58,6 Prozent der Wähler stimmten für den Iversheimer Sebastian Glatzel, der Nachfolger von Sabine Preiser-Marian wird.
StichwahlSebastian Glatzel wird erster SPD-Bürgermeister von Bad Münstereifel

Handschlag der Kontrahenten: Guido Waters (r.) gratuliert Sebastian Glatzel.
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Freud und Leid liegen manchmal nah beieinander. Teilweise sind nur ein paar Hausnummern dazwischen. Die Unnaustraße in Bad Münstereifel sollte am Sonntagabend zum politischen Nabel der Stadt werden. Auf der einen Seite, in der „Post“, wie das Hotel zur Post im Volksmund genannt wird, war ausgelassenes Feiern angesagt. Dort bejubelten SPD und Grüne den Wahlsieg von Sebastian Glatzel. Gegenüber, bei „Marielle“, in der Langform Café & Restaurant Marielle, war die Stimmung gedämpft. Dort musste die CDU die Niederlage ihres Kandidaten Guido Waters erst einmal verdauen.
Und die war am Ende deutlicher ausgefallen, als sich das so mancher gedacht hatte. 58,6 Prozent der Stimmen holte Sebastian Glatzel in der Stichwahl. Oder anders gesagt: 1368 Stimmen mehr als sein Kontrahent Guido Waters. Historisches ist ihm gelungen. Glatzel ist der erste hauptamtliche SPD-Bürgermeister der Stadtgeschichte. Ehrenamtliche Bürgermeisterin war Ursula Koch-Traeger von 1994 bis 1996.
Sebastian Glatzel gewann 14 der 16 Wahlbezirke in Bad Münstereifel
So wirklich fassen konnte Glatzel das Resultat nicht. Überwältigt sei er – was man ihm auch ansah. Es war eher eine stille Freude. Und weil nur eine kleine Abordnung der SPD Glatzel in den Rats- und Bürgersaal begleitet hatte, in dem überwiegend CDU-Anhänger die Präsentation der Wahlergebnisse verfolgt hatten, wurde ihm auch nicht applaudiert. Allerdings gratulierte Guido Waters dem Sieger anständig. Und die amtierende Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) überreichte ihrem designierten Nachfolger einen Blumenstrauß.

Konnten teilweise nicht mehr hinsehen: Die CDU verfolgte die Ergebnisse im Rats- und Bürgersaal in Bad Münstereifel.
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CDU-Parteichef Martin Finder (r.) ist angesichts des Ergebnisses seines Kandidaten Guido Waters bedient.
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In welche Richtung es gehen sollte, zeigte sich um 18.13 Uhr, als das erste Ergebnis aus Rodert eintraf. 69,6 Prozent hatten dort für Sebastian Glatzel gestimmt. Es sollte ein Durchmarsch für den SPD-Kandidaten werden, der 14 der 16 Wahlbezirke gewann, am deutlichsten seinen eigenen, Iversheim I/Kalkar, wo er 68,8 Prozent der Stimmen holte. Lediglich in Mahlberg (50,6 Prozent) und Rupperath/Hardtbrücke (53,8 Prozent) lag Waters vorn.
Sebastian Glatzel spricht seiner Vorgängerin einen Dank aus
„Das Ergebnis erfüllt mich mit Dankbarkeit und Demut. Es ist ein Vertrauensvorschuss der Wählerinnen und Wähler“, sagte Glatzel. Es sei ein langer Wahlkampf gewesen. Aber er habe sein Ziel erfüllt: Er habe die Menschen in Bad Münstereifel erreicht. Als Bürgermeister will er zunächst schauen: Wo steht die Verwaltung? Wo stehen die einzelnen Projekte?
Lang war übrigens nicht nur der Wahlkampf, sondern auch der Stichwahltag. Ab kurz nach 2 Uhr in der Nacht ging es los. Brötchen wurden von der SPD fast im ganzen Stadtgebiet verteilt. Seine eigene Stimme habe er gegen 12 Uhr abgegeben. Danach habe er aufgeregt auf das Ergebnis gewartet. Glatzel erwähnt auch seine Vorgängerin. „Sabine Preiser-Marian hat Bad Münstereifel durch die Zeit nach der Flut geführt. Wir können sehr dankbar sein, sie als Bürgermeisterin gehabt zu haben.“ Gleichwohl geht er davon aus, dass sich sein Stil von der gescheiterten Landratskandidatin unterscheidet.
CDU-Chef fordert von Glatzel Einhaltung seiner Wahlversprechen
Wählen gehen konnte Guido Waters als Blankenheimer nicht. Mit seiner Familie habe er den Tag in Ruhe verbracht. „Offensichtlich habe ich die Bürger nicht von meiner Person und meinen Punkten überzeugen können“, zieht er ein erstes Fazit. Waters bleibt nun auf seinem Posten im Blankenheimer Rathaus.
Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Martin Finder, dessen Partei die größte Fraktion im Rat stellen wird, gratulierte dem Gewinner zwar, schaltete aber auch auf Attacke: „Wir werden Sebastian Glatzel verpflichten, seine ganzen Wahlversprechen einzuhalten.“ Und CDU-Kreisparteichef Ingo Pfennings spricht als Bad Münstereifeler Bürger: „Egal, wer es geworden wäre: Die Herausforderungen in Bad Münstereifel, etwa aus haushalterischer Sicht, sind riesig.“