Unterricht im LockdownSo zufrieden sind Kölner Schulleitungen mit dem Neustart

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Viele Lernplattformen für Schüler sind überlastet.

Köln – Das Resümee der Kölner Schulleiterinnen und Schulleiter fiel einhellig aus: Der Start in den Distanzunterricht war nicht vergleichbar mit dem Start im ersten Lockdown im März. Diesmal kam die Information, dass für alle Schulen kollektiv auf Distanzunterricht umgestellt wird, anders als im Falle der zahlreichen anderen Schulmails aus dem Ministerium mit einigen Tagen Vorlauf.

Und auch sonst hatten sich die Kölner Schulen trotz des ministeriellen Mantras von Lüften und Präsenzunterricht längst auf die verschiedenen Szenarien Distanz- und Wechselunterricht eingestellt. „Wir sind auf allen Ebenen vorbereitet“, konstatiert Barbara Wachten, Leiterin des Dreikönigsgymnasiums in Bilderstöckchen und spricht dabei für viele Kolleginnen und Kollegen.

Unterricht nach Stundenplan

Bereits in den Ferien stellten die Schulen Distanzlernkonzepte zusammen. Das Ergebnis in den weiterführenden Schulen: Unterricht nach Stundenplan mit einer Mischung aus Videokonferenzen und Aufgaben, die über die jeweils genutzte Lernplattform zur Verfügung gestellt werden. Diese werden durch die Schüler bearbeitet und hochgeladen. Hinzu kommen Sprechstunden, in denen die Lehrer für Fragen zur Verfügung stehen. „In der Oberstufe gibt es bei uns in der Stunde zu Beginn eine kurze Anwesenheitskontrolle über den Bildschirm“, berichtet Wachten.

Hintergrund

Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass wir unsere Artikel zum Thema Schule zumeist mit Symbolfotos bebildern. Der Grund dafür sind die streng geschützten Persönlichkeitsrechte von Kindern. Unsere Fotografen dürfen Schüler und Schülerinnen nicht ohne weiteres fotografieren, dafür bedarf es der eindeutigen Zustimmung der Eltern.

Auch Lehrern und Lehrerinnen steht nach dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht zu, selber darüber zu entscheiden, welche Informationen über ihre Person an die Öffentlichkeit gelangen. Daher steht den Lehrkräften, die bei uns über ihre Situation an den Schulen berichten zu, das anonym zu tun.

Grundsätzlich ging es vor allem an den weiterführenden Schulen darum, eine gute Mischung aus Videounterricht und Arbeitsangeboten alleine und in festen Teams anzubieten. „Es ist keine Option, die Kinder einfach mit sechs Stunden Unterricht am Bildschirm zu versorgen“, betonte Achim Strohmeier, Leiter der Liebfrauenschule. So gibt es dort für die Sekundarstufe pro Hauptfach eine Videokonferenz in der Woche, in der Oberstufe bei Leistungskursen zwei Stunden Videokonferenzen und in den Grundkursen eine Stunde.

Bildung von kleinen digitalen Lerngruppen

Andere Schulen handhaben das ähnlich. An vielen Schulen – wie etwa am Montessori-Gymnasium in Bickendorf – wurden schon vor den Weihnachtsferien vorsorglich kleine digitale Lerngruppen gebildet. In diesen kann am Bildschirm digital zusammengearbeitet, diskutiert und sich gegenseitig unterstützt werden.

Wichtig ist den Schulen – auch als Lehre aus dem ersten Lockdown – der direkte Kontakt der Schüler zu ihrem Klassenlehrerteam. „Die Anbindung ist zentral, um keine Schüler aus dem Auge zu verlieren“, betont Strohmeier. Dafür sind wöchentlich mehrere Videokonferenzen der Klassen mit ihrem Klassenteam vorgesehen.

Herausforderung für die Grundschulen

Vor besonderen Herausforderungen stehen die Kölner Grundschulen. „Gerade Erst- und Zweitklässer können nicht einen ganzen Schultag digital arbeiten“, erläutert Dirk Külker, Leiter der Grundschule Merianstraße in Chorweiler. Ganz davon abgesehen, dass viele Familien digital nicht entsprechend aufgestellt seien. „Grundschulkinder brauchen immer auch den analogen Kontakt und analoges Arbeiten.“

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Daher haben die Grundschulleitungen neben digitalen Elementen Konzepte erarbeitet, die dies ermöglichen. „Bei uns kommen die Schüler jede Woche zweimal Materialien abholen und bringen. Dafür bekommt jedes Kind ein bestimmtes Zeitfenster von zehn Minuten zugeteilt. Und ein bestimmtes Schulfenster, vor dem es sich einfinden soll. Dort steht dann im Fenster die Lehrerin.“ Vier solcher Fenster hat die Schule eingerichtet. „Es ist ungemein wichtig, regelmäßig direkten Kontakt zu haben.“ Alle zwei Tage wird außerdem mit den Eltern ein telefonischer Kontakt aufgenommen. So ist sichergestellt, dass abgesehen von dem digitalen Versenden der Aufgaben die Eltern mit im Boot sind.

