Besser sehen ohne BrilleFür wen sich Augenlasern lohnt – und welche Risiken es birgt

Eine Patientin beim Augenlasern
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- In unserer Serie „Gesund durchs Jahr” widmen wir uns in jedem Monat einem anderen Themenbereich.
- Im Juli geht es um das Thema Augen, in dieser Folge um die Laserbehandlung.
- Eine Kölnerin erzählt in dieser Folge über ihre Erfahrung mit der Augen-OP und ein Experte klärt über mögliche Risiken auf.
Köln – Ohne ihre Brille war Alin Rudolph aufgeschmissen: „Wenn ich meinen Arm ausgestreckt habe, dann konnte ich meinen Ellenbogen noch scharf sehen, die Finger nur noch verschwommen. Und ich musste raten, wer mir gegenüber steht.“ Seit ihrer Kindheit ist Alin Rudolph kurzsichtig, bis ins Erwachsenenalter steigerte sich der Wert auf minus fünf Dioptrien. Im Alltag trug die 36-Jährige oft Brille, beim Sport Kontaktlinsen. Über das Thema Augenlasern hatte sie sich zwar immer mal wieder Gedanken gemacht, konkret wurden diese Pläne jedoch nie. Doch dann kam Corona – und die Masken. „Als Brillenträgerin ist das echt nicht toll. Immer, wenn ich von draußen nach drinnen gegangen bin, war meine Brille beschlagen und ich konnte nichts mehr sehen“, sagt die Kölnerin. „Da war für mich klar: Jetzt gönne ich mir diesen Schritt.“ Im März ließ sie sich die Augen lasern.
So wie zwei bis drei Prozent der Deutschen. Tendenz steigend, wie Professor Michael Knorz von der „Kommission Refraktive Chirurgie“ aus Mannheim sagt. Knorz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet des Augenlaserns und hat das populäre Lasik-Verfahren 1993 in Deutschland eingeführt.
So funktioniert die Laser-Methode
„Die Grundidee der Laseroperation ist, die vorderste Schicht des Auges, also die Hornhaut, so zu formen, dass die Brechkraft verändert wird“, erklärt er. „Dann wird das Licht sozusagen in einer anderen Tiefe des Auges scharf abgebildet.“ Für die Änderung der Hornhaut sind in Deutschland drei Laser-Verfahren zugelassen, die wir im Kasten näher erläutern. Zwei der drei Verfahren sind komplett schmerzfrei, nach ein bis zwei Tagen sei man wieder voll einsatzbereit und könne arbeiten gehen, erläutert der Experte.

Mit unserer Serie „Gesund durchs Jahr“ legen wir den Schwerpunkt ganz auf Ihre Gesundheit. Jeden Monat gibt es dazu ein Schwerpunktthema, zu dem jede Woche ein neuer Artikel erscheint. Im Dezember dreht sich alles um das Thema Demenz.
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Voraussetzung für alle drei Verfahren: Der Patient muss volljährig sein, die Fehlsichtigkeit darf nicht höher als minus acht Dioptrien (bei Kurzsichtigen) oder plus drei Dioptrien (bei Weitsichtigen) liegen, und diese Werte müssen stabil sein. „Stabil bedeutet, dass der Wert sich in den letzten eins bis zwei Jahren um nicht mehr als eine halbe Dioptrien verändert haben darf“, erläutert Michael Knorz.
Warum muss der Wert stabil sein?
Denn sonst ist das Risiko zu hoch, dass die Fehlsichtigkeit auch nach der OP weitergeht. „Ich kann die Kurzsichtigkeit ja nicht heilen“, sagt der Experte. „Wenn ich heute minus 4 Dioptrien weglasere, dann gilt das auch in drei Jahren noch. Aber vielleicht hat sich die Kurzsichtigkeit in dieser Zeit um weitere minus zwei Dioptrien verschlechtert. Dann haben Sie wieder minus 2.“ Deswegen sei es so wichtig, abzuwarten, bis die Werte sich stabil eingependelt hätten. Auch eine Hornhautverkrümmung kann man durch das Lasern beheben.
Drei Laser-Verfahren in Deutschland
PRK
Das älteste der drei Verfahren wurde bereits 1986 zugelassen und wird immer noch durchgeführt. Dabei wird die äußerste Schicht der Hornhaut in eine neue Form geschliffen. „Das Verfahren ist sehr wirksam“, sagt Michael Knorz, „es ist aber in den ersten Tagen schmerzhaft und es dauert auch einige Wochen, bis der Patient wieder stabil sehen kann.“ Deswegen ist das Verfahren nicht besonders weit verbreitet.
