„Auf uns lastet viel Druck“So ist die Stimmung bei Lehrern im Kreis Euskirchen

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Der Schulbetrieb im Kreis läuft relativ normal. Bisher waren nur wenige komplette Klassen in Quarantäne.

Der Schulbetrieb im Kreis läuft relativ normal. Bisher waren nur wenige komplette Klassen in Quarantäne.

Kreis Euskirchen – Bärbel König ist zufrieden mit der Art und Weise, wie die Lehrer mit der Corona-Pandemie an den Grundschulen im Kreis umgehen. „Insgesamt meistern die Schulen die ungewohnte Situation sehr engagiert und souverän“, sagt die Schulamtsdirektorin des Kreises auf Anfrage dieser Zeitung.

Da nur wenige Lehrkräfte der Risikogruppe angehörten und die meisten vor Ort ihren Dienst versehen könnten, sei es im Kreis im Grundschulbereich zurzeit recht gut möglich, den Unterricht weitgehend nach Plan als Präsenzunterricht zu erteilen. „Bereits nach dem ersten Lockdown konnten wir feststellen, dass die Grundschullehrkräfte sich sehr darüber gefreut haben, ihre Schülerinnen und Schüler endlich wiederzusehen und Präsenzunterricht erteilen zu können“, so König. Aus ihrer Sicht haben sich sowohl die Lehrkräfte als auch die Schüler „erstaunlich schnell an die Gesamtsituation gewöhnt“.

„Bislang haben wir Glück gehabt“

„Bei uns ist die Stimmung eher gelassen“, erklärt Georg Jöbkes, Leiter des Johannes-Sturmius-Gymnasiums in Schleiden: „Alle wissen, dass die gegenwärtige Situation eine Herausforderung ist, aber wir bemühen uns, alles so zu gestalten, dass es erträglich bleibt.“ Man füge sich den Notwendigkeiten.

Die Lehrer würden ganz normal ihren Unterricht abhalten und regelmäßig die Klassenräume lüften. Beschwerden gebe es bisher nicht. „Die Schüler kommen warm angezogen in die Schule und halten sich vorbildlich an die Regeln“, so Jöbkes.

Dies gelte auch für die Lehrer, die stets mit Maske unterrichten würden und diese nur bei längeren Vorträgen und ausreichend Abstand abnehmen dürften. „Wir wollen unter allen Umständen vermeiden, dass Schüler in Quarantäne müssen. Bislang haben wir Glück gehabt“, sagt der Schulleiter. (wki)

Die Grundschulkinder gehen laut der Expertin sehr gewissenhaft mit der Situation um und unterstützen sich gegenseitig, die Regeln einzuhalten. „Viel Lob höre ich auch von den Schulleitungen, die sich insgesamt über den großen Zusammenhalt im Kollegium und das Engagement der Lehrkräfte im Umgang mit dieser Situation freuen“, so König. Dass die Stimmung bei den Lehrkräften gereizt sei, könne sie nicht bestätigen: „Ich habe bislang keine Aussagen von Lehrkräften in diesem Sinne erhalten und auch von Schulleitungen keine Rückmeldungen, die dies bestätigen würden.“

Lüften stört den Unterricht

Eine Grundschullehrerin aus Mechernich widerspricht der Schulamtsdirektorin. „Die Stimmung ist gedrückt und angespannt, weil durch die jetzt sehr schnell vorangehen sollende Digitalisierung viel Druck auf uns Lehrern lastet“, sagt sie.

Eine Kollegin aus Weilerswist teilt diese Meinung. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagt die Grundschullehrerin: „Unter diesen Umständen macht der Job, den wir alle sehr lieben, nicht wirklich Spaß.“ Es seien die vielen Kleinigkeiten, die an die Substanz gingen. „Alle 20 Minuten lüften, stört einfach den Unterricht. Zudem ändert sich dauernd etwas im Ablauf oder der Organisation“, so die Lehrerin.

Eine Grundschullehrerin aus Euskirchen spricht sich für die Schulhoftrennung aus. „Und ganz ehrlich. In der derzeitigen Situation kann das mit dem Sportunterricht auch nicht so bleiben“, sagt sie.

Schüler gehen gut mit der Situation um

Claudia Ahrens ist Lehrerin an der Gesamtschule Weilerswist. „Meine Kollegen und ich sind eigentlich alle recht entspannt“, sagt sie. Natürlich sei nicht alles optimal, zumal man mit dem „Haushalt-Argument“ jede konstruktive Diskussion polemisch beenden könne.

Seit Tagen kursiert in den Sozialen Netzwerken ein Text, in dem das Dilemma der Lehrer offenkundig wird. „Morgens bin ich mit 25 Haushalten in einer Klasse, am Nachmittag mit 27 im Lehrerzimmer. Und in meiner Freizeit darf ich mich nur mit einem weiteren Haushalt treffen“, heißt es in dem Text. Ahrens versteht die Aufregung nicht. „Wenn die Schulen offen bleiben sollen, was seit Frühling massiv gefordert wird, dann geht es wohl nur so. Wenn die Schulen das Letzte sein wollen, das man schließen möchte, muss man jetzt einige Kröten schlucken“, so die Pädagogin.

In Gesprächen im Lehrerzimmer werde deutlich, dass viele Kollegen eine Halbierung der Klassen mit einem rotierenden System befürworteten. „Wir sind aber weder die Landesregierung noch die Schulministerin, und tatsächlich fügen wir uns dem, was uns gesagt wird. Und das mit eigentlich ganz guter Stimmung.“ Die Gesamtschüler in Weilerswist gehen laut Ahrens gut mit der Situation um.

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Man müsse das Beste aus der Sache machen. Ahrens: „Man kann sich als Lehrerin nicht vor Kinder stellen und den ganzen Tag nur jammern.“ In Weilerswist tragen nach Angaben der Pädagogin alle Lehrer Masken während des Unterrichts, obwohl sie es nicht müssten. „Das ist für uns eine Frage der Solidarität und völlig selbstverständlich. Unsere Sekretärin hat da ein weises Wort gesprochen: ,Manchmal kann man nichts machen. Außer weiter‘“, so Claudia Ahrens.

Edeltraut Lorenzen leitet die Stephanusschule in Bürvenich, die in Füssenich eine Zweigstelle hat. „Wir sind echt gefordert“, sagt sie. Sie spricht sich für eine Halbierung der Klassen aus, die überhaupt in der Schule sind. Während eine Klasse Präsenzunterricht bekommt, wird die andere über Online-Möglichkeiten unterrichtet. Dies könnte eine mögliche Schließung der Schule im Fall eines positiven Corona-Falles verhindern.

Das Lüften alle 20 Minuten störe zwar nicht unbedingt den Unterricht, fördere aber im Winter nicht unbedingt die Gesundheit. „Die Lehrer und Schüler sitzen dann im Durchzug, aber wir tragen das klaglos“, so Lorenzen. Nach Angaben der Schulleiterin können sich die Schulbediensteten der Stephanusschule bis zu den Weihnachtsferien noch dreimal auf Corona testen lassen.

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