Immobilie gesuchtMit diesen ungewöhnlichen Methoden haben Familien ein Haus gefunden

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Elisabeth Naeem hat ein leerstehendes Haus in Sülz gefunden – und tatsächlich auch gekauft.

Köln/Bonn – Elisabeth Naeem und ihr Mann Moritz haben fünf Jahre lang in Köln nach einem Haus für sich und ihre zwei Kinder gesucht. Wie so viele andere junge Familien sind sie fast daran verzweifelt. Bis Naeem Anfang des Jahres beschloss: „Wir suchen nicht länger, wir finden jetzt ein Haus.“ Sie hätten ihr „Mindset geändert“, so beschreibt es die 41-Jährige. Mit Erfolg. Vor vier Wochen unterschrieb das Paar den Kaufvertrag für einen „Rohdiamanten“ in ihrem Lieblingsstadtteil Sülz. Aktuell wird saniert. Der fünfjährige Sohn Ludo und die dreijährige Tochter Amalia freuen sich schon, im nächsten Sommer im eigenen Garten spielen zu können.

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Natürlich steckt etwas mehr hinter dem Erfolg der Naeems als das pure Umdenken bei der Wortwahl. Auch wenn Elisabeth Naeem überzeugt ist, dass das eine große Rolle gespielt hat. „Wir haben das durchgezogen, das Wort Suchen war für uns gestrichen, es ging nur noch ums Finden“, erklärt sie. In den Jahren zuvor hielten sie Kontakt zu mehreren Maklern und installierten Suchaufträge bei den diversen Internetportalen mit Immobilienanzeigen. Was man halt so tut bei der Immobiliensuche.

Das Hausbudget stieg jährlich, aber die Preise stiegen schneller

Aber ohne Erfolg. „Die Häuser waren immer einen Tick zu teuer“, sagt Naeem, „Dann fehlten uns die letzten 300.000 Euro, um mitspielen zu können.“ Sie verkauft Schmuck und Accessoires über Teleshopping-Sender, ihr Mann ist Oberarzt in einem Krankenhaus. Das Familieneinkommen kann sich also durchaus sehen lassen. Ihr Budget für den Hauskauf stieg von Jahr zu Jahr. Doch die Preise auf dem Kölner Immobilienmarkt stiegen schneller. „Wir wurden in aller Regel überboten“, erzählt Naeem.

Oder die Verkäufer entschieden sich unter der Masse an Interessenten für jemand anderes. Einmal kam das Paar unter die letzten zwei Interessenten. Ein älteres Ehepaar verkaufte sein Haus erstaunlich günstig. Über den Makler sollte vor der finalen Entscheidung ein Brief an die Verkäufer eingereicht werden. Noch einmal konnten die beiden Interessenten Werbung in eigener Sache machen. Naeem und ihr Mann boten mehr Geld. „Das war unser Fehler“, sagt sie. „Es ging nicht ums Geld. Es ging eher um Emotionen. Auch das gibt es.“

Über den Hund ans Haus gekommen

Diese Erfahrung haben auch Ilka Engelhardt und ihr Mann in Bonn-Bad Godesberg gemacht. Auch sie hatten schon mehrere Jahre nach einem Haus für sich und ihre Kinder gesucht und waren immer wieder enttäuscht worden. Vor drei Jahren waren sie nicht mehr wirklich aktiv bei der Sache, aber die Suchaufträge bei den Immobilienbörsen liefen noch. Das Haus in Bad Godesberg stach ihnen ins Auge, und sie schafften es, einen Besichtigungstermin zu vereinbaren. Bei diesem ging es für Ilka Engelhardt und ihre Tochter weniger um das Haus und mehr um den Hund der Frau des Verkäufers. Die Tochter spielte ausgelassen mit dem Vierbeiner und die beiden Frauen fachsimpelten über Hunde. Am Ende war für die Familie klar: Das Haus ist schön – aber klappen wird es wohl kaum mit dem Kauf. Natürlich gab es auch hier wieder massenweise andere Interessenten.

Doch eine Woche später kam der Anruf des Maklers: Ob sie schon bei der Bank gewesen seien und die Finanzierung klar gemacht hätten? Waren und hatten sie nicht. Den Kaufvertrag unterschrieben sie trotzdem. Die Verkäuferfrau war so begeistert von der Hundebegeisterung gewesen, dass Ilka Engelhardt und ihre Familie den Zuschlag bekamen.

Zeitungsanzeigen, Handwurfzettel, Telefonnummern googeln

Elisabeth Naeem und ihr Mann wollten sich Anfang des Jahres nicht länger auf Glück und Zufall verlassen. Er nahm sich eine Woche Urlaub, und sie gingen in die Offensive. Sie schalteten Zeitungs-Anzeigen, gestalteten Handwurfzettel mit Familienfoto und warfen sie in 200 Briefkästen, guckten offensichtlich leerstehende Häuser in ihren bevorzugten Gegenden aus und klingelten bei den Nachbarn, um die Besitzer ausfindig zu machen. So stießen sie auf ihren „Rohdiamanten“ in Sülz. Ein Nachbar erzählte ihnen, das Haus sei vor zwei, drei Jahren verkauft worden. Elisabeth Naeem glaubte das nicht. Ein anderer Nachbar verriet ihnen den Namen einer Person aus der Erbengemeinschaft. Sie durchforsteten das Internet und fanden eine Telefonnummer. Und schließlich die Besitzerin. Die erzählte ihnen, dass der Verkauf bislang immer an einem Streit unter den Erben gescheitert war.

