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Passwörter, PINs, Social-Media-AccountsWas passiert mit meinen Online-Daten, wenn ich sterbe?

Lesezeit 4 Minuten
Eine Person sitzt am Schreibtisch vor einem Laptop und hält dazu das Smartphone in der Hand.

Es ist ratsam eine Liste anzufertigen mit sämtlichen Zugängen zu E-Mail-Diensten, sozialen Netzwerken, Shopping-Konten, Abos und Cloud-Diensten.

So klären Sie, wer im Todesfall Zugriff auf Ihre Onlinekonten, Social Media Accounts und digitale Daten bekommt.

Für Dieter Kuske war es der Blick in den Facebook-Account seiner Tochter Genevieve, der ihn umhaute: 2009, während der Abi-Abschlussfahrt, verstarb die damals 19-Jährige an einem Allergieschock. Nur Stunden später kommentierten Freunde und Bekannte bei Facebook das Geschehene, selbst die Patentante aus den USA wusste bereits Bescheid. „Das war für uns schon erschütternd.“

Dieter Kuske arbeitet selbst im IT-Bereich, die Familie hat eine eigene Domain. Darum ist es für ihn vergleichsweise einfach, an die Daten seiner Tochter zu kommen, das Postfach ihres Mailaccounts zu öffnen und Zugang zum Facebook-Account zu bekommen. Noch Monate nach dem Tod der Tochter gingen Werbemails ein, Freundschaftsanfragen und Erinnerungen von sozialen Netzwerken, anderen zum Geburtstag zu gratulieren.

Aus eigener Erfahrung, aber auch aus Gesprächen als langjähriger Trauerbegleiter kann Dieter Kuske nachvollziehen, wie schwer es Angehörigen fällt, sich durch die privatesten Daten von Verstorbenen zu wühlen. „Wenn man ein Tagebuch liest, weiß man, dass da jemand seine privaten Gedanken aufgeschrieben hat. Wenn Sie einen PC anmachen, wissen Sie nicht, was Sie alles finden.“

Immer mehr Menschen befassen sich mit digitalem Erbe

Da ist es hilfreich, wenn sich Menschen schon zu Lebzeiten mit ihrem digitalen Erbe beschäftigen. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Branchenverbandes Bitkom haben 40 Prozent der Menschen in Deutschland teilweise oder vollständig geregelt, was im Todesfall mit ihren digitalen Daten und Zugängen geschehen soll. 2017 waren das erst 18 Prozent.

„Es ist wichtig, dass man sich frühzeitig mit der Frage auseinandersetzt, was nach dem eigenen Tod damit geschehen soll“, slo Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Dabei gehe es um zwei Dinge: „Angehörigen emotionale Belastung und die komplizierte Suche nach Nutzernamen und Passwörtern zu ersparen. Und darum, dass kostenpflichtige Dienste und Abos im Netz schnell und unkompliziert gekündigt werden können.“

Erben haben im Todesfall Zugriff auf Social Media Account

2018 hat der Bundesgerichtshof in einem Urteil festgelegt, dass Nutzungsverträge mit einem sozialen Netzwerk nach dem Tod grundsätzlich auf die Erben übergehen, sofern zu Lebzeiten nichts anderes bestimmt wurde.

Doch dazu müssen diese erst einmal wissen, welche Verträge und Profile überhaupt existieren. Zudem verlangen Anbieter von Social Media oft Sterbeurkunden oder andere Nachweise, bevor sie Konten löschen oder den Zugriff darauf erlauben. Das kann mühsam sein und Angehörige zusätzlich belasten.

Liste mit Accounts, Benutzernamen und Kennwörtern

Dieter Kuske rät allen dazu, eine Liste anzufertigen mit sämtlichen Zugängen zu E-Mail-Diensten, sozialen Netzwerken, Shopping-Konten, Abos und Cloud-Diensten. „Es ist doch schlimm, wenn man nicht weiß, wo man überall überhaupt Accounts hat.“ Bei ihm ist es eine Excel-Datei, die er versteckt auf dem Computer gespeichert und zusätzlich ausgedruckt hat. Zweimal pro Jahr aktualisiere er die Übersicht, Zugang dazu habe seine Frau.

Die Verbraucherzentralen bieten im Internet als Hilfestellung eine kostenlose Muster-Liste zum Download. Am sichersten lagert die Übersicht in einem Bankschließfach oder einem Tresor. Möglich ist auch die Speicherung auf einer Speicherkarte oder einem USB-Stick.

„Ein Vorteil hierbei ist, dass Passwort-Manager auf USB-Sticks problemlos hunderte Accounts mit reichlich ergänzenden Daten speichern können“, heißt es vonseiten der Verbraucherzentralen. „Beachten Sie aber, dass Datenträger wie USB-Sticks empfindlicher auf äußere Bedingungen (beispielsweise Hitze, Kälte) reagieren können, sodass Sie wichtige Daten eventuell verlieren.“

Passwortmanager für digitale Daten

Digital lassen sich Daten auch mit einem Passwort-Manager verschlüsselt speichern. Geschützt werden sie durch ein Masterpasswort. Das Onlineportal digitalernachlass.net empfiehlt außerdem die kostenfreie Software KeePass.

Ein Tipp des Portalbetreibers Thomas Laudenbach: „Gibt es ein Masterpasswort für einen Passwortmanager, kann man Teile des Worts an verschiedene Personen geben.“ Die Stiftung Warentest hat 2022 außerdem 16 solcher Programme geprüft. Gute Programme gibt es demnach ab neun Euro pro Jahr, die beiden Testsieger kosten 38 bis 53 Euro jährlich.

Für den Todesfall vorsorgen in sozialen Medien

Bei Anbietern wie Google, Apple und Facebook lässt sich in den Einstellungen regeln, was im Todesfall mit dem eigenen Konto geschehen soll. Dieter Kuske und seine Frau haben Genevieves Facebook-Account löschen lassen. Eine Gedenkseite oder gar Fortführung des Accounts im Namen der Tochter kam für die Eltern nicht in Frage. Aber auch das hat er während seiner Zeit als Trauerbegleiter gelernt: „Man macht das, wo das Bedürfnis da ist.“