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„Sollte entsorgt werden“Wettbieten bei „Bares für Rares“ um kuriosen Fund nach Umzug in NRW

Lesezeit 3 Minuten
Der Fleischer Frank Goligowski (v.r.) mit Horst Lichter und Friederike Werner bei „Bares für Rares“.

Der Fleischer Frank Goligowski (v.r.) mit Horst Lichter und Friederike Werner bei „Bares für Rares“.

Die Tüte habe neben allen möglichen anderen Sachen in der Wohnung gelegen, der Bruder habe sie entsorgen sollen.

Mit einem der wohl ungewöhnlichsten Verkaufsobjekte ist Frank Goligowski zu „Bares für Rares“ gekommen. Der Fleischer aus Harsewinkel in Nordrhein-Westfalen hatte ein Stück Plastik dabei. Genauer gesagt handelte es sich um eine Plastiktüte.

Auch der 53-Jährige selbst war sich nicht sicher, ob es sich wirklich um eine Rarität handelte, nur weil ein berühmter Künstler darauf unterschrieben hat. Doch bei der Expertise staunte Goligowski kurz darauf nicht schlecht – und im Händlerraum von „Bares für Rares“ entstand ein regelrechtes Wettbieten um die Plastiktüte.

„Bares für Rares“: Fleischer berichtet kuriose Geschichte

Die Geschichte, wie der Fleischer aus Harsewinkel im Kreis Gütersloh in den Besitz der Tüte gekommen ist, war unterdessen ebenso kurios wie das Verkaufsobjekt selbst. „Die ist von meinem Bruder. Vor über zehn Jahren kam er zu mir, nachdem er eine neue Wohnung bezogen hat“, erzählte Frank Goligowski im Gespräch mit Horst Lichter.

In der Wohnung hätten noch einige Sachen herumgelegen, die sein Bruder dann „entsorgen sollte“. Darunter auch die besagte Plastiktüte. Goligowski habe dann den Auftrag gehabt, herauszufinden, ob man die verkaufen könnte. Zehn Jahre sei dann jedoch nichts passiert, die Sache habe sich verlaufen. Bis jetzt.

„Bares für Rares“-Expertin erklärt, was es mit der Plastiktüte auf sich hat

Wie Expertin Friederike Werner für „Bares für Rares“ aufklärte, handelt es sich bei der Plastiktüte um eine Kunstaktion von 1971. Hinter dem Projekt steckte kein anderer als der berühmte Düsseldorfer Künstler Joseph Beuys.

Die Vorderseite der Plastiktüte zeigt das ausgearbeitete Demokratie-Konzept von Joseph Beuys.

Die Vorderseite der Plastiktüte zeigt das ausgearbeitete Demokratie-Konzept von Joseph Beuys.

Beuys ist bekannt für den „Erweiterten Kunstbegriff“. Der Künstler hat in dem fraglichen Jahr in Düsseldorf die Organisation für direkte Demokratie gegründet. Gemeinsam mit seinen Studenten hat er sich damals Gedanken gemacht zur Demokratie in der damaligen Zeit, in der viele Dinge grundlegend hinterfragt wurden.

Joseph Beuys verteilte Plastiktüten auf der Documenta 5

Auf der Rückseite der Plastiktüte habe Joseph Beuys die Skizzen dieser Gedanken zur Gesellschaft festgehalten. Auf der Vorderseite finde sich dann das ausgearbeitete Programm zu den Themen direkte Demokratie und parlamentarische Demokratie.

Die Tüten seien damals bei der Documenta 5 in Kassel verkauft worden, erklärte Friederike Werner. Beuys habe damals auch mit den Besucherinnen und Besuchern über die Frage diskutiert, wie es klappen könnte, dass Menschen ohne den Umweg über Parteien direkt abstimmen könnten.

„Bares für Rares“: Expertise verschlägt Verkäufer die Sprache

„Aber was ist denn jetzt das Besondere?“, fragte sich ZDF-Moderator Horst Lichter. Die Plastiktüte sei rund 10.000 Mal gemacht worden. Eine Frage, die Expertin Werner sofort beantworten konnte: „Das Besondere ist, dass wir hier die Signatur des Künstlers haben.“

Beim Wunschpreis hatte der Fleischer aus Harsewinkel sich 50 Euro erhofft. 50 Euro für eine Plastiktüte? War das wirklich im Bereich des Möglichen? Durchaus! Die Expertenschätzung landete schließlich sogar bei 200 bis 300 Euro.

„Alter Schwede!“, staunte Horst Lichter – während es Frank Goligowski komplett die Sprache verschlagen hatte. „Für eine Plastiktüte?!“

„Bares für Rares“-Händler sofort bei der Sache

Im Händlerraum von „Bares für Rares“ sorgte die Plastiktüte von Joseph Beuys jedoch von Beginn an für ein reges Interesse. Bereits das Anfangsgebot lag bei 200 Euro. Ein Preis, bei dem der ursprüngliche Wunschpreis bereits deutlich übertroffen wurde.

Jan Cizek (l.) und Fabian Kahl inspizieren die Plastiktüte bei „Bares für Rares“.

Jan Cizek (l.) und Fabian Kahl inspizieren die Plastiktüte bei „Bares für Rares“.

Gebote kamen unterdessen von allen Seiten. Schnell war auch die 300-Euro-Marke durchbrochen. Und es ging immer weiter.

Wettbieten bei „Bares für Rares“ – „Ahhh, es geht immer weiter“

Bei 360 Euro wollte Jan Cizek das Geschäft schon zu machen und fragte Verkäufer Goligowski, ob er mit dem Preis einverstanden sei. Sofort machte Fabian Kahl jedoch deutlich, dass die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen seien.

Kurz darauf war auch die 400-Euro-Marke geknackt. „Ahhh, es geht immer weiter“, zeigte sich Jan Cizek verzweifelt und vergrub sein Gesicht in seinen Fäusten.

Schließlich zeigte sich Händler Anaisio Guedes einfach am hartnäckigsten. Für 460 Euro hatte er sich die Plastiktüte von Joseph Beuys aber auch redlich verdient.