Neues FeriendorfAnwohner in Blankenheim-Freilingen protestieren gegen Pläne

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Aus ihrer Kritik an den Investorenplänen machen die Freilinger, etwa Dirk Schumacher (l.) und Beate Jüngling, keinen Hehl. 

Blankenheim-Freilingen – Einstimmig bei einer Enthaltung hat der Gemeinderat von Blankenheim dem Bau von 20 „Design-Cabins“, kleinen Ferienhäuschen, im Wald oberhalb des Freilinger Sees zugestimmt. Ein Bürgerbegehren soll die Pläne jedoch stoppen – das wollen einige Freilinger nun in die Wege leiten.

Im Ort regt sich Widerstand gegen die Pläne des Investors Neugrad GmbH, auf einem 15.000 Quadratmeter großen Teil eines seit mehr als 40 Jahren als touristisches Gebiet ausgewiesenen und insgesamt 160.000 Quadratmeter großen Geländes Ferienhäuser zu errichten.

Die Pläne wurden zunächst am Montag in einer teils emotional geführten Bürgerversammlung in Freilingen diskutiert. Auch in der Gemeinderatssitzung drei Tage darauf, am Donnerstagabend im Rathaus, gab es leidenschaftliche Aussprachen.

Erhebliche Verkehrsbelastungen in Freilingen

Für die 45-minütige Aussprache mit den mehr als 60 Bürgern aus Freilingen hatte Bürgermeisterin Jennifer Meuren die Sitzung unterbrochen. Dabei wurde klar: Das geplante Feriendorf ist das eine, die schon bestehenden, erheblichen Verkehrsbelastungen für die Anwohner durch den Zielverkehr zu den bestehenden touristischen Einrichtungen am See das andere. Zudem wurde bezweifelt, dass es bei den von Neugrad geplanten 20 Selbstversorger-Häusern bleiben werde.

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Mehr als 60 Zuhörer waren zur Gemeinderatssitzung gekommen. 

Die sollen vom oberen Teil Geländes Richtung Süden auf kleinen Lichtungen und auf jeweils sechs Fundamentpfählen 50 Zentimeter über dem Waldboden aufgeständert werden. Vorhandene, vier Meter breite Rückwege sollen befestigt, aber nicht versiegelt werden, um die Häuschen zu erreichen. „Eigentlich nur zu Fuß“, so Frank Zweigner von Neugrad – aber doch auch geeignet für die Befahrbarkeit durch die Feuerwehr und die Mieter.

Investoren mit Option für bis zu 50 Häuschen

Auch wenn laut Zweigner nur 20 Festmeter Holz für die Standorte der Häuschen eingeschlagen werden müssen: Der Investor hat sich Vorkaufs- oder Erweiterungsoptionen für rund 66.000 Quadratmeter gesichert. Am Ende könnten es bis zu 50 Ferienhäuschen werden, wie Meuren auf Nachfrage in der Sitzung bestätigte.

Sprecher mehrerer Ratsfraktionen betonten, „dass die Gemeinde vom Tourismus lebt“, so etwa Maria Sigel-Wings von Bündnis 90/Die Grünen. Und Matthias Schoenen (FDP) stellte klar: „Seit Jahren warten wir auf einen Investor, der uns das Grundstück abkauft, jetzt haben wir endlich einen gefunden.“

Zusicherungen beruhigen Freilinger nicht

Auch wenn alle Fraktionssprecher zusicherten, „dass wir sensibel mit den Plänen auf dem Gelände umgehen werden und Ihre Befürchtungen ernst nehmen“ (Annette Dreimüller, UWV): Die Freilinger beruhigte das nicht. „Nehmen Sie den Bebauungsplan zurück“, forderte etwa Dirk Schumacher.

Alternativ solle man den Wald oberhalb des Sees den Bürgern zum Kauf anbieten. Für beides gab es bei den Fraktionen kein Verständnis. Herbert Daniels (CDU): „Das steht heute nicht auf der Tagesordnung.“

Freilinger kündigen Bürgerbegehren an

Dirk Schumacher erhielt starken Beifall, als er ankündigte, ein Bürgerbegehren gegen die Pläne zu prüfen – das er nun initiieren möchte.

Tatsächlich ist die touristische Nutzung rund um den Freilinger See weit fortgeschritten, wie in der Aussprache deutlich wurde: Das Eifel Camp wurde in den vergangenen Jahren um 19.000 Quadratmeter ausgebaut, eine weitere Vergrößerung für einen Wohnmobilstellplatz ist noch nicht abgeschlossen.

Auch hier gibt es Tiny-Houses als Ferienbungalows. Das bestehende Feriendorf ist touristischer Standort Nummer zwei, die „Seebar“ und der See selbst sind die dritte Zieladresse, vor allem am Wochenende.

Tausende Besucher rund um den See

Bürgermeisterin Meuren nannte Zahlen: 30.000 bis 40.000 Übernachtungen hat das Eifel Camp pro Jahr. Nach Auswertung der Einnahmen aus den Parkscheinautomaten am See – Besucherzählungen fehlen bisher – werden deutlich mehr als 50.000 Euro pro Jahr eingenommen.

2017 waren es noch 20.000, 2020 aber 63.000 Euro, 2021 wieder nur 37.000 Euro, in diesem Jahr schon 76.000 Euro, auch wenn da die Sperrung des Kronenburger Sees und der Steinbachtalsperre als Faktoren hinzugerechnet werden müssen.

Vor allem der Verkehr stört die Anwohner

Das alles führt zu erheblichen Verkehrsbelastungen, die schon in der Bürgerversammlung für Unruhe gesorgt hatten. Dass Handlungsbedarf besteht, sieht auch Meuren: Ein Runder Tisch mit Kreis und Straßen NRW ist geplant, auch eine Geschwindigkeitsmessanlage und eine Tempo-30-Ausschilderung im Ortskern.

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Zudem kritisieren Anwohner das Aufkommen von wildem Müll am See, den Zustand der Toilettenanlagen, den Lärm durch die „Seebar“ und feiernde Jugendgruppen. Vor allem aber der Verkehr ist für die Anwohner offenbar nur schwer zu ertragen.

20 Design-Cabins im Wald wären für manchen schlicht zu viel des Guten. „Lärm macht krank“ – so hatte es ein Anwohner auf ein Schild geschrieben, das er in die Höhe hielt.

Nach der Aussprache stimmten die Politiker für den Bau. Ob es das letzte Wort für das drei bis fünf Millionen Euro teure Investment ist, bleibt abzuwarten.

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