Karneval in Bad MünstereifelIn Mahlberg jecke Geschichten vom stillen Örtchen erzählt

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Bunt kostümierte Jecke sitzen in der Dorfhalle Mahlberg eng beisammen an Tischen. Viele lachen und recken zum Alaaf-Ruf die Arme in die Höhe.

Begeistert waren die Jecke in der Mahlberger Halle von den Darbietungen auf der Bühne.

Der Mahlberger Karneval besticht durch die Liebe zum Detail. Das zeigte einmal mehr die Sitzung in der rappelvollen Dorfhalle.

Von wegen „Janz Mohlberg ess e Poppespill“. So wurde im Bad Münstereifeler Ortsteil Mahlberg vor einigen Jahren mal eine Sitzung benannt. Jetzt wurde fast alles op de Kopp jestellt unter dem Motto „Wer hat an der Uhr gedreht?“. Bunt und originell haben die Mahlberger auch diese Idee umgesetzt – bis hin zu Details wie den in liebevoller Handarbeit selbst gefertigten Orden. In verschiedenen Farben sind sie gestaltet und mit einer richtigen Uhr versehen. Wer sich um Karneval und Brauchtum verdient gemacht hat, erhält solch ein schönes Erinnerungsstück.

Gleich zu Beginn schon hatte Werner Haag als Sitzungspräsident in seinem auffallenden, pinken Anzug die Menschen in der vollen Dorfhalle im Griff. „Habt Ihr Lust auf Fastelovend?“, rief er. Zugegeben, dieser einleitenden Frage hätte es zum Start ins vierstündige Programm gar nicht bedurft. DJ Guido sorgte für die eingespielte Musik und das Tambourcorps „Eiche“ für Trommel- und Flöten-Spektakel. Und der Elferrat zog nicht nur einfach ein und nahm dann auf der Bühne Platz, er bildete vielmehr zum Final-Auftritt der „Sugar Girls“ auch ein Spalier für die Tänzerinnen.

Wie auf dem stillen Örtchen in Manni Prinz' Kneipe in Mutscheid

Das Männerballett Reifferscheid brillierte ebenso wie zuvor die aus dem gleichen Ort angereiste Tanzgarde. Und da bekanntlich jeder mal ein stilles Örtchen aufsuchen muss, war das auch Thema in einem Sketch. Dazu waren die sanitären Einrichtungen aus der Kneipe von „Prinze Manni en de Mötsched“ (Haag) nach Mahlberg geholt worden, um mal darzulegen, was da so alles abgeht.

Werner Haag, mit Anzug und Krawatte in Pink, spricht auf der mit Ballons dekorierten Bühne ins Mikrofon.

Der Mann in Pink, Sitzungspräsident Werner Haag.

Als zwei Bayern verstanden es die „Bimmelbuaben“ Moritz Niederprüm und Francesco Gareis, das Publikum zu begeistern. Und mit Blick auf die belgischen Atomkraftwerke, die häufig genug durch Pannen von sich reden machen, hatten Martina Blindert und Co. einige jecke Vorschläge, was denn nun bei und gegen Atomwolken helfen könnte.

Was tun, wenn im Alter das Geld nicht reicht? 

Den aktuellen Debatten inklusive des Schimpfens auf und über die Politik widmete sich Sitzungspräsident Haag ebenfalls: „Wir zahlen zu viel und bekommen zu wenig. Insbesondere unsere Rentner müssen häufig mit kleinem Einkommen auskommen. Häufig reicht das nicht. Einige gehen zurück zu den Wurzeln und versuchen es mit der Landwirtschaft. Andere suchen neue Lösungen.“ Und die führten Haag zu Erika und Erick aus Mahlberg alias Michaela Wurms und Lars Brauer. Sie hatten sich Gedanken gemacht, was man denn schon machen könne, wenn Mann, aber auch Frau nicht aus dem Haus wollen. „Versuchen wir es mal mit Telefonsex.“ Mit ihren Sketchen sorgten sie für Begeisterung der Besucher in der Mahlberger Halle.

Ein kostümiertes Musikertrio, bestehend aus zwei Trompetern und einem Posaunisten.

Das Eifel-Trio: Michael Gülden (v. l.), Achim Blindert und Fabian Blindert.

Musik erklang, auf Trompeten und Posaune gespielt, vom Mahlberger Eifel-Trio Michael Gülden, Achim Blindert und Fabian Blindert. Wobei Achim Blindert, besser bekannt als der Allgemeine Vertreter von Landrat Markus Ramers, gerne wieder karnevalistisch mitmischte. Auch das Männerballett Mutscheid durfte bei der Mahlberger Sitzung natürlich nicht fehlen.

Egal, ob Aachen oder Mahlberg: Die „Sugar Girls“ werden gefeiert

Zum Finale waren die „Sugar Girls“ mit ihren Trainerinnen Angelina Fischer und Kathrin Schäfer an der Reihe. Ihr Programm „Wie ein Blitz! – Wir bringen den Himmel zum Leuchten“ begeisterte nicht nur die Jecken im heimischen Mahlberg. Die Tänzerinnen haben auch auf der Prunksitzung in Aachen ihre Visitenkarte hinterlassen und mächtig Eindruck gemacht: Als „die wohl aktuell beste Showtanzgruppe im rheinischen Karneval“ wurden sie dort gefeiert. Die Gruppe trainiert nicht nur in Mahlberg in der Halle des Turnvereins, sie packt auch im Ort mit an, wenn Hilfe gebraucht wird – bei der Kirmes etwa.

Die Mahlberger feierten wieder eine Sitzung, die ohne Werbung und Vorankündigungen auskam (Haag: „Dann wären wir doch mit Kartenanfragen überrannt worden“). Die Halle, deren Gesamtgebäude nach der großen Sanierung eine Begegnungsstätte für Jung und Alt geworden ist, bietet eben nicht unbegrenzt Platz. Unerlässlich sind dagegen die ganzen Helfer, etwa die „Thekenmannschaft“ des JGV Flamersheim, Guido und Tim Kerzmann oder die beiden Frauen Marion und Michaela, ohne deren Ideen und Begeisterung so eine Veranstaltung nicht zustande käme. So schafft die Interessengemeinschaft Mahlberger Karneval eine Sitzung der „teils etwas anderen Art“, die sie gerne als „kleinen Ableger der Kölner Stunksitzung“ feiert.

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