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Nasse Haare, wärmender GlühweinWintermythen im Faktencheck

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Auf Weihnachtsmärkten wird zwar viel Glühwein getrunken. Gegen die Kälte sind alkoholfreie Getränke jedoch besser geeignet. (Symbolbild)

Auf Weihnachtsmärkten wird zwar viel Glühwein getrunken. Gegen die Kälte sind alkoholfreie Getränke jedoch besser geeignet. (Symbolbild)

Kaum wird es winterlich, tauchen altbekannte Mythen auf: Alkohol soll wärmen, nasse Haare krank machen. Aber was steckt wirklich dahinter?

Sobald der Winter Einzug hält und der erste Frost spürbar wird, kursieren altbekannte Kälte-Mythen: Angeblich machen nasse Haare krank oder kalte Duschen sollen vor Erkältungen schützen. Zeit für einen Faktencheck:

Mythos: Nasse Haare bei Kälte machen krank

Falsch. Es ist der Klassiker unter den Wintermythen und wissenschaftlich längst widerlegt. Erkältungen werden nicht allein durch Kälte oder nasse Haare bei kühlen Temperaturen verursacht, sondern immer durch Viren. Ohne Kontakt zu Erregern gibt es keine Infektion. Studien zeigen jedoch, dass eine starke Abkühlung der Körperoberfläche – etwa auch durch nasse Kleidung oder kalte Luft – die Durchblutung der Schleimhäute verringern kann. Dadurch kann die lokale Abwehr geschwächt werden und vorhandene Viren können sich leichter vermehren. Sich warm halten kann daher manchmal helfen. Doch: Eine Erkältung braucht immer einen Erreger.

Kälte allein macht keine Erkältung. (Symbolbild)

Kälte allein macht keine Erkältung. (Symbolbild)

Mythos: Kalte Duschen verhindern Krankheiten

Unklar. Die Vorstellung ist verlockend, doch bislang kaum wissenschaftlich belegt. Eine niederländische Studie mit etwa 3.000 Teilnehmenden ergab, dass Personen, die täglich 30 bis 90 Sekunden kalt duschten, sich zwar fitter fühlten und subjektiv von weniger Krankheitstagen berichteten – objektiv jedoch nicht seltener krankgeschrieben waren.

Kalte Duschen können den Kreislauf anregen und kurzfristig die Durchblutung fördern, doch ein nachweisbarer Schutz vor Erkältungen fehlt. Fachleute raten: Wer es dennoch ausprobieren will, sollte langsam beginnen – etwa mit Wechselduschen, die den Körper Schritt für Schritt abkühlen.

Mythos: Frauen frieren schneller als Männer

Richtig. Diesmal stimmt der Volksmund tatsächlich. Frauen empfinden Kälte intensiver – aus biologischen Gründen. Männer besitzen mehr Muskelmasse und verbrennen dadurch mehr Energie, was Wärme erzeugt. Frauen hingegen haben meist einen höheren Fettanteil. Hinzu kommen hormonelle Schwankungen, die die Temperaturwahrnehmung beeinflussen.

Untersuchungen zeigen: Frauen empfinden Temperaturen um 24 Grad Celsius als angenehm, während Männer sich bereits bei 22 Grad wohlfühlen. Der Unterschied ist messbar – und nicht bloß Einbildung.

Zum Besuch auf dem Weihnachtsmarkt gehört er für viele dazu: Der Glühwein - gerne mit Schuss - scheint ideal zum Aufwärmen, doch der Effekt ist nur kurzzeitig und trügerisch. (Symbolbild)

Zum Besuch auf dem Weihnachtsmarkt gehört er für viele dazu: Der Glühwein - gerne mit Schuss - scheint ideal zum Aufwärmen, doch der Effekt ist nur kurzzeitig und trügerisch. (Symbolbild)

Mythos: Alkohol wärmt den Körper von innen

Falsch. Ein Glühwein oder Schnaps vermittelt zwar kurzzeitig ein Gefühl von Wärme, kühlt den Körper aber tatsächlich aus. Durch den Alkohol erweitern sich die Blutgefäße in der Haut, warmes Blut strömt nach außen – man fühlt sich angenehm warm. Dieser Eindruck ist jedoch trügerisch, warnt das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG): Die Wärme geht schneller an die Umgebung verloren, wodurch die Körperkerntemperatur sinkt. Alkohol kann außerdem die natürliche Wärmeregulierung beeinträchtigen.

Die Empfehlung lautet daher: Alkohol in der Kälte möglichst vermeiden – und sich lieber durch Bewegung oder warme Getränke ohne Alkohol aufwärmen.

Mythos: Bei Kälte ist der Blutdruck höher

Richtig. Der Blutdruck schwankt im Tagesverlauf. Direkt nach dem Aufstehen steigt er deutlich an und erhöht sich im Laufe des Vormittags weiter. Auch Faktoren wie Alter, Geschlecht, Lebensstil oder die Umgebung spielen eine Rolle. Dazu gehört auch die Temperatur: „Im Winter ist er höher als im Sommer, da sich die Blutgefäße durch die Kälte verengen und somit einen Anstieg des Blutdrucks bewirken“, heißt es bei der Stiftung Gesundheitswissen.

Anhaltend hoher Blutdruck kann über längere Zeit Gehirn, Herz und Nieren stark schädigen, heißt es beim Herzzentrum an der Charité. Von Bluthochdruck spricht man, wenn die Werte dauerhaft über 140 zu 90 liegen. (dpa)