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Nato-Manöver in DeutschlandSo entsteht ein Überschallknall – was Hundebesitzer beachten sollten

Lesezeit 4 Minuten
Ein Flugzeug durchbricht die Schallmauer.

Ein Flugzeug durchbricht die Schallmauer.

Über Deutschland ist der Überschallknall selten geworden. Im Zuge des Nato-Manövers könnte aber wieder einer zu hören sein.

Im Zuge des Nato-Manövers „Air Defender 23“ fliegen Kampfjets auch über Köln. Erste Auswirkungen der Übung waren am Dienstag (13. Juni) in der Stadt zu hören. Zu Lärm und lauten Knall könnte es während des zehntägigen Manövers immer wieder kommen. Auch zu einem Überschallknall? Wir erklären, wie ein solcher Knall entsteht und worauf Menschen mit Hunden achten sollten.

Während des Kalten Kriegs kam es noch regelmäßiger zu einem Überschallknall. Wo Nato und Warschauer Pakt sich trafen, in der Mitte Deutschlands, wurden regelmäßig Manöver abgehalten. Den meisten jüngeren Menschen wird der Begriff aber wohl nur vage etwas sagen. Denn mit der Wiedervereinigung wurden die Übungen der Luftwaffe zunehmend in dünn besiedelte Gebiete oder an ganz andere Orte der Welt verlegt. Und mit ihnen auch der Überschallknall.

Schallmauer: Durchbruch bei knapp 1200 km/h

Doch was ist das genau? Ein Überschallknall entsteht, wenn ein Flugzeug die Schallmauer durchbricht. Was sich nach viel Action anhört, ist in der Realität nicht ganz so spektakulär. Die Mauer ist keine richtige Mauer, und auch der Knall ist keiner. Sondern eine Druckwelle.

Die imaginäre Schallmauer steht für die Schallgeschwindigkeit. Experten sprechen von Mach 1, in Kilometern pro Stunde liegt diese Grenze ungefähr bei 1200, das sind knapp 343 Meter pro Sekunde. Die Lufttemperatur kann diesen Wert etwas verändern. Fliegt ein Flugzeug schneller als Schallgeschwindigkeit, durchbricht es die Schallmauer.

Ob Flugzeug oder Peitsche: Druckwelle statt echtem Knall

Und woher kommt der Knall, wenn die durchbrochene Mauer nur imaginär ist? Zum normalen Geräusch eines Flugzeugs, das Anwohnende rund um Flughäfen als Fluglärm kennen, gehört der Überschallknall nicht. Um vorwärts zu kommen, muss das Flugzeug Luft vor sich herschieben. Das kennt man, in ganz anderer Größenordnung, vom Fahrradfahren.

Je schneller das Flugzeug fliegt, desto schlechter kann die Luft vor ihm ausweichen. Der Druck wird höher, die Luft dichter. Mit Übertreten der Schallgeschwindigkeit wird die angestaute Luft überholt. Der Überdruck löst und verteilt sich in Form eines Kegels, der von Spitze und Ende des Flugzeugs nach hinten größer wird. Dieser Kegel ist zugleich eine Druckwelle. Kommt diese im menschlichen Ohr an, ist sie als lauter Knall wahrzunehmen.

Übrigens: Aus demselben Grund kann man eine Peitsche hören, die schnell genug durch die Luft wirbelt, obwohl sie nirgendwo draufschlägt. Ist die Peitsche schneller als der Schall, wird auch hier die Schallmauer durchbrochen. Und die Druckwelle des entstehenden Kegels kommt als Knall in unserem Ohr an.

Nordrhein-Westfalen entgeht einem Großteil des Fluglärms

Je näher das Ohr an der Peitsche oder am Flugzeug ist, desto lauter der Knall. Mit zunehmender Entfernung nimmt die Lautstärke des Knalls, den wir wahrnehmen, ab. Überschallflüge finden deshalb in der Regel in großer Höhe statt, sodass sie am Boden nicht bemerkt werden. Bei der Nato-Übung ist das jedoch anders.

Da die Manöver im Vergleich zu Überschallflügen nah am Boden geflogen werden, kann es durchaus sein, dass die Bevölkerung während der Übung einen Überschallknall zu hören bekommt. Laut Luftwaffe soll die Belastung für die Zivilbevölkerung „so gering wie möglich“ gehalten werden.

Nordrhein-Westfalen liegt zwar nicht im direkten Übungsgebiet beim Nato-Manöver, dennoch kann es auch in NRW zu Fluglärm kommen, wenn Jets und Flugzeuge das Bundesland überfliegen, um die Übungszonen zu erreichen – das wird aber wohl eher eine Seltenheit bleiben. Aus NRW nehmen Truppen unter anderem vom Fliegerhorst Nörvenich an der Übung teil. Sollte trotzdem ein Überschallknall zu hören sein, ist es beruhigend zu wissen, woher dieser kommt.

Hunde möglichst von möglichem Überschallknall fernhalten

Doch wie geht man mit Haustieren um? Der Hund wird es kaum verstehen, dass er sich keine Sorgen ob des großen Knalls machen muss, weil die Nato gerade ein Manöver fliegt. Besitzerinnen und Besitzer von Vierbeiner sollten sich deshalb schlaumachen, ob und wann mit Lärm-Beeinträchtigungen in der eigenen Heimatregion zu rechnen ist, rät Verhaltensbiologin und Hundetrainerin Marie Nitzschner. „Gehen Sie, wenn möglich, außerhalb dieser Zeiten mit dem Hund raus, vor allem wenn Ihr Hund lärmempfindlich ist“, so Nitzschner.

Planungen der Luftwaffe zufolge wird der Übungsraum Ost (Teile der Ostsee und der Küstenregion von Mecklenburg-Vorpommern) täglich zwischen 10 Uhr und 14 Uhr für die militärische Nutzung reserviert sein. Der Übungsraum Süd (ein Korridor vom bayerischen Lechfeld zum Übungsplatz Baumholder in Rheinland-Pfalz) zwischen 13 Uhr und 17 Uhr sowie der nördliche Übungsraum (größtenteils über der Nordsee gelegen) zwischen 16 Uhr und 20 Uhr. Am Wochenende finden keine Übungsflüge statt.

Wer doch spazieren gehen will, muss oder auf der sicheren Seite sein will, sollte den Hund angeleint lassen. Nitzschner rät: „Checken Sie auch, ob das Halsband eng genug ist, so dass der Hund sich nicht in Panik rauswinden kann.“ Auch aus normalen Geschirren kommen die Hunde unter Umständen raus. Daher empfiehlt es sich, entweder ein Sicherheitsgeschirr (zwei Gurte um den Bauch statt nur einen) oder Halsband und normales Geschirr zu verwenden, wenn der Hund ängstlich ist. (tli mit mab/ft/dpa)