Kreisliga-KolumneFair Play im Sport steht über einem erschwindelten Sieg

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Ein Zülpicher Spieler hilft einem angeschlagenen Flamersheimer, der offenbar vom Ball getroffen wurde.

Es sollte auch im Fußball zum guten Ton gehören, dass man sich respektiert oder gegenseitig hilft, wie hier beim Kreisliga-A-Spiel in Kirchheim, wo ein Zülpicher Spieler sich um einen Flamersheimer kümmert.

Fair Play im Sport ist immer noch eine Seltenheit. Stattdessen bleiben unfaire Ereignisse haften, gehen sogar in die Geschichte ein.

Fair Play gehört zum Fußball dazu. Genau wie Doppelpass und Tore. Zumindest in der Theorie. Denn Fair Play bleibt in dem Sport, in der nach jedem Ball im Aus der „Unser Ball“-Arm hochgeht, weil man ja nie selbst derjenige ist, der den Ball zuletzt berührt hat, auf der Strecke.

Das Handspiel von Diego Maradona gegen England während der WM 1986. Die Schwalbe von Andreas Möller gegen den Karlsruher SC. Das Phantomtor von Bayerns Thomas Helmer gegen den 1. FC Nürnberg. Die Fußballwelt wäre wohl eine andere, wenn Fair Play über dem Sieg stehen würde.

Die Hand Gottes bleibt im Gedächtnis, die Hand Klauses eher weniger

Umso bemerkenswerter sind Szenen, die Fair Play vorleben. Auch, weil sie im Nachgang schneller vergessen sind, als die Hand Gottes. Matthias Klause spielt in der Kreisliga C für die dritte Mannschaft der Sportfreunde Wüschheim-Büllesheim. Sein Verhalten im Duell gegen den SC Roitzheim II: absolute Champions League. Der Torwart überstimmte den Schiedsrichter und gab zu, dass der Ball hinter der Linie war. Alles beim Stand von 0:0.

Die Ehrlichkeit des Torhüters brachte seine Mannschaft in Rückstand. Letztlich verlor sie 0:2. Eine Niederlage, mit der das Team leben kann, weil Fair Play über einem erschwindelten Sieg steht. Erst recht für ein Team, in dem viele streng gläubige Menschen spielen.

Mit ihrem Glauben kokettieren zwar auch immer wieder millionenschwere Fußballer und bekreuzigen sich vor jedem Spiel. Das ist aber alles ähnlich authentisch, wie nach Saudi-Arabien zu wechseln, weil man angeblich eine neue Kultur kennenlernen will. Wegen des Geldes wechselt doch niemand nach Saudi-Arabien. Ganz bestimmt nicht. Ehrlichkeit und Fair Play gehören dann doch eben selten zum Sport dazu.

SG Rotbachtal-Strempt ist letzte Mannschaft ohne Punktverlust

Seltenheitswert haben in der Kreisliga im Moment auch Mannschaften ohne Punktverlust. Lediglich die SG Rotbachtal-Strempt hat in dieser Saison noch keinen Punkt abgegeben. Der B-Ligist hat eindeutig Kurs auf die A-Klasse genommen – zumindest bis Sonntag. Dann kommt der Tabellendritte, die SG 92, nach Strempt und kann die Karten neu mischen. Fußball macht einfach so viel Spaß. Manchmal sogar ohne Fair Play.

Warum Fußball noch Spaß macht? Wegen solcher Spiele wie zwischen der Reserve des SC Wißkirchen und dem TuS Vernich. Bis zur 90. Minute führt der SC mit 2:1. Dann treffen Colin Jaecks und Arber Kryeziu für den TuS und drehen die verloren geglaubte Partie. Mehr Emotionen gehen nicht.

SV Schöneseiffen II wartet noch auf die ersten Punkte

Emotionen kann auch die Reserve des SV Schöneseiffen gebrauchen. Die Truppe ist die einzige, die noch ohne einen einzigen Zähler ist. Nun geht’s nach Bronsfeld, die drei Punkte haben. So gesehen ein Duell ungefähr auf Augenhöhe, das Spaß verspricht. Vielleicht sogar Emotionen und Fair Play.

Viel ausgeglichener als die Kreisliga A kann eine Liga gerade nicht sein. Zwischen dem Tabellendritten Lommersum und dem Tabellenzwölften Frauenberg liegen gerade einmal sechs Punkte. In einer Liga, in der wirklich jeder jeden schlagen kann, ist das ein Wimpernschlag.

Lediglich der SV SW Stotzheim ist nicht konkurrenzfähig, lebt dafür aber den Fair-Play-Gedanken und steht Woche für Woche auf dem Platz. Die knappste Niederlage war bisher ein 0:2 gegen den SC Roitzheim. Gerade weil die Mannschaft von Trainer Paulo Morgado so chancenlos ist, ist das Verhalten der Schwarz-Weißen ebenfalls gelebtes Fair Play.

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