Sparcheck: ShoppenWie ich mir mit gutem Gewissen ein paar Öko-Sneaker kaufte

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Köln – So viel steht fest: Wir shoppen zu viel. Jeder Deutsche kauft durchschnittlich 26 Kilogramm Textilien im Jahr. Bei etwa 15 Kilogramm davon handelt es sich laut Umweltbundesamt um Kleidung. Das ist ein Problem, alleine schon, weil die Herstellung unserer Klamotten oft unter menschenunwürdigen Bedingungen stattfindet. Außerdem leidet die Umwelt, etwa durch Pestizide und Chemikalien, die beim Anbau von Baumwolle zum Einsatz kommen. Die Textilbranche ist für acht Prozent des jährlichen CO2 Ausstoßes verantwortlich – so viel wie der gesamte Flug- und Schiffsverkehr zusammen.

Der Spar-Check

Die Idee

Unser Autor Florian Holler hat eine Woche lang versucht, so sparsam und nachhaltig wie möglich zu leben. Hier erzählt er von seinen Erfahrungen.

Der Tester

florian holler

Florian Holler.

Florian Holler ist 27 Jahre alt, er lebt seit 2014 in Köln und liebt die Kultur, das Kölsch und manchmal auch das Chaos der Stadt. Was Klimaschutz angeht, hat er sich bisher immer eher durchgewurschtelt. Nun prüft er, was für ihn wirklich funktioniert.

Der Hintergrund

Die Klimakrise verschärft sich, und jetzt treibt die Inflation auch noch die Preise in die Höhe. Wie damit umgehen? Wie viel CO2 lässt sich durch individuellen Konsum einsparen? Welche Tricks lassen sich in den Alltag integrieren? Welche Spartipps sind besonders wirkungsvoll? Und vor allem: Wie teuer ist das?

Die Versuchsanordnung

Dies ist ausdrücklich ein Selbsttest und keine wissenschaftliche Versuchsanordnung. Wir wollen möglichst realitätsnah zeigen, wie viel man für sich im Alltag sparen, wie nachhaltig jeder und jede leben kann, daher gehen wir auch von einer alltäglichen und nicht von einer künstlich kreierten Situation aus.

Das Vorgehen

Um einen Vergleich zu haben, hat Florian Holler eine Woche lang Daten erhoben: den Stromverbrauch gecheckt, die Menge des produzierten Mülls festgestellt, geschaut, wie viel Wasser er pro Tag verbraucht. In der Folgewoche wurde dann gespart. Danach hat er verglichen.

Große Schwäche für Sneaker

All das ist mir – zumindest ungefähr – bekannt gewesen. Deswegen verzichte ich auf die größten Shopping-Sünden wie Fast Fashion, also Billigkleidung von Modeketten, die ihre Klamotten unter schlechten Bedingungen mit miesen Materialien herstellen lassen und deren Qualität dürftig ist, sodass schnell wieder Nachschub gekauft werden muss.

Der Spar-Check - alle Folgen

Meine größte Schwäche allerdings sind Sneaker. Mindestens ein, eher zwei neue Paare schaffe ich mir jedes Jahr an – und das ohne auf die Herstellungsbedingungen zu achten. Eine Studie aus dem Jahr 2013 kam zu dem Schluss, dass etwa 13,7 Kilogramm CO2 bei der Produktion eines gewöhnlichen Paars Turnschuhe freigesetzt werden. Weil mein aktuelles Paar Sneaker sowieso gerade auseinanderfällt, habe ich mich auf die Suche nach nachhaltig produzierten Schuhen in Köln gemacht.

Auf der Suche nach nachhaltigen Sneakern

Nachhaltiges Shopping ist ein boomendes Geschäft – zumindest in Großstädten wie Köln gibt es immer mehr Secondhandläden, Eco-Fashion Boutiquen und Fairtrade-Shops. Nachhaltig produzierte Schuhe zu finden, ist aber gar nicht so einfach.

Fündig geworden bin ich dann bei Sneakers Unplugged an der Ehrenstraße. Das Aussehen der Schuhe ist natürlich eine Geschmackssache, aber zumindest eines kann man zu der Sneaker-Auswahl sagen: von klobigen Öko-Latschen findet man dort keine Spur. Ein Paar der Marke „Genesis“ hat es mir angetan: Ich mag den groben Schnitt, die knalligen Farbakzente und die skaterhafte Attitüde, die der Schuh ausstrahlt.

Viel wichtiger aber noch ist die CO2-Bilanz. Korksohlen, Schnürsenkel aus recycelten PET-Flaschen und Kunstleder sollen die Umweltschäden reduzieren. Produziert wird der Schuh in China, nach eigenen Angaben entsprechen die Produktionsbedingungen aber europäischen Standards. Der Transport wird statt mit dem Flugzeug, mit dem Zug bewerkstelligt. Wie viel C02 im Vergleich zu einem herkömmlichen Sneaker eingespart wird, kann der Hersteller allerdings nicht sagen.

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Um verlässliche Daten zu liefern, sei der Herstellungsprozess zu komplex. Auf Anfrage gibt das Unternehmen ein Beispiel: „Unsere Schnürsenkel sind aus recyceltem PET-Flaschen. Wenn es sich zum Beispiel um importiertes Wasser handelt wie Evian, dann wäre schon im ersten Schritt die Auskunft zu ungenau. Beim Recyceln und Aufbereiten müsste man bis zum Hersteller der Pigmente zum Herstellen der Farben zurückgehen.“

Allein durch die Verwendung von Kunstleder könne man allerdings 80 Prozent CO2 im Vergleich zu einem normalen Leder-Sneaker einsparen.

Etwas mehr Aufschluss über die Nachhaltigkeit bieten die Zertifikate des Unternehmens. Das Global-Recycle-Standard-Siegel oder das GOTS-Siegel etwa sind gute Indikatoren dafür, dass es sich tatsächlich um nachhaltige Mode handelt.

Der Preis überrascht: Mit 100 Euro zahle ich für die nachhaltigen Treter in etwa so viel, wie ich das für herkömmliche Sneaker auch tue. Auf ihrer Webseite schreibt das Unternehmen dazu, dass Genesis größtenteils auf Werbung und Marketing verzichten würde. Damit ließe sich der Preis drücken.

Fazit

Nachhaltiges Shoppen bedeutet schon lange nicht mehr, dass man in kratzigen Hanfpullis oder unschönen Öko-Latschen herumlaufen muss. Gerade in Köln gibt es einige nachhaltige Shops, die unterstützenswerte Arbeit leisten und zumindest mich auch ästhetisch überzeugen können. Wer skeptisch ist, ob die angebotene Ware wirklich so nachhaltig ist, wie von ihr behauptet wird, kann unter Webseiten wie www.siegelklarheit.de prüfen, ob die Nachhaltigkeitszertifikate, mit denen sich die Unternehmen schmücken, wirklich etwas wert sind.

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