Umstrittene ThesenAlkohol in der Schwangerschaft?

Gelegentlich ein Glas Wein während der Schwangerschaft: Laut Wirtschaftswissenschaftlerin Emily Oster, die in ihrem Buch mit einigen Verboten aufräumt, ist das kein Problem.
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Kann ich das essen, jenes trinken? Schadet das womöglich meinem Kind? Eine Frau muss während ihrer Schwangerschaft unendlich viele Entscheidungen treffen und wird täglich mit gutgemeinten Ratschlägen konfrontiert, findet Wirtschaftswissenschaftlerin Emily Oster. Die Professorin an der Universität von Chicago hat ihre Schwangerschaft dazu genutzt, Mythen auf den Grund zu gehen und Allgemeinplätze zu hinterfragen.
Für ihre Rückschlüsse hat die Dozentin während ihrer Schwangerschaft Daten und Fakten recherchiert, Studien ausgewertet, Weisheiten aus verschiedenen Ländern verglichen und ihre Erkenntnisse schließlich in dem Buch „Expecting Better: Why the conventional pregnancy wisdom is wrong and what you really need to know“ zusammengetragen.
Für einen entspannteren Umgang mit der Schwangerschaft
Ihr Antrieb: Sie wünsche sich einen besser informierten und entspannteren Umgang mit der Schwangerschaft. Ihr Buch, das kürzlich in den USA bei Penguin Press erschienen ist, soll werdenden Müttern „die unendliche Aneinanderreihung von Entscheidungen“ während der neun Monate erleichtern, wirbt ihr Verlag. Dabei bleiben in Osters unkonventionellem Ratgeber einige Verbote und Regeln auf der Strecke, an die sich Schwangere normalerweise halten.
Alkohol in der Schwangerschaft? – ein No-Go für die meisten Frauen: Oster sieht das anders. Während der Schwangerschaft könne man sich gelegentlich ein Glas Wein genehmigen. Zwar rieten Gesundheitsorganisationen in den USA zu Abstinenz, in anderen Ländern erklärten ähnliche Organisationen jedoch, dass ein gelegentlicher Alkoholkonsum kein Problem für Schwangere darstelle, zitiert sie die Huffington Post. Verlässlichen Studien zufolge könnten Frauen im zweiten und dritten Trimester sogar täglich ein Glas Wein trinken – mehr aber auch nicht.
Schwanger mit Sushi? Vor Sushi brauche eine Schwangere keine Angst zu haben, befindet Oster. Auf Maki-Rollen müssen werdende Mütter ihrer Ansicht nach also nicht verzichten. Sie warnt allerdings vor Rohmilchkäse.
Der Kaffee am Morgen? Kaffeekonsum in Maßen sei während der Schwangerschaft in Ordnung, befindet die Mutter einer gesunden zweijährigen Tochter.
Was nützt die oft verordnete Bettruhe? Dass so vielen Schwangeren Bettruhe verordnet werde, sei nicht nachvollziehbar, resümiert Oster. Es gebe keine Belege, dass diese Komplikationen in der Schwangerschaft verhindere.
Dürfen Schwangere im Garten arbeiten? Gartenarbeit sieht Oster kritisch, weil sich in der Erde Toxoplasmose-Erreger aufhalten können, wie sie in einem Interview mit der Huffington Post erklärte.
Schaden heiße Bäder? Zumindest im ersten Trimester sollten Schwangere auf heiße Bäder verzichten, rät die Wissenschaftlerin.
Schwanger ab 35? Dass es am 35. Geburtstag einer Frau einen plötzlichen Rückgang der Fruchtbarkeit gebe, verneint Oster vehement. Sehr viele Frauen würden erst nach dem 35. Lebensjahr schwanger.
Wie sehr schadet extreme Gewichtszunahme während der Schwangerschaft? Laut der Autorin sollten sich Schwangere mehr Sorgen um eine zu geringe Gewichtszunahme machen.
Osters Thesen sind umstritten
Osters Erkenntnisse haben in den USA für Aufmerksamkeit, aber auch Kritik gesorgt. Einer der wichtigsten Kritikpunkte: Oster untersucht das Phänomen Schwangerschaft als Wirtschaftswissenschaftlerin, und eben nicht als Ärztin. Ohne medizinische Ausbildung seien ihre Rückschlüsse und Ratschläge sogar gefährlich, urteilen manche.Im Guardian heißt es, Oster habe einen entscheidenden Fehler gemacht: Sie habe sich ganz auf die Schwangerschaft und die Geburt konzentriert – und nicht auf das, was danach kommt, wenn das Baby schließlich da ist. Dann nämlich fange die eigentliche Herausforderung, die Zeit der wirklich schwierigen Entscheidungen, erst an.
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