120 Stände10.000 Besucher schlenderten über den Wollmarkt in Kuchenheim

Einigen Handwerkern konnten die Besucher des Kuchenheimer Wollmarktes bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. In diesem Jahr war die Zahl der Stände auf Rekordniveau angehoben worden. Die Besucher hatten also beim Shoppen die Qual der Wahl.
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Euskirchen-Kuchenheim – Neidisch beobachtete Mocambo die Übungen seiner Border-Collie-Kollegin Badger, die auf der Wiese im LVR-Industriemuseum Kuchenheim eine achtköpfige Schafherde vor sich hertrieb. Nur allzu gerne hätte sich der achtjährige Hütehund selbst ins Getümmel gestürzt, doch die erste Hälfte der Vorführung gehörte der gleichaltrigen Badger. Mit nur wenigen knappen Kommandos von Schäfer Martin Solbach hielt sie die Herde unter Kontrolle.
„Man sagt, ein Hütehund sei im Einsatz so effektiv wie acht Menschen“, berichtete Solbach an die mehreren hundert Zuschauer gewandt. Und dann endlich kam der große Auftritt von Mocambo, bei dem der Hütehund sein erstaunliches Können zeigte. Denn sofort bewies der Vierbeiner, dass sein von einer Kaffeesorte abstammender Name bestens zu seinem feurigen Charakter passt.

Zur „Miss Kuchenheim“ wurde ein eineinhalbjähriges Walliser Schwarznasenschaf von den Kindern gekürt.
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„Er ist schnell und explosiv, während die Hundedame eher überlegt handelt. Also wie im echten Leben“, scherzte Martin Solbach. Mit großen Augen bestaunten die kleinen und großen Besucher des 28. Wollmarktes die perfekt einstudierten Bewegungen der beiden agilen Hunde. Nicht einmal eine Minute benötigten sie, um die Schafherde gemeinsam und ohne Bellen oder Beißen in das kleine Gatter zu treiben.
„Die Schafe kennen weder den Wollmarkt noch eine so große Menschenmenge“, betonte Solbach. „Dies ist also keine Routine, sondern eine instinktive Reaktion auf die klaren Befehle der Hunde.“ Doch die Border-Collies waren am Sonntag längst nicht der einzige Blickfang für die geschätzt 10.000 Besucher, die im Laufe des Tages über das Gelände des Industriemuseums schlenderten. Mit 120 Ständen, die Wolle, Textilien und Dekorationen anboten, gelang den Organisatoren in diesem Jahr ein neuer Rekord.
„Wir haben sogar noch deutlich mehr Anmeldungen erhalten, stellen jedoch sehr hohe Ansprüche an die Qualität der ausgestellten Ware“, erklärte Museumsleiter Detlef Stender. „Viele unserer Gäste kommen jedes Jahr wieder, weil sie genau wissen, dass sie hier fündig werden.“
Dies bewiesen auch die zahlreichen gefüllten Einkaufstaschen, mit denen viele Besucher, darunter auch Verena Paulsen, den Heimweg antraten. „Es war zuerst schon ein wenig seltsam, bei so warmem Wetter dicke Kleidung zu kaufen, aber vorausschauend auf den Winter hat es sich bislang immer gelohnt.“
Einer langjährigen Tradition sei es geschuldet, dass eine Verschiebung des Wollmarktes in die kühleren Monate wohl auch in Zukunft nicht in Frage kommt, berichtete Detlef Stender lachend. „Uns ist klar, dass man schon einiges an Fantasie mitbringen muss, um sich jetzt dicke Socken zu kaufen. Doch im Sommer beginnt die Zeit der Schafschur, und schon in ferner Vergangenheit fand der Euskirchener Wollmarkt, auf dem diese Veranstaltung aufbaut, in der warmen Jahreszeit statt.“
Während sich die Erwachsenen auf Shoppingtour begaben, stürmten die kleineren Gäste den Streichelzoo des Marktes. Die zahlreichen Schafe konnten nämlich nicht nur aus der Ferne bewundert, sondern auch hautnah erlebt und gestreichelt werden. Immer wieder versammelten sich Dutzende Kinder um die kleinen Gehege, ahmten das Blöken der Tiere nach und tauschten sich aufgeregt über jede Bewegung der putzigen Schafe aus.
Besonders eine erst eineinhalb Jahre alte Wallisische Schwarznasen-Schafdame von Züchter Günter Hahnenberg sorgte für Aufsehen und gewann die meisten Stimmen in der „Miss Kuchenheim“-Wahl für das schönste Schaf. „Am liebsten würde ich sie mit nach Hause nehmen“, rief begeistert der siebenjährige Jens und sprach damit wohl den meisten umstehenden Kindern aus der Seele.