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Große Studie aus KanadaSo wirken sich CT-Untersuchungen auf Schwangere aus

2 min
Ein Raum mit einer CT-Röhre

CT arbeitet mit Röntgenstrahlen. (Symbolbild)

Kernspintomografie-Untersuchungen funktionieren mit Strahlung. Wie wirkt sich das auf Schwangere aus? Experten ordnen eine große Studie ein.

Diese Studie beeindruckt schon durch ihre Größe: In Kanada wurden die Daten von über fünf Millionen Schwangerschaften ausgewertet. Analysiert wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen CT-Untersuchungen (die Untersuchung „in der Röhre“) und Fehlgeburten sowie angeborenen Fehlbildungen der Neugeborenen. Ein erhöhtes Risiko wäre grundsätzlich plausibel, weil das CT mit Röntgenstrahlen, mit ionisierender Strahlung arbeitet – im Gegensatz etwa zur Kernspintomografie (Magnetfeld) und Ultraschalluntersuchungen (mit Schall).

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

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Diese Strahlung im CT könnte theoretisch durchaus genetische Veränderungen in den Eizellen der potenziellen Mutter vor der Befruchtung oder auch in der befruchteten Zelle auslösen. Und tatsächlich scheinen die Ergebnisse beunruhigend: Ohne CT-Untersuchung – also quasi nach einer „ungestörten“ Schwangerschaft – hatten 101 von 1000 Frauen einen spontanen „Schwangerschaftsverlust“. Mit drei oder mehr CT-Untersuchungen stieg diese Zahl auf 142! Ähnlich drastisch waren die Unterschiede bei angeborenen Fehlbildungen. Ganz offensichtlich haben CT-Untersuchungen während oder kurz vor der Schwangerschaft Einfluss auf die Schwangerschaft selbst.

Experten ordnen ein: CT nur eine Scheinkorrelation?

Oder doch nicht? Das Kölner „Science Media Center“ hat Expertenmeinungen zu dieser Studie eingeholt. Und plötzlich ist das, was ganz eindeutig klang, nicht mehr so eindeutig. Forscherinnen und Forscher weisen darauf hin, dass die Gründe für die jeweiligen CT-Untersuchungen nicht genannt wurden. Dabei sei es untypisch, dass junge Frauen ins CT geschoben würden – und schon gar mehrmals. Einfach, weil junge Menschen in der Regel gesund sind, die meisten CTs werden eher bei Älteren gemacht.

Hier ist also zu vermuten, dass die untersuchten jungen Frauen unter irgendwelchen Krankheiten oder gesundheitlichen Einschränkungen litten. Und an dieser Stelle kommt das erste große Fragenzeichen: Es ist möglich, dass die erhöhte Zahl von Fehlgeburten und Fehlbildungen in dieser Gruppe möglicherweise durch eben diese Krankheiten – und nicht durch die CT-Untersuchungen – ausgelöst wurden. Damit wäre die Computertomographie nicht die Ursache, das Ganze wäre eine Scheinkorrelation.

Warnung vor allzu leichtfertigem CT-Umgang

Hinzu kommt, dass die Technik sich in den letzten Jahrzehnten entscheidend verbessert hat: Seit 1992 (dem Beginn der Beobachtung) bis heute ist die Bildqualität deutlich besser, die Strahlenbelastung deutlich geringer geworden. Risiken und Nebenwirkungen von damals und heute sind nicht miteinander vergleichbar.

So oder so bleibt die Studie eine Warnung: vor allzu leichtfertigem Umgang mit CT-Untersuchungen. Sie werden auch heute noch zu häufig ohne zwingenden Grund angeordnet – etwa bei diffusem Rücken- oder Kopfschmerz. Obwohl sie strahlenbelastend sind. Obwohl sie in vielen Fällen durch Ultraschall oder Kernspintomografie ersetzt werden können. Obwohl sie oft überflüssig sind.