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Jahrestag des KriegsendesIn Dahlem erinnert jetzt eine neue Gedenktafel an die Opfer

Lesezeit 5 Minuten
Im Fackelzug laufen die Teilnehmer auf der Allee.

Im stillen Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege zogen rund 70 Dahlemer, angeführt von den Aktiven der Feuerwehr, von der Pfarrkirche durch die Marienallee zum Friedhof.

In Dahlem wurde vier Tage lang an den 80. Jahrestag des Kriegsendes erinnert. Eine neue Gedenktafel verweist auf die Biografien der Opfer.

Es wirkte feierlich und passte zum Anlass: Begleitet von Fackelträgern aus Aktiven der Löschgruppe Dahlem machte sich am Freitagabend eine rund 70-köpfige Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern auf den Gedenkweg von der Pfarrkirche die schöne Marienallee hinauf zum oberhalb des Ortes gelegenen Friedhof. Hierhin führte die Gruppe ein Anlass, der nicht nur in Dahlem gewürdigt wurde, aber hier vielleicht doch auf ungewöhnliche Art und Weise.

Auf dem Friedhof gibt es eine Abteilung mit den Gräbern der in den beiden Weltkriegen getöteten Soldaten und Zivilisten des Ortes. Es sind 83 Opfer, inklusive der bis heute Vermissten, denen an der Stirnseite des Gräberfeldes mit den bekannten kleinen Kreuzen auf zwei Gedenktafeln vor einem Ehrenmal gedacht wird. 1967 wurde die 1920 angelegte und in den 1940er Jahren vergrößerte Anlage fertiggestellt.

Reservistenkameradschaft Dahlem ergriff Initiative für neue Gedenktafel

Doch wer nimmt 58 Jahre später diese Gräber noch wahr? Und wäre eine Erinnerung an die Kriegsopfer und Mahnung gerade in diesen Kriegszeiten auch in Europa nicht umso wichtiger? Auch das mag ein Grund dafür gewesen sein, weshalb sich die Reservistenkameradschaft Dahlem um Reinhard Hohn vor einiger Zeit Gedanken um eine Attraktivierung der Gedenkanlage auf dem Friedhof gemacht hat.

Hans Kurt Schmitt, Vorstand der Kreisgruppe Eifel der Reservistenkameradschaft der Bundeswehr (Gerolstein), bei einer Ansprache in Dahlem. Er trägt eine dunkelblaue Bundeswehr-Uniform.

Das Engagement der Dahlemer Kollegen würdigte Hans Kurt Schmitt, Vorstand der Kreisgruppe Eifel der Reservistenkameradschaft.

Hohn wandte sich mit der Idee an den Vereinsbund Dahlem, eine öffentliche Feier zur Enthüllung einer neuen Gedenktafel zu gestalten. Diese Tafel erläutert nicht nur kurz die Geschichte des Soldatenfriedhofs, sondern verweist über einen QR-Code auf eine Internetseite, auf der biografische Daten zu den 83 beigesetzten Soldaten und Zivilisten bereitgestellt sind. Ihre Schicksale sollen so nachvollziehbar werden. Die Anschaffung der von der Dahlemer Firma GDF gefertigten Tafel wurde von der VR-Bank Nordeifel finanziell unterstützt.

Nach dem Friedensgebet im Gedenkzug zum Friedhof

Am frühen Abend des 8. Mais hatten die Feierlichkeiten zunächst mit einem Friedensgebet von Benedikta Klinkhammer und Beiträgen von Kindern der Dahlemer Grundschule in der Pfarrkirche begonnen. Die musikalische Leitung hatte Friedbert Ströder. Im Anschluss folgte der stille Gang zum Friedhof, wo die Aktiven der Reservistenkameradschaft Dahlem mit einer Ehrenwache und der Grenzland-Musikverein mit der musikalischen Gestaltung den Rahmen für die Feierstunde bildeten. Unter den Teilnehmern waren auch Bürgermeister Jan Lembach sowie Vertreter des Dahlemer Gemeinderates.

Alexander Geimer vom Vereinsbund wies in seinem Grußwort darauf hin, dass es zunächst an diesem 8. Mai 2025 um die Erinnerung an das Weltkriegsende gehe. „Aber es geht heute auch um 80 Jahre Frieden – zumindest in Deutschland. Wann hat es das zuletzt über einen so langen Zeitraum gegeben?“ Der Frieden zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg hielt nur 21 Jahre.