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Elisabeth Naeem vor ihrem neuen Eigenheim.

Das hartnäckige Dranbleiben von Elisabeth Naeem und ihrem Mann führte dazu, dass die Erben noch einmal über einen Verkauf nachdachten. Und sich schließlich dazu entschlossen. Zum selben Preis, den sie schon vor zwei, drei Jahren verlangt hätten. Bezahlbar für die junge Familie. Aber eben nur, weil das Haus nicht offiziell auf dem Markt war und die Besitzer den Verkauf nun schnell über die Bühne bringen wollten. „Wir sind total stolz, dass unsere Eigeninitiative zum Ziel geführt hat“, sagt Naeem. Manch einer sei genervt gewesen von ihrer Klingel- und Fragerei. Und als sie ihr Haus gerade gekauft hatten, lag schon der nächste Zettel einer anderen Familie im Briefkasten. „Was bleibt einem auch anderes übrig, als sein Glück in die Hand zu nehmen?“, sagt Naeem.

Über die offiziellen Kanäle gibt es keine erschwinglichen Immobilien

Ja, was bleibt einem übrig? Besondere Geheimtipps hat auch Kurt Pfeifer leider nicht in petto. Der 70-Jährige ist im Verband Wohneigentum der Vorsitzende für den Kreis Köln, Rhein-Sieg, Bonn. Der Immobilienmarkt in der Region sei aktuell „völlig verrückt“, sagt er: „Wenn Sie nur eine Garage verkaufen, schlagen sich die Leute schon die Köppe ein.“ Über die offiziellen Kanäle, Makler und Angebote auf Internetplattformen, könne man eigentlich keine erschwinglichen Immobilien mehr finden. Halbwegs bezahlbar sei nur, was über Mund-zu-Mund-Propaganda gefunden wird.

Deshalb lautet Pfeifers Rat: „Wenn Sie ein Haus in der Region suchen, erzählen sie es jedem, den Sie kennen. Und auch jedem, den sie nicht kennen.“ Für jene, die fündig werden, hat er noch drei ganz praktische Tipps: Nicht darauf setzen, dass die Zinsen weiter sinken, sondern das aktuelle Tief dafür nutzen, eine Hypothek so lange wie möglich festzuschreiben. Beim Kauf eines Neubaus den Bauherren um zwei unterschiedliche Kaufverträge für Grundstück und Haus bitten – um die Grundsteuer auch wirklich nur für das Grundstück bezahlen zu müssen. Und beim Bau eines Hauses darauf achten, ob das, was gebaut wurde, am Ende auch wirklich identisch ist mit dem, was in der Bau-Ausschreibung steht.

Ansonsten bleibt nur: Aus dem Such- in den Findemodus schalten. Oder anders: Hartnäckig sein, kommunikativ und kreativ. Geduldig bleiben und nicht aufgeben.

Drei Fragen zum Hauskauf

1. Kaufen oder mieten?

Wer ein Haus kauft, verschuldet sich in der Regel für mehrere Jahrzehnte und geht eine hohe finanzielle Belastung ein. Aber: Immobilien sind derzeit eine risikoarme Geldanlage, die als Altersvorsorge dienen kann. Wer mietet, trägt weniger finanzielle Verantwortung und ist bei einem Wohnortwechsel flexibler. Aber: Mietzahlungen bringen keine Rendite und keine Sicherheit fürs Alter.   

2. Worauf achten beim Kauf?

Wer in der Region aktuell die Möglichkeit zum Hauskauf bekommt, muss oft schnell zuschlagen, sonst ist er raus. Bei allem Druck sollten dennoch folgende Dinge geprüft werden: Die bautechnischen Eigenschaften wie Heiztechnik oder Fensterverglasung, bauliche Mängel wie Feuchtigkeit im Keller oder Mängel an Dachstuhl oder Dach – um hohe Sanierungskosten zu vermeiden oder zumindest darauf vorbereitet zu sein. Es schadet auch nichts, sich die Betriebskostenabrechnung zeigen zu lassen – um die Kosten zusätzlich zu den Kreditraten einschätzen zu können.

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3. Wie viel Eigenkapital ist nötig?

Als Faustregel gilt: Mindestens die Nebenkosten des Hauskaufs sollten aus Eigenmitteln gezahlt werden können. Also die Grunderwerbssteuer, Kosten für Notar und Grundbucheintrag und mögliche Maklergebühren. Das sind zehn bis 15 Prozent des Kaufpreises. Wer also für 500.000 Euro kaufen will, sollte wenigstens 75.000 Euro an Eigenkapital sowie ein sicheres Einkommen für die nächsten Jahrzehnte mitbringen.    

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