Lasik
Dieses Verfahren ist schmerzfrei, denn es wird nicht an der äußeren, sondern an der inneren Hornhaut gearbeitet. „Zunächst wird an der äußeren Hornhaut ein dünnes Scheibchen von etwa 0,1 Millimeter abgetrennt und wie ein Buchdeckel nach oben aufgeklappt. Dann schleift der Arzt die Hornhaut im Inneren in Form und klappt den Deckel wieder zu“, erklärt der Experte. Die Wunde werde dann wie mit einem körpereigenen Pflaster verschlossen. Schon am nächsten Tag ist wieder scharfes Sehen möglich. „Allerdings darf der Patient einige Wochen lang nicht am Auge reiben, weil die äußere Hornhaut wieder festwachsen muss.“ Außerdem sind die Augen für einige Zeit trocken und müssen mit künstlicher Tränenflüssigkeit getropft werden. Lasik ist zurzeit das am weitesten verbreitete Verfahren.
Smile
Die dritte Methode ist noch relativ neu und ahmt die minimal-invasive oder Schlüsselloch-Chirurgie nach, die mittlerweile auch bei vielen anderen Operationen zum Einsatz kommt. Hier öffnet der Arzt die Hornhaut nur etwa zwei Millimeter weit und schleift die innere Hornhaut sozusagen durch dieses Loch ab. In einem Stück kann das zu entfernende Gewebe dann durch den Schnitt nach außen gezogen werden. Auch hier sind die Augen vorübergehend trockener und müssen getropft werden. „Der Vorteil ist aber, dass der Patient gleich am nächsten Tag wieder am Auge reiben darf, weil der Schnitt so klein ist“, erklärt der Experte.
Die Voraussetzungen erfüllte Alin Rudolph alle. Dann ging die Suche nach der passenden Klinik los. „Ich habe zunächst geschaut, was es für Verfahren gibt, und mich grob eingelesen. Dann habe ich einfach mal einen Termin in der Klinik gemacht, die im Netz die besten Bewertungen hatte.“ Michael Knorz rät, den Haus-Augenarzt um eine Empfehlung zu bitten oder sich auf den Seiten der „Kommission Refraktive Chirurgie“ schlau zu machen. Dort sind, nach Postleitzahl sortiert, jene Augenärzte gelistet, die das Basic-Training zur Korrektur mitgemacht haben und jährlich Fortbildungen besuchen.
Darauf sollten Sie beim ersten Termin achten
Bei dem ersten Termin sollte man außerdem darauf achten, dass eine ausführliche Untersuchung und Diagnostik erfolgen und das Beratungsgespräch nicht zum Verkaufsgespräch mutiere. „Das Auge darf natürlich nur gelasert werden, wenn es gesund ist“, betont Knorz. „Ist die Hornhaut krankhaft schwach gebaut, zu dünn oder vernarbt, darf man nicht lasern.“ Das betreffe aber nur etwa ein Prozent der Interessenten.
Alin Rudolphs Augen waren gesund, das Vorgespräch und die Untersuchung überzeugten die 36-Jährige: „Die Ärzte haben die Operation super erklärt und mir die Angst genommen, dass etwas passieren könnte.“ Ihre größte Sorge: „Dass der Eingriff schief gehen könnte und ich dann im schlimmsten Fall erblinde.“

Professor Michael Knorz
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Tatsächlich wird die Angst vor der OP in Umfragen als häufigster Grund genannt, sich nicht operieren zu lassen, sagt Michael Knorz. „Ich persönlich kann das gut verstehen. Das ist schließlich eine OP, die man nicht unbedingt braucht. Ich selbst bin auch vor 20 Jahren gelasert worden und hatte vorher Angst. Als Experte kann ich aber versichern: Außer einem ganz minimalen Risiko spricht nichts dagegen.“
Welche Risiken gibt es denn?
