Fußball-BezirksligaSchwere Zeiten für die Eifeler Vereine

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Die Fahne des SV Sötenich weht am Rande des Fußballplatzes.

Die weiße Fahne schwenkt der SV Sötenich derzeit nicht. Der Klub ist gut in Form und hat drei Spiele in Folge gewonnen. Aber der Klassenerhalt bleibt weiter ungewiss.

Der Absturz der Bezirksligisten aus der Eifel ist kaum noch aufzuhalten. Wir analysieren die verschiedenen Gründe. 

Am Sonntag um 15.15 Uhr findet in der Gemünder Kloska-Arena das Bezirksliga-Duell zwischen dem SV Nierfeld und der TuS Mechernich statt. Ob es die Partie in der nächsten Saison auf diesem Niveau noch geben wird, darf nicht erst seit den Ergebnissen der letzten Wochen bezweifelt werden. Ein Blick auf die Tabelle und die Entwicklung der vergangenen Jahre macht es deutlich: Der Kreis Euskirchen und speziell die Eifeler Vereine, zu denen auch der just im Aufwind befindliche SV Sötenich zählt, gehen schweren Zeiten entgegen. Der Absturz scheint nicht mehr aufzuhalten, und er hat Gründe.

Das Geld 

Es ist kein großes Geheimnis: Die Zeiten, in denen Fußballer mit finanziellen Anstrengungen in die Region gelockt werden konnten, sind schon lange vorbei. Beim Kaller SC ging das einige Jahre lang gut, ehe die rasante Talfahrt einsetzte. Auch der SV Nierfeld besaß unter Trainer Achim Züll, als man bis in die Mittelrheinliga vordringen konnte, ein Team, in dem einige auswärtige Akteure kickten. Heute fehlen zahlungswillige Sponsoren und den Verantwortlichen damit die Argumente, um interessante Spieler, zum Beispiel aus dem Euskirchener Raum, zu verpflichten.

Christian Hammes, Coach des SV Sötenich, war bei vielen Gesprächen mit potenziellen Neuzugängen dabei – die Trefferquote tendierte zuletzt gegen null. „Die Jungs sagen uns: Warum soll ich 40 Minuten nach Sötenich fahren, wenn ich bei einem Verein bei mir um die Ecke Geld bekomme?“ Womit schon der nächste Nachteil angesprochen wäre.

Der Standort

In den Ballungsräumen Aachen, Bonn oder Köln gibt es unzählige Klubs, die in höheren Spielklassen unterwegs sind. Ganze fünf Vereine halten in der Bezirksliga der Männer die Fahne des Kreises hoch, wobei die Bedingungen in Zülpich und aktuell auch noch in Bessenich für Spieler insgesamt attraktiver erscheinen als in Mechernich, Sötenich oder Nierfeld.

Das Worst-Case-Szenario: Alle drei müssten im Juni den Weg in die Kreisliga A antreten. Spätestens dann würden sich auch Leute wie Florian Post, der sich als Kapitän eng mit den Schwarz-Weißen verbunden fühlt, dreimal überlegen, ob sie die längere Strecke ins Schleidener Tal weiterhin auf sich nehmen. „Vielleicht kommen wir diesmal noch mit einem blauen Auge davon, doch es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, in der Bezirksliga zu bleiben. Während andere Mannschaften aus der direkten Umgebung Spieler holen können, ist die Eifel isoliert“, erläutert der Verteidiger.

Dies war auch ein Grund, warum sich das Frauenteam der SG Oleftal, dessen Spielerinnen zum großen Teil aus dem Nordkreis kommen, in der kommenden Saison dem TuS Zülpich anschließen wird. Der fehlende Unterbau spielte bei diesem Entschluss ebenfalls eine Rolle.

Der Nachwuchs

„Der Trend geht immer mehr zum Individualsport, der zeitlich relativ frei planbar ist. Deswegen glaube ich, dass im Mechernicher Stadtgebiet auf mittlere Sicht nur ganz wenige Vereine überleben werden“, zeichnet Nico Hohn, Trainer der TuS Mechernich, ein ebenso düsteres wie realistisches Zukunftsbild. „Der demografische Wandel, die Interessenvielfältigkeit der Jugendlichen und zuletzt Corona sind für mich weitere Gründe dafür, dass die Situation der Klubs immer schwieriger werden wird“, ergänzt der Coach.

Mit fast all diesen Problemen steht die Eifel zwar nicht alleine da, allerdings treffen diese eine ländlich geprägte Region wesentlich härter als eine Stadt wie Düren mit knapp 100.000 Einwohnern. Umso höher schätzt sein Kollege Christian Hammes die Leistung der hiesigen Vereine ein. „Man kann gar nicht oft genug den Hut davor ziehen, was in Mechernich, Nierfeld oder Sötenich passiert. Dass wir uns hochgekämpft haben, mit unseren Mitteln nur ansatzweise wettbewerbsfähig sind und dass sich die Leute im Dorf mit der Mannschaft identifizieren, hat für mich eine viel höhere Wertigkeit als das, was andere Vereine auf der Überholspur probieren“, erklärt der Verantwortliche.

Ganz ähnliche Worte wählt Nico Hohn: „Teamgeist und Geselligkeit sind für mich die entscheidenden Dinge, um überhaupt als Trainer zu arbeiten. Ich möchte keine Mannschaft trainieren, in der nach Spielschluss alle sofort ins Auto springen und weg sind. Auch ohne großes Geld kann man im unteren Amateurbereich bestehen.“ Die Frage lautet nur, wie lange noch.

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