170. TodestagBad Münstereifeler erleben besonderes Gedenken an Friedrich Joseph Haass

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Das Bild zeigt René Michaelsen, Laurenz Leky, Juliane Pempelfort, Mark Zak und Alexander Olbrich. Sie halten sich an den Händen.

Die szenische Lesung gestalteten René Michaelsen (v.l.), Laurenz Leky, Juliane Pempelfort, Mark Zak (Autor) und Alexander Olbrich (Regisseur).

In Bad Münstereifel fand eine szenische Lesung statt über das Leben von Friedrich Joseph Haass, der als „heiliger Doktor von Moskau“ gilt.

Die szenische Lesung über den Bad Münstereifeler Arzt Friedrich Joseph Haass anlässlich seines 170. Todestages (1780-1853) bescherte den rund 35 Zuschauern im Bürgersaal des historischen Rathauses nicht nur viele Informationen, sondern auch einen bedrückend nahen Zeitbezug.

Denn der Bad Münstereifeler Doktor, dessen mögliche Seligsprechung die katholische Kirche prüft, erlebte in Russland verstörende Unterschiede zu seiner eigenen Denkweise. Nachdem er medizinische Studien in Köln, Jena, Göttingen und Wien absolviert hatte, nahm er Dienste für die Fürstin Repnina in Russland an und landete schließlich in Moskau.

Dort kostete diesem barmherzigen und selbstlos gesinnten Menschen die russische Denk- und Lebensweise einiges an Nerven. Schauspieler, Regisseur und Autor haben mit ihrer professionell gestalteten, gespielten Lesung unter dem Titel „Der heilige Doktor von Moskau“ genau das herausgearbeitet.

Das Bild zeigt eine Kohlezeichnung des Bad Münstereifeler Arztes Friedrich Joseph Haass.

Vor 170 Jahren starb Friedrich Joseph Haass.

Die Liebe von Haass und der Versuch, mit Menschenfreundlichkeit Waisen und Gefangenen in Russland zu helfen, stießen im zaristischen Russland nicht nur auf Gegenliebe. Haass sieht sich Intrigen, Kaltherzigkeit, Bürokratismus und Ablehnung ausgesetzt. Seine Schwester Wilhelmine, die ihm den Haushalt führt, findet noch viel drastischere Worte für die Russen.

Am Ende lebte Friedrich Joseph Haass in Armut

Doch Haass lässt sich nicht beirren in seinem Eifer um das Gute, auch wenn ihn das zum Ende seines Lebens in die Armut führt. Sein Leitmotiv: Beeilt euch, Gutes zu tun. Für ihn kommt die aus Glauben tätige Liebe noch vor seinem Beruf als Arzt. Ihm verdankten es Strafgefangene, dass sie nicht mehr kahlgeschoren wurden und leichtere, gepolsterte Fußfesseln für die Märsche zu den Straflager erhielten.

Autor Mark Zak packt zur historischen Figur aktuelle Zeitungsausschnitte über die Willkür in Russland heute hinzu, um die Ähnlichkeiten zu verdeutlichen. Er stammt gebürtig aus der Sowjetunion und kam als Kind nach Deutschland. Zak lässt mit dem russischen Schriftsteller Dostojewski die Frage stellen, ob nicht vielleicht durch die besonders selbstlose Art von Haass ein Samenkorn für etwas Gutes gelegt wurde. Immerhin kamen rund 20000 Menschen zu Haass Beerdigung, heute noch werden Blumen an sein Grab gelegt.

Das Andenken an den berühmten Bad Münstereifeler wird hochgehalten

Der Regisseur Alexander Olbrich und die Schauspieler Juliane Pempelfort, René Michaelsen und Laurenz Leky gestalteten gestenreich und überzeugend eine Lesung aus Briefen, Zeitzeugnissen und erfundenen Textpassagen. Ein Zuschauer fasste es zusammen: „Durch ihre Darbietung wurde Friedrich Joseph Haass eine lebendige Person für uns.“ Die Kooperation des Rheinischen Landestheaters Neuß und des Kölner Theaters im Bauturm sollte sich auch für Kinder in der Ukraine lohnen: Alle Akteure traten unentgeltlich auf und baten um eine Spende für eine Behinderteneinrichtung des Janusz Korczak Rehainstituts in Odessa.

Wilhelm Stein, Vorsitzender der Friedrich Joseph Haass Gesellschaft Bad Münstereifel, beschreibt das Anliegen, das er mit dieser Lesung verbindet: „Wir möchten das Andenken an Haass, dem wohl berühmtesten Bad Münstereifeler, hochhalten und hoffen, dass so sein Wirken wieder bekannter wird.“ Die Lesung kann in ähnlicher Fassung als Hörspiel im Archiv vom Domradio nachgehört werden.

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