Im schlimmsten Fall könnte jedoch Folgendes schief gehen: Wie bei jeder Operation kann es sein, dass die operierte Oberfläche des Auges nicht glatt zuwächst und sich eine Narbe bildet. „Das hat dann zur Folge, dass der Patient einige Tage, Wochen oder im Extremfall sogar einige Monate Zeit braucht, bis die Narbe sich so weit zurückgebildet hat, dass er wieder gut sehen kann.“ Das Risiko einer permanenten Schädigung liege aber bei einer Größenordnung von 1 zu mehreren Hunderttausend. Ein weiteres Risiko: Es ist möglich, dass die Augen nach einiger Zeit noch einmal nach operiert werden müssen, weil das Auge doch noch (oder wieder) ein bisschen fehlsichtig wird. Auf jeden Fall hat das Lasern zur Folge, dass die Augen für einige Wochen trockener sind, sodass sich der Patient in dieser Zeit mit künstlicher Tränenflüssigkeit tropfen muss.

Nach dem Lasern müssen die Patientinnen und Patienten sich eine Zeit lang die Augen tropfen.
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Alin Rudolph war nach dem Gespräch beruhigt. „Ich habe sofort einen OP-Termin ausgemacht.“ Schon drei Wochen später stand die Operation an. In der Klinik bekam sie eine Beruhigungstablette, das Auge wurde mit Gel betäubt. „Beim Lasern müssen die Augen offen sein. Man sieht schon, dass der Laser auf einen zukommt und man merkt auch, dass etwas am Auge passiert. Aber es hat überhaupt nicht weh getan“, schildert sie den Eingriff. „Beruhigt hat mich, dass die Ärztin die ganze Zeit mit mir gesprochen und mir jeden einzelnen Schritt erklärt hat.“
Das kostet das Lasern der Augen
Nach der OP wurde sie von ihrem Freund abgeholt und ist schlafen gegangen, um den Augen Ruhe zu gönnen. „Ich konnte direkt danach schon deutlicher sehen. Am ersten Tag hat das Auge etwas gebrannt, aber nicht so, dass ich eine Schmerztablette hätte nehmen müssen.“ In den ersten Tagen musste sie eine Sonnenbrille tragen und sich im wachen Zustand stündlich tropfen – abwechselnd künstliche Tränenflüssigkeit und entzündungshemmende Tropfen – sonst ging es ihr gut. „Nach drei Tagen habe ich gemerkt: Ich kann aufstehen und ich erkenne alles um mich herum!“ 3500 Euro zahlte sie für das Lasern beider Augen.
Im Durchschnitt koste eine Behandlung pro Auge zwischen 2000 und 3000 Euro, sagt Knorz. Die gesetzliche Krankenkasse bezahlt die OP nicht, die private Versicherung übernimmt in der Regel einen Großteil der Kosten. Zunächst klingt das nach viel Geld – doch man müsse auch mit einrechnen, dass in Zukunft die Kosten für eine neue Brille, Kontaktlinsen oder die Pflegepräparate wegfallen würden, so der Augenarzt.
Andere Möglichkeiten bei sehr starker Fehlsichtigkeit
Doch was ist mit Menschen, deren Fehlsichtigkeit so schlimm ist, dass ein Lasern für sie nicht in Frage kommt? Ihnen empfiehlt Michael Knorz den Einsatz von permanenten Kontaktlinsen. „Das Risiko dieser Operation ist nicht größer als beim Lasern.“ Und älteren Menschen, die nicht nur kurzsichtig sind, sondern bereits unter Altersweitsichtigkeit leiden, rät Knorz zum kompletten Austausch der Augenlinse. Die körpereigene Linse wird dann durch eine künstliche Linse ersetzt, ein Verfahren, das bei Erkrankungen mit dem Grauen Star ebenfalls angewandt wird. Auch hier bewege sich das Risiko, dass etwas schief geht, in einem ähnlich niedrigen Bereich wie beim Lasern.
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Und doch wundert man sich, dass bei einem so geringen Risiko der Anteil der Brillenträger in der Gesellschaft noch so hoch ist. „In den letzten Jahren haben wir schon einen deutlichen Anstieg der Menschen verzeichnet, die sich operieren lassen möchten“, sagt Michael Knorz. „Je mehr Leute man kennt, die gelasert und glücklich damit sind, desto mehr lässt die Angst nach.“ Alin Rudolph hat seit der OP 100 Prozent Sehkraft und empfiehlt die Operation jedem, der darüber nachdenkt. Sie selbst ärgert sich sogar, dass sie solange damit gewartet hat. „Es ist so befreiend, nicht mehr auf Hilfe in Form von Kontaktlinsen oder Brille angewiesen zu sein, keine beschlagene oder schmutzige Brille mehr zu haben“, sagt sie und fügt lachend hinzu. „Heute stehe ich auf, erkenne alles sofort und muss nicht mehr raten, wo ich bin.“