Schloss SchmidtheimEnergie aus dem eigenen Wald

Entrade-Vorstand Julien Uhlig vor dem Schmidtheimer Schloss.
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Dahlem-Schmidtheim – Das Schloss Schmidtheim wurde zwar schon zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert erbaut, doch in einem Punkt ist der Sitz der Familie Graf Beissel von Gymnich ganz modern: Seit Ende August wird die riesige Immobilie mit einer Holzstromanlage beheizt.
Wie der Name schon sagt, sorgt die Anlage nicht nur für Wärme, sondern produziert auch elektrische Energie, die gegen gutes Geld ins Stromnetz eingespeist wird. Hausherr Emmanuel Graf Beissel von Gymnich also hat gleich mehrfachen Grund zur Freude. Die Anlage wird zudem mit Holzhackschnitzeln betrieben, die aus seinem Sägewerk kommen. Die dafür notwendige Technik wurde von der Firma Entrade Energiesysteme entwickelt, deren Aufsichtsratsvorsitzender Graf Beissel ist.
200 Anlagen verkauft
„Mittlerweile haben wir weltweit mehr als 200 dieser Anlagen verkauft“, berichtet Entrade-Vorstand Julien Uhlig. Jedes Exemplar koste rund 230 000 Euro. Binnen drei Jahren habe man die Basistechnologie der Holzstromanlage mit Hilfe öffentlicher Förderung von Bund und Land zur Serienreife gebracht und am Markt etabliert. Rund 100 weitere Holzstromanlagen seien zur Zeit in der Angebotsphase. „Das macht Spaß“, so Graf Beissel.
Typische Abnehmer sind zum Beispiel landwirtschaftliche Betriebe, die viel Wärme benötigen. Das ist unter anderem in der Schweinezucht der Fall. Aber auch Hotels, die Swimming Pools aufheizen müssen, gehören zum Kundenkreis. Auch wenn waldreiche Kommunen, wie zum Beispiel in der Eifel, ein Fernheizkraftwerk betreiben wollen, können sie auf die Holzstromanlagen zurückgreifen.
Das Unternehmen verfolgt große Ziele. „Wir wollen auch in Länder wie Uganda, Tansania oder Singapur exportieren“, berichtet Uhlig. Da man in diesen Ländern aber keine Heizung benötige, wird nun eine Anlage entwickelt, bei der Kälte entsteht.
Diese Variante soll Anfang November bei einer Tagung der Energieagentur NRW vorgestellt werden, bei der im Schmidtheimer Schloss rund 100 Teilnehmer erwartet werden.
Die Holzstromanlagen werden bei der Firma Spanner RE in Neufahrn in Oberbayern produziert. Sie werden fix und fertig in Containern verschickt, nur die Anschlüsse für Strom und Heizung müssen am Einsatzort noch angebracht werden. Die Bedienung wurde möglichst simpel gehalten.
„Unsere Anlagen müssen wirtschaftlich konkurrenzfähig sein“, gibt Emmanuel Graf Beissel ein weiteres Ziel vor. Als Beispiel nennt er eine, die im Winter nach Hawaii geliefert wird. „Auf den ganzen Pazifikinseln wird der Strom mit Dieselgeneratoren erzeugt, das Öl muss teuer importiert werden“, weiß Uhlig. Deshalb koste in dieser Region eine Kilowattstunde Strom rund 40 Cent. Unter diesen Bedingungen sei man voll konkurrenzfähig.
Für die weitere Entwicklung sind die beiden Männer äußerst optimistisch.
„Wir haben soviel zu tun, dass wir viel zu viel auf Reisen sind“, so Emmanuel Graf Beissel. Deshalb sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Firmenflieger auf der Dahlemer Binz stationiert werde.