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5 Ideen für eine bessere ArbeitsweltWer im Meeting keinen Sinn sieht, darf gehen

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Mitarbeiter, die selbstbestimmt arbeiten, fühlen sich dem Unternehmen stärker verbunden.

Köln – Weniger arbeiten, mehr Zeit für Freizeit und Familie, aber trotzdem nicht weniger verdienen. Die Idee klingt gut, ist aber nicht immer so leicht umzusetzen. Die Vier-Tage-Woche bei voller Bezahlung ist eine Möglichkeit, es gibt aber noch andere Ideen. Statt einfach einen Arbeitstag zu streichen, könnte man auch die Arbeitszeit anders einteilen.

In seinem gerade erschienenen Buch „New Work Utopia“ stellt Carsten Schermuly, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule SRH Berlin, das New-Time-Konzept vor, in dem es darum geht, die Zeit am Arbeitsplatz möglichst effizient zu nutzen.

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Carsten Schermuly ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule SRH Berlin.

Demnach dürfen Routineaufgaben maximal 60 Prozent der Arbeitszeit in Anspruch nehmen, zehn Prozent sind freigestellt für kreative Prozesse, neue Projekte und Ideen, 20 Prozent werden dazu genutzt, Projekte ans Laufen zu bringen oder fertig zu stellen und die restlichen zehn Prozent stehen komplett zur freien Verfügung. „In dieser Zeit dürfen die Arbeitnehmer wirklich machen, was sie wollen, auch schlafen oder nach Hause gehen“, erklärt Schermuly. Und weiter: „Dieser Ansatz ist vielfältiger als der der reinen Vier-Tage-Woche. Einfach einen Tag rauszunehmen, kann gut sein, es kann aber auch das Verderben für die Mitarbeiter sein, weil sie sich an den restlichen Tagen überarbeiten.“

Selbstbestimmte Mitarbeiter arbeiten besser

Statt per se die Arbeitszeit zu reduzieren, sei es besser, die Zeit am Arbeitsplatz so attraktiv wie möglich zu gestalten und zufriedene, selbstbestimmte Mitarbeiter zu haben. Darauf konzentriert sich auch Carsten Schermuly, der zum Thema Empowerment (Unterstützung, Befähigung) und New Work habilitiert hat und an der Fachhochschule SRH Berlin dem Forschungsinstitut für New Work and Coaching vorsteht.

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Seine Kernaussagen könnte man in einem Satz zusammenfassen: Mitarbeiter, die sich kompetent und selbstbestimmt fühlen sowie Sinn und Autonomie in ihrem Beruf wahrnehmen, arbeiten besser, sind seltener krank, stärker an das Unternehmen gebunden und gehen später in Rente. Damit das gelingt, muss das Erleben der Mitarbeiter in den Fokus gerückt werden. Dabei sollen New-Work-Maßnahmen helfen.

Fünf Ideen für die neue Arbeitswelt

1. Stärkung der Mitarbeiter als ZielOft dient das Schlagwort New Work lediglich als Marketinginstrument für die Selbstdarstellung der Firma. Das funktioniert auf die Dauer nicht. Ziel muss wirklich sein, alle Mitarbeiter psychologisch zu bestärken und sie dabei zu unterstützen, eigenverantwortlich und selbstständig zu handeln.

2. Sinnvolle TeammeetingsKommunikation ist gut und wichtig, aber bei mehr als zehn Stunden Meeting-Zeit pro Woche wird es unproduktiv, haben Studien gezeigt. Wer künftig zu einem Meeting einlädt, sollte dafür einen Sinn formulieren, dem alle Teilnehmer zustimmen müssen. Dieser Sinn wird auch während des laufenden Meetings immer wieder überprüft. Wer keinen Sinn mehr darin sieht, darf jederzeit aussteigen. Generell sollte die Zeit des Treffens auf 30 Minuten begrenzt sein. Außerdem gibt es eine Sprechreihenfolge: Der- oder diejenige mit der höchsten Position sollte möglichst erst am Ende reden und erst alle anderen zu Wort kommen lassen. Dadurch wird verhindert, dass sich die Diskussion zu schnell an der Meinung einer Führungskraft orientiert und neue Ideen und Meinungen haben eine Chance, gehört zu werden.

3. Bürokratie verschlankenIn vielen Unternehmen häufen sich mit der Zeit zahllose Regelungen an, die manchmal gar nicht mehr nötig sind. Wenn diese regelmäßig auf den Prüfstand gestellt werden, kann Bürokratie verschlankt werden. Damit das gelingt, sollen Mitarbeiter bürokratische Hürden melden und regelmäßig über deren Abschaffung oder Beibehaltung diskutieren und dann abstimmen.

