Exklusivkonzert des US-Superstars in BonnBillie Eilish bringt das Gute zurück

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Billie Eilish in Bonn

Bonn – Lenny Kravitz (58), ein Superstar des prädigitalen Zeitalters, hat sich kürzlich darüber gewundert, dass er nur noch Handys sieht, wenn er singt. Heute sei es für Fans das Größte, zu zeigen, dass sie da waren. Filme (dich) so, wie du glaubst, dass andere es gut finden, dass du (dich) filmst – beim exklusiven Konzert vor dem Auftakt der Europa-Tour von Billie Eilish am Mittwochabend im Bonner Telekom-Forum ist dieses für internetfern sozialisierte Menschen noch immer wunderliche Handlungsprinzip gleichzeitig Marketingstrategie.

Der 1750 Menschen fassende Saal ist gespickt mit Youtuberinnen und Tik-Tok-Stars, Schauspielerinnen und Instagramern, deren Reichweite die Marke Billie Eilish weiter viralisieren. Im VIP-Bereich tummeln sich Prominente wie Sängerin Elif, Schauspielerin Luna Schweiger und Influencerinnen wie Bao Chii, die Eilish-Fans kennen und deren Eltern eher nicht.

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Luna Schweiger mit Freund Kevin von Anhalt

Als der Superstar die Bühne betritt, steht er vor einem Meer aus blitzenden Smartphones. Das Bild des Abends wird die 20-jährige Singer-Song-Writerin produzieren, als sie vor dem letzten Song „Happier than ever“ eine ukrainische Flagge nimmt, kurz ihre Wange mit dem Stoff streichelt und von enttäuschter Liebe singt, ein Lied, das zwar nichts mit dem Krieg zu tun hat, aber Sätze bereithält, die sich auf einen Ex-Lover wie auf einen Kriegstreiber anwenden lassen: „You ruined everything good“ (Du hast alles Gute zerstört) oder: „Just fucking leave me alone“ (Lass mich verdammt nochmal in Ruhe).

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Sie ist da, um das Gute zurückzubringen

Billie Eilish ist da, um das Gute zurückzubringen. Sie sei müde, haucht sie ins Mikro, der Jetlag, „aber ich bin vor allem so froh, dass wir wieder zusammen sein können“. Das „I love you“ geht im Kreischen der Fans unter, von denen einige offenbar in der Aufregung vergessen haben, Deodorant gegen stressbedingte Ausdünstungen einzupacken, ein paar das Konzert über durchweinen, andere hyperventilieren und Wasser brauchen, wofür Eilish genauso sorgt wie für einen Sanitäter, den ein kurzzeitig im Wortsinn überwältigtes Mädchen benötigt.

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Im Hintergrund ein historisches Gemälde vom Siebengebirge

Nahbar wirkt der Weltstar, lässig, bei sich, als sei das exklusive Konzert ein entspanntes Treffen mit Freunden. Immer wieder sagt sie, wie froh sie sei, in diesem Moment hier zu sein, und schafft mit einem Augenaufschlag und ihren Songs über Traurigkeit, Älterwerden und enttäuschte Liebe eine Nähe, nach der sich ihre Fans so sehnen.

Es ist nicht einfach - Glück ist trotzdem möglich

Die Handys, die auf sie gerichtet sind, halten fest, was auch ohne sie zu sehen ist: Billie Eilish ist da und es geht ihr gut. Sie singt von Depressionen – sie hat sie überwunden. Das Internet macht sie zum Weltstar – sie ist echt. Es ist alles nicht einfach – Glück ist trotzdem möglich.

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In Interviews sagt die Sängerin gern, dass sie nur tue, was sie wolle. Am Anfang ihrer Karriere trug sie weite Kleider und bunte Haare. Vor einem Jahr präsentierte sie sich im Marylin-Monroe-Look und ließ sich wie ein Pin-Up-Girl fotografieren. Inzwischen trägt sie die Haare wieder schwarz und die Klamotten weit. Ihren Fans vermittelt sie mit jedem Lächeln und jedem ihrer wunderbar interpretierten Lieder an diesem Abend: Ich hoffe, euch geht es so gut wie mir. Lasst uns zusammen eine gute Zeit haben.

„Zu aufgeregt, um es zu genießen“

Für viele Fans gilt das nicht nur für die 60 Minuten. Die Videos und Bilder werden ja bleiben. Auf die Frage, warum sie alles filme, sagt ein Mädchen mit glücksverweinten Augen: „Ist doch klar: Weil ich viel zu aufgeregt bin, um das Konzert richtig zu genießen.“

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