Mit der Gehörlosen-Handball-Nationalmannschaft holte Simon Schöller vom TV Palmersheim die Silbermedaille bei den Deaflympics in Tokio.
Simon Schöller im GesprächHandballer des TV Palmersheim war bei den Deaflympics

Mit dem Jubelgruß der Gehörlosen feiert der TV Palmersheim Deaflympics-Silbermedaillengewinner Simon Schöller.
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Er hat es schon wieder getan: Simon Schöller hat erneut eine Silbermedaille mit in die Heimat gebracht. Der Handballer des TV Palmersheim hat bei den Deaflympics, der Gehörlosen-Olympiade, mit der deutschen Nationalmannschaft im japanischen Tokio den zweiten Platz erreicht. Neben dem Vize-Weltmeistertitel 2023 ist das ein weiterer großer Erfolg in der Karriere des 27-Jährigen. Jetzt ist Simon Schöller wieder zurück in Deutschland und sprach über das – auch abseits des Sports – Erlebte.
Herr Schöller, herzlichen Glückwunsch zur Silbermedaille und willkommen zurück in Deutschland. Wie geht es Ihnen?
Simon Schöller: Vielen Dank. Mir geht es nach den zwei Wochen in Asien wirklich gut. Mit der Silbermedaille im Koffer kann ich wirklich gut leben, wenngleich wir natürlich auf Gold aus waren. Wir müssen aber anerkennen, dass die Kroaten auch in diesem Turnier in einer anderen Liga gespielt haben. Aber wir werden nicht nachlassen, und irgendwann ist der Zeitpunkt da, an dem wir sie schlagen.
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Wie lief es sportlich für die Mannschaft?
Wir hatten mit Brasilien (39:15), der Türkei (37:15) und Japan (32:10) die verhältnismäßig einfachere Vorrundengruppe. Alle Gegner waren uns unterlegen, und gerade bei Brasilien und Japan war deutlich zu erkennen, dass sie noch ganz am Anfang stehen. Man sah deutlich, wie fortschrittlich wir in Deutschland sind, denn während wir das Glück haben, von Geburt an mit Hörhilfen ausgestattet zu werden und ein gutes Gesundheitssystem haben, so defizitär ist das bei den anderen Nationen.
Diese Länder haben noch deutliche Barrikaden in der Entwicklung zu überwinden, und wir waren denen in Sachen Kommunikation um einiges voraus. Im Viertelfinale besiegten wir Kenia (34:6) und im Halbfinale Frankreich (29:18). Im Finale gegen den ewigen Rivalen Kroatien waren wir eine Halbzeit lang in Schlagweite, mussten uns aber doch mit 23:30 (11:11) beugen. Da merkte man dann schon, dass wir Amateursportler sind und der Gegner mit Halbprofis aufläuft, die schon ein paar Euro verdienen.
Gegen Frankreich hat Simon Schöller sogar das ganze Spiel absolviert
Beim letzten Turnier, gleichzeitig Ihr erstes, haben Sie sich neben Silber auch einen Kreuzbandriss mitgebracht. Wie lief es dieses Mal für Sie?
Sehr gut. Ich kehre ohne Verletzung heim und bin mit meinen Einsatzzeiten sehr zufrieden. Ich habe im Schnitt 40 Minuten pro Spiel auf der Platte gestanden, gegen Frankreich sogar über die komplette Zeit. Mit der Wurfausbeute von 16 Toren bin ich ebenfalls einverstanden, denn viele Möglichkeiten habe ich nicht ausgelassen. Ich hatte insgesamt megaviel Spaß auf der Außenposition, aber auch auf der Halbposition, von der mir gegen Kenia ein Tor per Kempa-Trick gelungen ist, konnte ich mich beweisen. Jetzt muss ich die gesammelten Eindrücke erst einmal verarbeiten. Die ganze Reise mit den Jungs war einfach traumhaft.
Welche Eindrücke bringen Sie aus Japan mit nach Hause?
Vom Land habe ich außer Tokio nicht viel gesehen, da unser Zeitplan doch recht eng getaktet war. Aber allein Tokio ist mit seinen 37 Millionen Einwohnern, der Größe und seinen Hunderten von Wolkenkratzern wirklich beeindruckend. Dennoch ist die Infrastruktur mit dem U-Bahn-System deutlich besser ausgeprägt als hier bei uns. Die Straßen sind voll mit Autos und Regeln werden nicht wirklich beachtet, aber dafür lief es erstaunlich gut.
Die japanische Genauigkeit hat Simon Schöller beeindruckt
Wo waren Sie untergebracht und wie war das Essen?
Das Hilton Tokyo Bay war unsere Heimat. Etwas abseits gelegen und sicherlich mehr als eine Stunde von den Sehenswürdigkeiten Tokios entfernt. Wir haben Frühstück und Abendessen in einem separaten Festsaal bekommen. Das Essen war eher europäisch angelehnt und wiederholte sich sehr. Es gab zum Beispiel Eier in den unterschiedlichsten Variationen. Die heimische Küche wie Sushi und Ramen haben wir mittags in einem benachbarten Einkaufszentrum kennengelernt. Aber das war okay so.
Was bringen Sie sonst noch mit?
Die japanische Genauigkeit, weil alles minuziös bis in das kleinste Detail durchgeplant war. So wurde unser Bus am Sportzentrum von über zehn Personen in Empfang genommen. Der Bus musste so lange rangieren, bis er richtig stand. Das Verlassen des Busses ging nur in Zweierreihen und hinter einem Japaner mit einem Schild. Dabei kreuzte unser Weg eine Laufstrecke, auf der die Japaner uns mit einer Kelle zum Anhalten aufforderten.
Für jede Kleinigkeit, auch an Baustellen, haben die da Leute, die den ganzen Tag mit dieser Kelle winken. Das ist schon recht amüsant. In den Sportstätten erfolgt dann der Identitätscheck, wo man sich mehrfach ausweisen musste. Überall waren Leute, die einem den Weg wiesen. Das war unfassbar gut organisiert. Die den Japanern oft nachgesagte Freundlichkeit kann ich zu 100 Prozent bestätigen.
Simon Schöller musste zahlreiche Autogramme schreiben
Jetzt mal Hand aufs Herz: Haben Sie für sich gespürt, bei einer Olympiade zu sein?
Auf jeden Fall. Überall war das Logo der Gehörlosen-Olympiade zu sehen. Es gab eine Eröffnungsfeier und eine schöne Abschlussfeier, in denen alle Nationen gefeiert wurden. Die Nationalhymnen wurden gespielt, und wir hatten mit den anderen Sportlern eine schöne Zeit. Es gab Autogrammwünsche von unfassbar vielen Menschen, vor allem Kindern. Und wir mussten zu Interviews. Das komplette Programm also, was man ansonsten nur aus dem Fernsehen kennt. Persönlich merkte ich, dass das hier etwas ganz Besonderes ist, als ich nach einem Spiel zur Dopingprobe musste.
Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?
Mit der Nationalmannschaft haben wir die Ehre, am 4. Februar vom Bundespräsidenten in Berlin empfangen zu werden. Sportlich geht es jetzt erst einmal wieder um Punkte in der Oberliga beim TV Palmersheim. Natürlich würde ich mich freuen, wenn es auch mit der Nationalmannschaft weitergeht. Denn das ist schon etwas ganz Besonderes für mich.

