NaturschutzIn Breitenbenden wird erklärt, was Perga und Propolis mit Bienen zu tun haben

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Imker Oliver Tretbar hält eine Wabe mit Bienen in beiden Händen.

Am lebendem Objekt informierte Oliver Tretbar die Teilnehmer des Workshops über die Lebensweise der Honigbiene.

Ohne Bienen sieht's auch im Kreis Euskirchen finster aus. Der Wert der Tiere für die Nahrungsmittelproduktion wird am Lehrbienenstand deutlich.

Es summte kräftig auf den Bienenwaben, die Oliver Tretbar in der Hand hielt. Vorsichtig hob er den Holzrahmen aus dem Bienenstock und zeigte ihn, während die Insekten etwas irritiert, aber nicht weiter beunruhigt, um ihn herumschwirrten und auch schon einmal auf seinem gelben T-Shirt landeten. Für Tretbar etwas völlig Normales, denn als Bienensachverständiger kennt er sich im Umgang mit den Tieren aus.

Am Montagabend leitete er einen Workshop über Honigbienen, der am Lehrbienenstand des Bienenzuchtvereins Euskirchen in Breitenbenden stattfand. Elf Interessierte nahmen an der Veranstaltung teil.

Die Biene gilt als das drittwichtigste Nutztier

In Zeiten, in denen die Zahl der Insekten immer weiter abnimmt, wird vielen Menschen bewusst, wie wichtig die Kerbtiere für die Bestäubung und Befruchtung der Nahrungspflanzen und damit auch für die Ernährung sind.

Wenn die Bienen gehen, geht auch der Mensch – das ist keine abwegige Vision, sondern angesichts ihrer unersetzlichen Tätigkeit in der Landwirtschaft leider eine echte Bedrohung. Nicht umsonst gilt die Biene als das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein, und das eben nicht allein wegen des Honigs, den sie produziert, sondern wegen ihrer Bestäubungsleistung.

Das Bild zeigt eine Wabe mit zahlreichen Bienen.

Die Bienen von Oliver Tretbar sind recht friedliche Gesellen.

So zitierte Oliver Tretbar direkt zu Beginn des Workshops den Bericht eines Obstbauern und Imkers von 1930, in dem dieser berichtet, dass er durch Einsatz eines Bienenstocks in seiner Obstbaumplantage den Ertrag innerhalb eines Jahres um satte 100 Prozent steigern konnte.

„Bienen spielen eine wichtige Rolle als Bestäuber“, sagte Astrid Heistert-Klink von der Streuobstgenossenschaft SoNNe, die zu dem Workshop eingeladen hatte. So mache es sich im Ertrag bemerkbar, wenn Bienen auf Streuobstwiesen gehalten würden. „In großen Obstplantagen wird das erfolgreich eingesetzt“, betonte sie.

In Breitenbenden geht es auch um Propolis und Perga

Dass die Wahl auf Tretbar als Dozent fiel, war kein Zufall. Denn dieser ist nicht nur Bienensachverständiger, sondern seit drei Jahren auch Obstbaumwart und Streuobstpädagoge. „Ich bin eigentlich über das Streuobst zur Biene gekommen“, verriet er. 2009 habe er seine erste Streuobstwiese angelegt. Die Themen Honigbiene und Streuobstwiese sollten zusammen gesehen werden. „Die früheren Obstbauern waren mit Sicherheit auch Imker, dieses Zusammenspiel haben viele nicht im Fokus“, betonte er.

Das Bild zeigt Oliver Tretbar (r.). Er hält eine Bienenwabe in der Hand und erklärt einer Gruppe von Menschen etwas.

Elf Interessierte nahmen an der Veranstaltung teil.

„Die Teilnehmer sollen die Bienen riechen, fühlen und schmecken“, kündigte Tretbar direkt zu Beginn der rund zweistündigen Veranstaltung an. Allerdings gehe es dabei nicht darum, die Biene zu essen, sondern die vielfältigen Produkte kennenzulernen, die sie schaffe. Da gebe es zum Beispiel Propolis, eine Art Kittharz, das viele gesundheitsfördernde Wirkungen hat. Oder auch Perga, das auch Bienenbrot genannt wird – eine aus Pollen und Bienenspeichel bestehende Masse, mit denen die Bienen im Stock ihre Brut füttern.

Der Honig konnte direkt aus der Wabe probiert werden

Natürlich gab es auch Honig zu probieren, und zwar so, wie wohl keiner der Teilnehmer jemals Honig probiert hat – mit dem Finger direkt aus der Wabe. Die Bienen ließen es gelassen geschehen. „Ich habe in der Regel recht friedliche Bienen“, sagte Tretbar. Andere Sorten könnten allerdings auch aggressiver sein. Doch auch die Breitenbendener Bienen reagierten gereizt, als eine Wespe sich zwischen sie schmuggelte, um ein wenig süßen Honig zu stibitzen. Schnell wurde der Eindringling vertrieben.

Über die Verwendung von Rauch, die verschiedenen Pollensorten und die Ansiedlung von insektenfreundlichen Sorten berichtete Tretbar. Auch über die verschiedenen Bienenwesen in einem Stock informierte der Bienenexperte. So zeigte er die Drohnen, die männlichen Bienen, die zur Befruchtung der Königin da sind. Und auch die Bienenkönigin, mit weißem Punkt und einer Nummer eins auf dem Rücken, konnte er präsentieren.

Viel Erfahrung in Streuobstdingen oder Imkerei hatten die meisten Teilnehmer noch nicht. „Ich mache Workshops für Kinder in einem großen Garten mit Wildblumen in Kommern und wollte mehr über Wildbienen erfahren“, sagte Rita Köber-Theilken. Damit wolle sie sich auf die Fragen der Kinder vorbereiten.


Der Kreisimkerverband

Der Lehrbienenstand in Breitenbenden wird vom Bienenzuchtverein Euskirchen betrieben. Hier werden Imker ausgebildet und im Umgang mit den Bienenvölkern unterrichtet. Den Verein gehören rund 100 Mitglieder an. Dazu gibt es noch den Kreisimkerverband, in dem rund 320 Imker organisiert sind, die zusammen rund 2500 Bienenvölker pflegen.

Als Bienen- und Honigsachverständiger ist Oliver Tretbar für die Veterinärbehörden ehrenamtlich unterwegs. Er kommt zum Einsatz, wenn der Verdacht auf  Seuchenbefall besteht oder ein Imker, um eine bestimmte Tracht zu erzielen, die Kreisgrenze überschreiten will. (sev)

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