Geiselnahme in EuskirchenTäter wollte sich offenbar von Polizisten erschießen lassen

Lesezeit 4 Minuten
Geiselnahme Euskirchen I

In Euskirchen hat ein 26-Jähriger am Donnerstagabend im Parkhotel eine Geisel genommen.

Euskirchen – Zwölf Stunden nach der Geiselnahme im Euskirchener Parkhotel erinnert nichts mehr an die dramatischen Szenen, die sich am Donnerstagabend im Bereich der Rezeption abgespielt haben. Der Alltag ist zurück rund um den Bahnhof. Die Züge halten am Karfreitag wieder in der Kreisstadt, Passanten gehen über den Bahnhofsvorplatz zu den Gleisen oder spazieren in die Stadt.

Das war am Donnerstag ab 19.30 Uhr undenkbar. Zahlreiche schwer bewaffnete Polizisten hatten das Areal rund um das Parkhotel an der Alleestraße weiträumig abgeriegelt. Etwa eine Stunde später endete die Geiselnahme dramatisch. Spezialeinsatzkräfte überwältigten den 26-jährigen Geiselnehmer, nachdem sie ihm zuvor gezielt in die Hüfte geschossen hatten.

Geiselnahme Euskirchen II

In Euskirchen hat ein 26-Jähriger am Donnerstagabend im Parkhotel eine Geisel genommen.

Seine Geisel, ein 22 Jahre alter Hotelmitarbeiter, erlitt Schnittverletzungen. Der Geiselnehmer, der nach Angaben der Bonner Polizei aus dem Euskirchener Stadtgebiet stammt, hatte ihn mit einem Messer bedroht und dabei nach Angaben der Polizei an der Hand verletzt. Der Hotelangestellte konnte das Krankenhaus bereits wieder verlassen.

Alles zum Thema Polizei Köln

Geiselnahme in Euskirchen: Täter war bereits im Krankenhaus

Der angeschossene 26-Jährige wurde in einem Rettungswagen mit Notarzt ins Marien-Hospital gebracht – begleitet von der Polizei. „Wir gehen von einem Einzeltäter aus“, gab Euskirchens Polizeisprecher Franz Küpper schon am Donnerstagabend Entwarnung. Dies bestätigte am Karfreitag die Bonner Staatsanwaltschaft, die den Fall übernommen und eine Mordkommission gebildet hat.

Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen

Kontakte | Hier wird Ihnen geholfen

Wir gestalten unsere Berichterstattung über Suizide und entsprechende Absichten bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Falls Sie sich dennoch betroffen fühlen, lesen Sie bitte weiter:

Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote.

Telefonseelsorge

Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon

Das Angebot des Vereins "Nummer gegen Kummer" richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams "Jugendliche beraten Jugendliche" die Gespräche an. nummergegenkummer.de

Muslimisches Seelsorge-Telefon

Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention

Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de

Wie Robin Faßbender, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, mitteilte, gehen die Ermittler derzeit davon aus, dass der 26-Jährige sich von Polizisten gezielt hatte erschießen lassen wollen. Entsprechende Hinweise ergaben sich laut Faßbender aus den polizeilichen Vernehmungen und Ermittlungen. Der 26-Jährige sei bereits am 31. März wegen einer versuchten Selbsttötung in ein Krankenhaus gebracht worden. Von dort habe er sich am Donnerstagmorgen selbstständig entfernt. Der Mann werde aktuell weiter engmaschig stationär betreut, so der Pressesprecher.

Euskirchen: Geiselnehmer spricht von Sprengstoff

Gegen 19 Uhr hatte die Euskirchener Polizei einen Anruf erhalten, wonach ein Mann einen Mitarbeiter des Hotels in seiner Gewalt halte. Zunächst sei die Polizei von einer Bedrohungslage ausgegangen, sagte Polizeisprecher Küpper: „Der Mann hat dann aber Geldforderungen gestellt.“ Er habe den Hotelmitarbeiter im Bereich der Rezeption mit einem Messer bedroht. Fortan sei das Ganze als Geiselnahme eingestuft worden. Zudem habe der Mann angegeben, im Besitz von Sprengstoff zu sein.

Neuer Inhalt

Der Geiselnehmer habe gedroht, eine Bombe im Hotel „gebunkert zu haben“, so ein Polizeisprecher.

Die Euskirchener Polizei forderte Verstärkung an. Als die Beamten, darunter die Spezialeinsatzkräfte, aus Aachen und Köln eintrafen, wurden Ost-, Allee- und Bahnhofsstraße gesperrt. Auch der Bahnhof wurde abgeriegelt. Niemand durfte auf Anweisung der Polizei das Gebäude verlassen. Für Passanten und Bahnreisende, die vom Park&Ride-Parkplatz oder von den hinteren Gleisen in die Stadt wollten, war an der Treppe der Unterführung Schluss. Lediglich ein Lokführer wurde, nach dem er sich ausgewiesen hatte, von einem Polizisten zum Zug auf Gleis 1 geleitet. Für mehrere Stunden fuhren keine Busse und Taxen mehr. Die Züge aus Köln und Trier passierten den Euskirchener Bahnhof, ohne dort zu halten.

Gegen 20.29 Uhr macht sich in Euskirchen Hektik breit

Um 20.29 Uhr wurden die Passanten von den Polizeibeamten aufgefordert, die Bahnhofsunterführung zu verlassen. Hektik machte sich breit. Die etwa 20 in der Unterführung wartenden Menschen schauten sich ängstlich an. Kaum waren sie auf dem Parkplatz hinter dem Bahnhof angekommen, fiel der Schuss, der die Geiselnahme beendete.

Das könnte Sie auch interessieren:

Da der Tatverdächtige geäußert hatte, dass er im Hotel eine Sprengmittelvorrichtung angebracht habe, gab es zunächst noch keine Entwarnung. Diesem Hinweis habe man erst nachgehen müssen, erklärte Küpper. Sprengstoffspürhunde wurden eingesetzt, um zu prüfen, ob sich tatsächlich Sprengstoff im Hotel befand. Mit den Hunden wurde bis in den späten Abend Raum für Raum erkundet. Nach Angaben der Polizei wurde kein Sprengstoff gefunden.

KStA abonnieren