Analoger Schulbesuch

In der Ehrenfelder Lindenbornschule heißt das von Schulleiterin Regina Reisenauer ausgegebene Leitmotiv „Jeden Tag Kontakt zu jedem einzelnen Kind.“ Um das zu gewährleisten gibt es in der Ehrenfelder Schule gar ein dreiteiliges Konzept: Neben Online-Konferenzen mit Eltern, Kindern und Lehrern, Chats sowie sorgsam ausgesuchten Materialien, die auf der Plattform Logineo eingestellt werden, gibt es auch hier für alle Kinder feste Termine zum Abholen und Bringen der analog zu bearbeitenden Materialien.

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Wer zuhause nicht ausdrucken kann, der kann sich alles ausgedruckt abholen. „Außerdem gibt es Kinder, die entweder digital nicht erreichbar sind oder einen besonderen Förderbedarf haben. Diese müssen auch im Lockdown unbedingt jeden Tag in die Schule kommen und werden hier von unseren Lehrerinnen unterrichtet.“ Kein Kind verlieren, das ist das oberste Ziel.

Technische Schwierigkeiten

Während die didaktische Vorbereitung durch die Schulen nach Plan lief, hatte die Technik mancherorts ihre Tücken. Glück hatte, wer das von der Stadt allen Schulen auf Antrag zur Verfügung gestellte Office-Paket nutzte. Die Microsoft-Plattformen hielten der Netzbelastung stand. Anders sah es bei der Plattform Moodle aus, auf der das vom Land NRW zur Verfügung gestellte System Logineo basiert.

Während die erzbischöflichen Schulen einen Logineo-Host nutzten, der problemlos funktionierte, gingen bei manchen städtischen Schulen die Moodle-Systeme in die Knie. Andernorts wie etwa im Dreikönigsgymnasium funktionierte für die Kinder in der Notbetreuung plötzlich das Internet nicht. „Da kann man noch so viele Geräte an die Schulen ausliefern, wenn die Leitung vor Ort nicht reicht“, kommentierte Schulleiterin Wachten und funkte gleich als erste Amtshandlung am Morgen SOS an Netcologne. An erster Stelle müsse es in den Schulen ein belastbares WLAN geben. Oder erst mal überhaupt ein WLAN, über das 13 Prozent der Kölner Schulen noch nicht verfügen.

Fehlende Laptops aus dem Digitalpakt

Hinzu kommt das Problem, dass in vielen Schulen noch keine Laptops oder Tablets aus den Mitteln des Digitalpakts angekommen sind. „Bei uns ist von den versprochenen Tablets und Laptops noch kein einziger angekommen“, sagt Martin Süsterhenn, Leiter der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenhaus. Gerade hier, wo 85 Prozent der Schüler Migrationshintergrund haben und sehr viele nur ein Handy für das digitale Lernen zur Verfügung haben.

Die Stadt begründet das mit Auslieferschwierigkeiten durch die Hersteller wegen zu großer Nachfrage. Die entsprechenden Firmen hätten eigentlich eine Lieferung bis Weihnachten zugesagt. Jetzt hoffe man auf Ende Januar. Außerdem bemühe man sich unter Hochdruck, noch weitere Leistungs-Kontingente bei der Netcologne – etwa für Wartungsarbeiten - zu bestellen. Bis Ende des Jahres sollen nach Angaben der Stadt alle Kölner Schulen an das Glasfasernetz mit einer Bandbreite von einem Gigabite angebunden sein.

Neben ausreichend Geräten und einem leistungsfähigen Netz bräuchten die Schulen dringend Systemadministratoren, um die immer komplexer werdende Wartung vor Ort leisten zu können, betont Schulleiterin Wachten. Auch daran arbeitet die Stadt. Der Bund will hierfür Geld zur Verfügung stellen. Derzeit hapere es daran, dass das Land die Förderbestimmungen noch nicht erstellt hat, nach denen die Kommunen das Geld beantragen könnten.

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