WallgrabenkonzertJeder Ton erhält in Bad Münstereifel maximale Aufmerksamkeit

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Das Bild zeigt das Mori Trio während des Konzert in Bad Münstereifel.

Boten ein tolles Gastspiel: Werner von Schnitzler (Violine), Aiki Mori-von Schnitzler (Violoncello) und Asa Mori (Klavier).

Das Mori Trio begeistert erneut beim Wallgraben-Konzert in Bad Münstereifel. Selbst die Zusatzplätze waren schnell besetzt.

Das Mori Trio ist in Bad Münstereifel seit langem ein Garant für ein volles Haus. Diesmal war die Konviktaula beim Wallgrabenkonzert restlos ausverkauft, und auch die zusätzlich bereitgestellten Stühle wurden besetzt. Werner von Schnitzler (Violine), Aiki Mori-von Schnitzler (Violoncello) und Asa Mori (Klavier) boten ihrem Publikum ein grandioses Konzert mit einem besonders interessanten Programm.

Zur Einstimmung gab es das Klaviertrio B-Dur KV 502 von Wolfgang Amadeus Mozart. Ein spritziger Einstieg mit dem ganzen Charme der Wiener Klassik, konzertant wie ein großes Konzert und zugleich kammermusikalisch intim. Das Mori Trio, das sich im Jahr 2013 formierte, zeigte sich als perfekt aufeinander eingespieltes Ensemble.

Bad Münstereifel: Trio zeigt sich heiter, aber nicht belanglos

Heiter, aber nicht belanglos ließen die drei Virtuosen Mozarts Werk strahlen. Und dabei hatte doch jeder seine eigene Handschrift, die vor allem im langsamen Mittelsatz zum Ausdruck kam. Ein fröhliches, markantes Klavier, eine intensive Violine und ein zart-liebevolles Cello verwoben sich zu einer sehr reizvollen Mischung, die stets die Spannung hielt.

Dann gab es einen radikalen Stimmungswechsel. Beim Klaviertrio Nr. 2 e-moll op. 67 von Dmitri D. Schostakowitsch wurde das Publikum ganz still, sogar zwischen den einzelnen Sätzen war kein Geräusch zu vernehmen. Der russische Komponist, Pianist und Pädagoge schrieb dieses Werk im Andenken an seinen Freund, den Musik- und Literaturwissenschaftler Iwan Sollertinskij, der 1944 starb. In vier Sätzen bringt er seine Trauer um ihn und seinen Schmerz über das Elend und die Not der Kriegszeit zum Ausdruck.

Wallgraben: Jeder Ton erhielt maximale Aufmerksamkeit

Aiki Mori-von Schnitzler eröffnete das tieftragische Werk mit fahlen, sphärischen Flageolett-Tönen am Cello, wogegen die ersten zaghaften Töne der Violine regelrecht tief erschienen. Hauchzart spielte Werner von Schnitzler, Asa Mori setzte sachte am Klavier in tiefen Lagen ein und legte damit einen besonders großen Tonraum an. Jeder einzelne Ton bekam maximale Aufmerksamkeit, selbst bei rasender Virtuosität, die sich im Stück immer wieder aufbaute.

Die Interpretation war höchst spannend, künstlerisch äußerst raffiniert und präzise ausgefeilt und sehr ausdrucksstark. Ruppiges Pizzicato, neckische Glissandi, schlagende Bögen und andere markante Ausdrucksmittel forderten die Streicher zu größter Virtuosität heraus. Asa Mori warf streckenweise Akkorde wie schwere Felsbrocken ein.

Das Werk war ungeheuer fordernd für die Zuhörer und vor allem die Künstler, die mit ihrer meisterhaften Interpretation glänzten und zugleich erschütterten, denn die Musik war ungeheuer kantig, sehr packend, düster, melancholisch und leidenschaftlich. Im Schlusssatz verarbeitete Schostakowitsch ein Thema aus der jüdischen Volksmusik.

Nach der Pause ging es mit dem Klaviertrio e-moll op. 90 von Antonin Dvorák weiter. Es trägt den Namen „Dumky“, da es eine Folge von sechs Tänzen darstellt, die wie eine ukrainische Dumka zwischen langsamen, schwermütigen und schnellen, ausgelassenen Charakteren wechselt. Werner von Schnitzler, Aiki Mori-von Schnitzler und Asa Mori brachten den Ideenreichtum brillant zur Geltung.

Das Stück stieg sogleich ohne jede Einleitung voll und intensiv ein, machte sich dann in einem fröhlicheren Tanz locker, der volkstümlich mit markanten Synkopen energiegeladen aufwartete. Geheimnisvoll ging es weiter mit schillernden Kaskaden am Klavier, die die Pianistin mit beeindruckender Motorik spielte. Innigkeit, Pathos, Sanftheit, Heiterkeit und Kraft ließ das Mori Trio wirkungsvoll kontrastieren. Mit Dumky erklang ein breit angelegtes Werk zum Abtauchen. Das Publikum genoss den Rausch dieser fesselnden Interpretation und der überaus lebendigen Präsenz der Musiker.

Eine Zugabe musste sein. „Let's Play an Opera by Rossini“ von Rodion Shchedrin, geboren 1932 in Moskau, verabschiedete das begeisterte Publikum mit Klängen voller Überraschungen und Esprit.


Das letzte Wallgrabenkonzert dieser Saison spielt das Alliage Quartett am 21. April ab 18 Uhr. Auf dem Programm stehen neben „A Midsummer Night's Dream“ von Felix Mendelssohn Bartholdy unter anderem Werke von Leonard Bernstein, Samuel Barber und George Gershwin. Der Vorverkauf beginnt am 28. März.

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