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Interview

Von Dahlem nach Wißkirchen
Marcel Timm weiß noch nicht, in welcher Liga er Trainer sein wird

Lesezeit 5 Minuten
Marcel Timm an der Seitenlinie als Trainer der SG Dahlem-Schmidtheim.

Freut sich nach seiner langen Tätigkeit in Dahlem auf sein neues Projekt beim SC Wißkirchen: Marcel Timm.

Marcel Timm, noch Trainer des Bezirksligisten SG Dahlem-Schmidtheim, hat eine neue Aufgabe für die kommende Saison gefunden.

Der SC Wißkirchen hat einen neuen Trainer für die kommende Saison präsentiert. Der aktuelle Coach der SG Dahlem-Schmidtheim, Marcel Timm, wird im Sommer die Nachfolge von Horst Bartz antreten, der den direkten Vergleich der Abstiegsrivalen vor wenigen Tagen mit 4:0 für sich entscheiden konnte.

Wie war es für Sie, gegen Ihren neuen Verein zu spielen?

MARCEL TIMM: Ich muss zugeben, dass es schon ein komisches Gefühl war. Einerseits hatte ich die Möglichkeit, den einen oder anderen meiner künftigen Spieler in Aktion zu sehen, andererseits lag das Hauptaugenmerk natürlich auf meinem eigenen Team. Wir sind nach Wißkirchen gefahren, um das Spiel zu gewinnen, doch wir haben einen gebrauchten Tag erwischt. In der Offensive lief es insgesamt suboptimal, gegen Ende gingen dann die Köpfe leider nach unten.

Im Hinblick auf Ihre neue Aufgabe hat die Niederlage allerdings keineswegs geschadet.

Natürlich hat der Dreier Wißkirchen im Abstiegskampf sehr geholfen. Aber wir haben ihnen die Punkte sicherlich nicht auf dem Silbertablett serviert, weil wir verhindern wollten, einen faden Beigeschmack zu hinterlassen.

Für Marcel Timm ist der SC Wißkirchen ein interessantes Projekt

Es war ja schon länger bekannt, dass Sie eine neue sportliche Herausforderung suchen. Warum haben Sie sich für den SC Wißkirchen entschieden?

Der Verein hat sich nicht erst seit dem Aufstieg vor zwei Jahren als eines der stärksten Teams im Kreis Euskirchen etabliert. Im Umfeld des Klubs ist eine Menge Bewegung, die Dorfbevölkerung steht fest hinter der Mannschaft. Durch die zentrale Lage besteht, anders als in Dahlem-Schmidtheim, die Chance, Spieler aus einem größeren Einzugsbereich zu gewinnen. Nicht zu vergessen ist es fußballerisch eine sehr gute Truppe mit großem Potenzial. Kurz gesagt: Der SC Wißkirchen ist ein interessantes Projekt, auf das ich mich riesig freue.

Wie lief die erste Kontaktaufnahme ab?

Frank Marwitz, den ich seit über 20 Jahren seit der gemeinsamen Zeit beim SV Sötenich kenne, rief mich an und fragte, ob ein grundsätzliches Interesse besteht. Er wusste ja, dass ich in Dahlem aufhöre.

Die Entscheidungsfindung dauerte drei bis vier Wochen

Mussten Sie lange überlegen?

Zunächst gab es ein gemeinsames Gespräch mit Detlef Küpper (SCW-Vorsitzender, Anm. d. Red), in dem wir uns über die Ausrichtung und die Ziele des Vereins ausgetauscht haben. Eine Entscheidung ist aber erst nach drei bis vier Wochen und ebenso vielen Treffen gefallen. Das ist bei einem derartigen Entschluss auch völlig in Ordnung, schließlich soll unsere Zusammenarbeit ja nicht nur auf eine Saison begrenzt, sondern längerfristig sein.