4. Führung ist freiwilligIn den meisten Firmen herrscht die Annahme vor, dass Teams nur mit einer Führungskraft gut arbeiten. Aber muss das wirklich so sein? Eine Firma könnte sich aber auch selbst in Teams organisieren, die je nach Größe und Aufgabe selbst entscheiden können, ob sie geführt werden möchten. Führung wäre dann etwas, dass man sich gönnt, um besser arbeiten zu können. Auch wer das übernimmt könnte vom Team selbst bestimmt werden. Führung wäre freiwillig und könnte von beiden Seiten abgelehnt werden.

5. Alte Regeln überprüfenUm innovativ zu sein, müssen Unternehmen nicht nur Neues entstehen, sondern auch Altes sterben lassen. Dazu gehört es, regelmäßig zu überprüfen, ob eine Regel noch zum Unternehmen passt, ob sie verändert werden muss oder ob sie abgeschafft werden kann. Darüber sollte regelmäßig diskutiert werden. Wichtig: Wenn etwas verändert wird, muss man den Mitarbeitern die Gründe erklären und vor allem auch deutlich machen, welche positiven Effekte die Veränderung für jeden einzelnen hat. Wenn das klar ist, sind die Menschen eher bereit, gewohnte Abläufe zu verändern.

Für New Work gibt es keine genaue Definition. Unter dem Oberbegriff werden verschiedene Instrumente zusammengefasst, die das Arbeitsleben angenehmer und flexibler machen sollen, zum Beispiel offene Bürokonzepte, agiles Projektmanagement, flache Hierarchien und Jobsharing. In manchen Firmen bedeutet New Work auch, dass es keine Führungskräfte mehr gibt und die Angestellten sich selbst organisieren – womit längst nicht alle Mitarbeiter zurechtkommen. „New Work ist ein Containerbegriff: Wie in einen Container können Sie alles reinschmeißen und alles rausholen, was Sie wollen“, sagt Schermuly. Klar lässt sich sagen, dass alle New-Work-Maßnahmen das Ziel haben sollten, Mitarbeiter psychologisch zu stärken (Empowerment). Konkret bedeutet das, dass die Menschen dadurch Bedeutsamkeit, Selbstbestimmung, Einfluss und Kompetenz am Arbeitsplatz erfahren. Auf diese Weise steigert sich die Arbeitszufriedenheit, es gibt weniger Stress, die Menschen handeln proaktiv und innovativ, sind weniger depressiv und langfristig stärker an das Unternehmen gebunden.

Jede Aufgabe sollte einen Sinn haben

Wer in seiner Firma eine New-Work-Maßnahme einführen möchte, muss Schermuly zufolge zuerst herausfinden, wie es der Belegschaft geht, wer wie zufrieden oder unzufrieden ist, wo Selbstbestimmung oder Sinn fehlt und welche Abteilung am meisten empowert, also bestärkt und ermächtigt werden muss. Das lässt sich am besten mit einem Fragebogen ermitteln. „Was dann unternommen wird, hängt vom Unternehmen ab. Manche lassen die Mitarbeiter sich selbst organisieren, andere behalten Hierarchie und klassische Führung bei, gehen aber bedachter mit den Mitarbeitern um und versuchen sie zu stärken. Viele Unternehmen machen auch gute Erfahrungen mit Partizipation“, hat Schermuly festgestellt und schiebt zugleich hinterher: „Das bedeutet nicht, dass alle überall mitreden dürfen, sondern dass man bestimmte Menschen mitentscheiden lässt, die in einem bestimmten Bereich kompetent sind.“

Schermuly ist davon überzeugt, dass Menschen nur dann gut arbeiten, wenn sie einen Sinn in ihrer Aufgabe sehen und wenn sie mitbestimmen dürfen, „und zwar egal in welchem Unternehmen, egal in welcher Firma, egal in welchem Job und egal in welcher Position“. Führungskräfte müssten regelmäßig überprüfen, ob die Aufgaben, die sie verteilen, sinnvoll sind. „Ist das nicht so, muss man das ändern“, sagt Schermuly. Abseits von einzelnen Aufgaben sollte auch der Job an sich die Menschen mit Sinn erfüllen. Im besten Fall geht jeder der Arbeit nach, die er wirklich machen will. Wie gesagt im besten Fall. Viele Menschen arbeiten vor allem auch deswegen, weil sie Geld verdienen müssen, das ist Schermuly auch klar: „Es ist vollkommen in Ordnung, nur zu arbeiten, um Geld zu verdienen. Nicht jeder Job muss für jeden den Sinn des Lebens darstellen. Trotzdem sehe ich in den meisten Berufen grundsätzlich sehr viel Sinn.“