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EifelmuseumAusstellung in Blankenheim zeigt Bedeutung von Erinnerung und Prävention

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Sechs Menschen sitzen zusammen an einer Tischgruppe und diskutieren.

Mit dem Thema „Erinnern und Engagieren vor Ort“ beschäftigte sich zur aktuellen Ausstellung auch eine Diskussionsrunde im Eifelmuseum.

Der bekannte Slogan „Nie wieder ist jetzt“ stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion im Blankenheimer Eifelmuseum.

„Nie wieder ist jetzt.“ Der bekannte Slogan gegen das Vergessen hat 80 Jahre nach Kriegsende nichts an Aktualität eingebüßt. Er war auch der Leitgedanke einer Podiumsdiskussion im Blankenheimer Eifelmuseum anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Erinnern und Engagieren vor Ort“ in Zusammenarbeit mit dem Anne-Frank-Zentrum in Berlin.

Der Journalist Manfred Lang moderierte die Runde, die Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung war. Neben Landrat Markus Ramers und Blankenheims Bürgermeisterin Jennifer Meuren nahmen Stefan Schmidt, Landesgeschäftsführer des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Lokalhistoriker Markus M. Schmitz, Olaf Ahrens, Geschichtslehrer an der Gesamtschule Eifel in Blankenheim, und Yvonne Kalbusch-Fürsatz, Ortsbürgermeisterin von Uedelhoven und Initiatorin der Ausstellung und des Rahmenprogramms, teil.

In Uedelhoven wurde eine Anne-Frank-Kastanie gepflanzt

Kann Erinnerungsarbeit vor Ort relevant sein? Diese Ausgangsfrage wurde schnell und klar bejaht. Nicht nur in Uedelhoven findet sie ja mit dem Anne-Frank-Satelliten und dem Anne-Frank-Baum sichtbaren Ausdruck. Der Ableger stammt von der Kastanie, die Anne Frank einst aus dem Fenster des Hinterhausverstecks an der Amsterdamer Prinsengracht gesehen hat. Auch hat man in Uedelhoven schon vor zwei Jahren ein Friedensfest zum Gedenken an die Opfer der Verfolgung durch die Nationalsozialisten sowie die Toten des Zweiten Weltkriegs begangen, so Kalbusch-Fürsatz. Damals entstand die Idee, das Erinnern im größeren Rahmen zu wiederholen – so, wie es jetzt im Eifelmuseum auch stattfindet.

Doch reichen eine Ausstellung, die gerade einmal 14 Tage im Eifelmuseum zu sehen ist, und ein noch so ambitioniertes Rahmenprogramm überhaupt aus, um das Verschwinden der Erinnerung mit dem Sterben der letzten Zeitzeugen und der schlicht immer größer werdenden zeitlichen Distanz aufzuhalten?

Dann suche ich das Gespräch mit den Schülern: Warum denkt ihr so? Wie kommt ihr zu diesen Positionen? Es ist gerade dann wichtig, diese Jugendlichen nicht aufzugeben. 
Olaf Arenz über den Umgang mit rechtsextremen Tendenzen bei Schülern

„Ich werde immer mal wieder gefragt, ob meine Arbeit noch Sinn mache“, berichtete Stefan Schmidt vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Der Verein betreut 800 Gedenkstätten mit an die drei Millionen Gräbern in ganz Europa. „Aber natürlich“, sei dann seine Antwort. Kriegsgräbergedenkstätten seien immer ein Ort des Nachdenkens und eine Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. „Gedenkstätten gibt es ja auch in der Region. Sie erinnern etwa an die Schlacht im Hürtgenwald und die Opfer der Ardennenoffensive“, so Schmidt. Zudem, das sah nicht nur er so, riefen die aktuellen Kriege in aller Welt die Erinnerungen an das, was auch in der Eifel vor 80 Jahren endete, immer wieder wach.

Erinnerungsarbeit vor Ort ist nötig. Dem stimmte auch Landrat Markus Ramers zu, der dem Thema auf jeden Fall eine Relevanz zusprach. Jedoch nicht per se, wie er betonte: „Erinnerungsarbeit muss sinnvoll sein.“ Deshalb habe der Kreis im aktuellen Haushalt 20.000 Euro bereitgestellt, um Schulklassen den kostenlosen Besuch und die Teilnahme an den Didaktik-Programmen am „Täterort Vogelsang“ zu ermöglichen, so der Landrat.

Lehrer beobachtet immer mal wieder rechtsextreme Tendenzen

Erinnerungs- und Aufklärungsarbeit muss tatsächlich direkter als etwa über den in NRW verpflichtenden Zusatzkurs zur Geschichte des 20. Jahrhunderts in den Oberstufen oder beispielsweise eine Fahrt nach Vogelsang stattfinden können. So hat sich die Gesamtschule Eifel mit den Standorten Blankenheim und Nettersheim zwar dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ angeschlossen, so Bürgermeisterin Jennifer Meuren.

Doch im Schulalltag ist das eben erst einmal auch nur ein Gedanke. Olaf Ahrens, Geschichtslehrer an der Gesamtschule, berichtete, dass er rechtsextreme Tendenzen bei einzelnen Schülern in den Klassen 8 bis 10 immer mal wieder feststelle. „Dann suche ich das Gespräch mit den Schülern: Warum denkt ihr so? Wie kommt ihr zu diesen Positionen? Es ist gerade dann wichtig, diese Jugendlichen nicht aufzugeben.“

„Nie wieder ist jetzt“ – dieses Motto war für die Diskutanten als Warnung und Appell selbstverständlich. Es gehe schließlich auch um die Verteidigung der Demokratie, der besten – wenn auch aufgrund ihrer Diskurs- und Kompromissbedingung anstrengendsten – Staatsform, die man in der deutschen Geschichte bisher gehabt habe.

Bis heute gibt es Spuren der Zwangsarbeiterlager im Kreisgebiet

Um vor ihrem Verlust zu warnen und die Erinnerung an das, was dann geschehen könne, wachzuhalten, reiche schon der Blick auf das Naheliegende. Die Spuren der Zwangsarbeiterlager im Kreis Euskirchen etwa sind heute unübersehbar. Sie zum Teil überhaupt aufgedeckt und bekannt gemacht zu haben, ist das Verdienst des Journalisten F.A. Heinen. In der Folge wurde daraus eine vom Kreis Euskirchen initiierte Wanderausstellung.

Lokalhistoriker Markus M. Schmitz griff das Thema auf dem Podium auf: Oberhalb des Busbahnhofs von Blankenheim, in einem Wäldchen, seien noch heute Mauerreste eines einstigen Zwangsarbeiterlagers zu sehen. „Im Blankenheimer Zwangsarbeiterlager starben sechs Menschen“, hat er recherchiert.

Schmitz wird am 7. September im Anschluss an einen Vortrag „Zwangsarbeit an der Oberahr“ (11 Uhr im Eifelmuseum) genau dorthin eine Führung anbieten. Zu einer kleinen Baumgruppe, in der die Spuren dieser Vergangenheit leicht zu finden sind – wenn man nach ihnen sucht.

Die Ausstellung „Erinnern und Engagieren vor Ort“ im Eifelmuseum Blankenheim ist bis zum 14. September zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag von 9.30 bis 15 Uhr. Adresse: Eifelmuseum Blankenheim, Ahrstraße 55-57.