Am Ende dieser Spielzeit werden einige Akteure wie Stammkeeper Jan Beyers oder Ben Reimann den Verein verlassen. Was bedeutet das für den Start in Ihre Trainertätigkeit?

Beyers ist für mich einer der besten Torhüter seiner Generation im Kreis und wird seinen Weg auch in Zülpich machen. Beides sind super Jungs, die uns fehlen werden, aber der Kader ist gut aufgestellt und wird in der Breite durch unsere geplanten Neuzugänge noch einmal verstärkt. Nicht zu vergessen der Umstand, dass Ben Decker in der kommenden Saison wieder voll zur Verfügung stehen wird.

Marcel Timm setzt auf eine funktionierende Achse

Welche Spieler muss der SC Wißkirchen unbedingt halten?

Eigentlich möchte ich jetzt keine Namen nennen, da sich andere Spieler sonst benachteiligt fühlen. Mir ist es ganz wichtig, dass jeder Einzelne bei null anfängt und die Möglichkeit bekommt, sich wieder neu zu beweisen. Aber natürlich weiß jeder, dass eine funktionierende Achse von Vorteil ist. Modler und Decker im Mittelfeld, Heuser und Quast im Sturm oder auch Petrov und Ivanov: Das sind alles wichtige Jungs, mit denen wir planen.

Was ist perspektivisch in Wißkirchen möglich?

Bleiben wir in der Bezirksliga, wird es darum gehen, sich auf diesem Niveau weiter zu behaupten. Im Falle eines Abstiegs sind die Vorzeichen natürlich andere. Dann müssen wir nicht zwingend sofort wieder aufsteigen, aber zumindest eine gute Rolle im oberen Drittel spielen. Das primäre Ziel sollte es unabhängig von der Spielklasse sein, Jungs, die noch nicht so auf dem Radar anderer Klubs sind, zu holen und bei uns die Möglichkeit zu geben, sich zu einem gestandenen Fußballer zu entwickeln.

Für Marcel Timm ist die Teilnahme an Dorffesten selbstverständlich

Die Frage, ob Sie in der Kreis- oder Bezirksliga trainieren, hat also keine Rolle gespielt?

Nein, das war für meine Zusage überhaupt nicht entscheidend.

Beschreiben Sie mal den größten Unterschied zwischen Ihrem alten und dem neuen Verein.

Anders als in Schmidtheim, wo die Jungs alle um den Kirchturm herum wohnen, fahren die Spieler hier auch schon mal eine etwas längere Strecke, um zum Training zu kommen. Ansonsten gibt es relativ viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel das Bemühen, sich in das Dorf- und Vereinsleben zu integrieren. Es ist für mich als Trainer völlig selbstverständlich, dass ich an Festlichkeiten teilnehme und die Leute unterstütze, wo mir das möglich ist. Das habe ich früher gemacht und werde das auch weiterhin tun.

Die Fußballschuhe braucht Frank Marwitz nicht mitzubringen

Ihr Freund Frank Marwitz ist im Ort mittlerweile heimisch geworden. Welche Rolle wird er bei Ihrer Zusammenarbeit übernehmen?

Er wird als Teammanager fungieren und durch sein Know-how bei der Spielerbeobachtung und sein großes Netzwerk auf jeden Fall im erweiterten Kreis um die Mannschaft dabei sein – nur ohne Schuhe. (lacht)

Wie weit sind Sie bei Ihren Planungen schon gekommen?

Wir haben in dieser Woche mit drei potenziellen Neuzugängen aus der Kreisliga A und der Bezirksliga gesprochen, bei denen es ganz gut aussieht. Außerdem bin ich momentan dabei, mit allen Spielern aus dem aktuellen Aufgebot zu sprechen, wobei die ungeklärte sportliche Zukunft die Gespräche natürlich erschwert. Zusagen im zweistelligen Bereich haben wir trotzdem schon. Außerdem ist es vorgesehen, noch einen Co-Trainer zu verpflichten.