Zeitungspaten-BeispielSo arbeiten die Schüler mit der Zeitung

Lehrer Klaus Bringmann hilft seinen Schülern, Themen zu problematisieren.
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Köln – Keine zwei Minuten dauert es, dann sind die einzelnen Zeitungsbücher kreuz und quer über die Tische verteilt. Überall im Raum raschelt es, die Berufsschüler blättern eifrig, manche etwas wilder, andere gezielt. Mittwochnachmittag am Berufskolleg Kartäuserwall: Lehrer Klaus Bringmann hat gerade den „Kölner Stadt-Anzeiger“ verteilt. Seit Anfang des Schuljahres beschäftigen sich die angehenden Biologisch-technischen Assistenten einmal die Woche im Politikunterricht mit dem Printmedium. Die Kosten für das Abonnement trägt die Kölner PSD Bank – das Unternehmen hat eine zwölfmonatige Zeitungspatenschaft für das Berufskolleg übernommen.
Bringmann benutzt den „Kölner Stadt-Anzeiger“ als Ergänzung, um Lehrplaninhalte zu vertiefen, und als „Initialzündung“, als Denkanstoß, wie er erklärt: Beim Blättern sollen die Schüler auf Themen aufmerksam werden und sie dann durch Diskussionen im Unterricht oder eigene Recherchen problematisieren. „Zeitungen sind nicht so flüchtig wie Fernsehen, Internet oder Radio“, sagt der Pädagoge, „das führt zu einer anderen Wahrnehmung.“ Im digitalen Zeitalter sei die Zeitung „eine sinnvolle Ergänzung“. Einige Schüler musste er erst an das gedruckte Medium heranführen – die meisten informieren sich vor allem online oder über Handy-Apps.
Beschäftigung mit Zeitungsinhalten
Für diese Stunde ist der Arbeitsauftrag klar: Die jungen Frauen und Männer sollen sich, aus der aktuellen Ausgabe oder der vom Vortag, einen Artikel raussuchen, dazu Aufgaben bearbeiten und ihre Ergebnisse am Ende vorstellen. Warum hat sie gerade dieser Beitrag angesprochen, welche Fragen ergeben sich beim Lesen? So üben sie gleichzeitig das Präsentieren.
Sandra Halemba (17) und Stefan Bräuer (20) haben sich den Lokalteil rausgepickt. Im Aufmacher geht es um neue Schulen in Köln, die in Modulbauweise entstehen sollen. Ein Thema, zu dem die beiden direkten Bezug haben – weil sie selbst in der Ausbildung stecken und „weil wir später ja auch mal Kinder haben werden“, erklärt der 20-Jährige.
Texte machen nachdenklich
Stella Kranzhoff hat sich für einen Text über Facebook entschieden: Weil die Konten von verstorbenen Nutzern nur in einen „Gedenkzustand“ versetzt werden, ist es möglich, dass Freunde der Toten weiter über deren anstehende Geburtstage informiert werden. „Das finde ich respektlos“, meint die 17-Jährige. „Jeder ist heute bei Facebook“, sagt sie. Aber nach seinem Tod könne man nicht mehr über seine Daten bestimmen. Der Artikel macht die Schülerin nachdenklich.
Lokale Inhalte aus der Tageszeitung
Weil sie in Godorf wohnt, hat sich Rebecca Liontis mit einem Beitrag über eine mögliche neue Rheinbrücke zwischen dem Kölner Süden und Niederkassel im Rhein-Sieg-Kreis beschäftigt. Vor der Klasse fasst sie ihre Meinung zusammen: „Ich finde die Idee gut, die Verbindung wäre effektiv. Aber wenn die Brücke kommt, wird die Umwelt zerstört.“ Die 19-Jährige ist hin- und hergerissen. „Was meint ihr?“, fragt sie ihre Mitschüler. Auch die sind geteilter Meinung.
„Zeitunglesen fördert die kritische Auseinandersetzung mit Themen“
Mobilität versus Naturschutz – an diesem Nachmittag fällt keine Entscheidung. Lehrer Bringmann aber ist zufrieden. „Bei so einem Thema müssen die Schüler abwägen: zwischen der privaten Perspektive als Nutzer der Brücke und der beruflichen, weil sie als Naturwissenschaftler ja auch für das Thema Umweltschutz sensibilisiert sind.“ Genau solche Zielkonflikte will der Pädagoge hervorkitzeln. Und damit letztlich den Blick schärfen für gesellschaftliche Probleme und Herausforderungen: „Zeitungslesen fördert die kritische Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Themen.“