die Forschung?

Der Igel-Monitor, eine Bewertungsplattform des Medizinischen Dienstes der gesetzlichen Krankenkassen, bewertet das Angebot als „tendenziell negativ“. Die Forscher analysierten für ihr Urteil neun Übersichtsarbeiten. „Die tatsächliche Aussagekraft aller Studien ist aus verschiedenen Gründen mangelhaft“, heißt es in der Bewertung. „Die Studienlage ist unbefriedigend und lässt keine Hinweise auf einen Nutzen erkennen.“ Ob HBO bei Hörsturz tatsächlich wirke, darüber könne man also aus wissenschaftlicher Sicht aktuell nur spekulieren.

Was sagen die Ärzte?

„Der harte wissenschaftliche Nachweis, der von den gesetzlichen Kassen gefordert wird, lässt sich bei der hyperbaren Sauerstofftherapie nur schwer erbringen“, sagt Hartmut Strelow, Leiter der HBO-Therapie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Das liege vor allem an ehtischen und praktischen Grundsätzen: Um eine Verblindung zu erreichen – also die Voraussetzung dafür, dass ein Proband nicht weiß, ob er die echte Therapie oder nur ein Placebo erhält – müsste man Patienten in der Druckkabine einen geringer konzentrierten Sauerstoff verabreichen und so Spätfolgen riskieren.

Und um Ergebnisse vergleichbar zu machen, müsste man alle Probanden zum selben Zeitpunkt nach dem Hörsturz behandeln – und damit bei manchen eine Verschlechterung der Symptome riskieren. Strelow hält HBO aber auch ohne harten Nachweis für eine Therapieoption. „Unter der Bedingung, dass alle anderen Mittel ausgeschöpft sind und der Patient noch nicht länger als acht bis zwölf Wochen erkrankt ist.“ Eine spätere Behandlung ergebe keinen Sinn.

Was kostet sie?

Die Behandlung ist teuer: Bei Hörsturzes werden 10 bis 15 Sitzungen veranschlagt, die in der Regel jeweils 200 bis 250 Euro kosten.

Fazit

Für Patienten, die alle Mittel gegen ihren nervenden Tinnitus ausschöpfen wollen, ist die HBO eine Option. Allerdings sollte man nicht zu spät damit anfangen. (ma)