„Frieden ist ein hohes Gut, das zu es zu schützen und bewahren gilt“

Es folgte eine Ansprache von Hans Kurt Schmitt, Vorstand der Kreisgruppe Eifel der Bundeswehr-Reservistenkameradschaft (Gerolstein), der das Engagement der Dahlemer Kollegen würdigte. Dann die Enthüllung der neuen Gedenktafel an der Außenwand der Aussegnungshalle durch Reinhard Hohn.

Er erinnerte daran, dass in der unmittelbaren Nachkriegszeit bei nicht Wenigen in Deutschland wie „auch aufseiten der Alliierten“, so Hohn, weniger von Kriegsende und Befreiung, als von den Begriffen „Besiegt, besetzt, geteilt“ die Rede gewesen sei. 80 Jahre nach Kriegsende aber gehe es um die Gewissheit: „Deutschland ist ein freiheitlicher Rechtsstaat, den zu verteidigen wir alle aufgerufen sind!“

Auf die Tafel hat er einen Satz setzen lassen, der das noch einmal auf den Punkt bringt: „Diese Anlage und die damit verbundenen Schicksale sollen uns daran erinnern, dass Frieden ein hohes Gut ist, das zu es zu schützen und bewahren gilt.“


Sonderausstellung „Frieden schaffen“ zeigt besondere Zeitdokumente

Eine Kurzzeitausstellung unter der Überschrift „Frieden schaffen“ hatten zum Jahrestag Dahlemer Grundschüler, die Mitglieder des kirchlichen Jugendtreffs und Ehrenamtliche um Benedikta Klinkhammer vom Pastoralen Raum Blankenheim-Dahlem im Vereinshaus aufgebaut.

Die Schülerinnen und Schüler hatten ihre Gedanken zum Thema in verschiedenen Mitmachaktionen umgesetzt. So konnten Ausstellungsbesucher auf bunten herzförmigen Blättern eines „Wunschbaums“ aufschreiben, wie sie sich das „Frieden schaffen“ vorstellen. „Frieden to go“ waren DIN-A4-große Abreißzettel betitelt, von denen, wer wollte, mitnehmen konnte, was ihn besonders ansprach. Etwa der Wunsch: „Eine Friedenswolke für Dich!“

Die Organisatoren der Ausstellung im Dahlemer Vereinshaus hinter einem Exemplar der „Frankfurter Presse“ vom 10. Mai 1945 mit der Schlagzeile: „Bedingungslose Kapitulation Deutschlands“.

Eine bemerkenswerte Ausstellung hatte das Orga-Team im Vereinshaus organisiert.

Ideen des Jugendtreffs ergänzten die Ausstellung, Plakate der Wanderausstellung eines Evangelischen Bildungswerkes aus Bayern waren an Stellwände gepinnt. Für die musikalische Gestaltung der Vernissage sorgten Sänger und Sängerinnen der Kleinen Cantorei.

Zum Rahmenprogramm gehörte auch die Lesung aus dem Buch eines Wehrmachtssoldaten, der Erlebnisse an der Ostfront vor Stalingrad in den Jahren 1941 und 1942, die er, wenn auch verletzt, überlebte, in einem Notizkalender festgehalten hat. Karl Rütz, der 2002 verstorben ist, war der Großvater von Alexander Geimer aus Dahlem. Der Enkel trug Passagen dieser Augenzeugenberichte vor.

Ein bemerkenswertes Zeitdokument war auch das ausgestellte Exemplar der „Frankfurter Presse“ vom 10. Mai 1945. Auf der Titelseite der Zeitung ist folgende Aufmacherschlagzeile zu lesen: „Bedingungslose Kapitulation Deutschlands“. Das Blatt wurde von der Amerikanischen 12. Heeresgruppe zur Information für die deutsche Zivilbevölkerung herausgegeben.

Insgesamt eine fantasievolle kleine Schau im Vereinshaus zum Jahrestag des Kriegsendes, die nachdenklich machte. Ermöglicht wurde sie durch Mittel aus dem Bürgermeisterbudget von Ortsbürgermeisterin Marita Schramm. Schade und auch unverständlich, dass sie nach nur drei Tagen wieder abgebaut wurde. Man hätte „Frieden schaffen“ eine längere Laufzeit gewünscht.