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Sport-Rückblick 2025Kurz nach der Rettung kam der Rückzug des SC Wißkirchen

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Die Mannschaft jubelt über den Klassenerhalt, Trainer Horst Bartz sitzt auf den Schultern eines Spielers.

Da war die Welt in Ordnung: Der SC Wißkirchen hat die Klasse gehalten.

Dem Fußball-Bezirksligisten SC Wißkirchen kamen 15 Spieler abhanden. Das vorübergehende Aus erfolgte im Jubiläumsjahr. 

Das Jahr des SC Wißkirchen glich einer Achterbahnfahrt. Es gab Höhen, es gab Tiefen – und am Ende wurde sogar die Betriebserlaubnis eingezogen. Ende Mai war vor allem eins zu spüren: Kribbeln im Bauch. Nach einer schlechten Vorrunde und einer Niederlage im vermeintlich vorentscheidenden Spiel gegen Bessenich zu Beginn der Rückrunde schien der Abstieg besiegelt. Doch die Mannschaft von Trainer Horst Bartz zog sich am eigenen Schopf aus dem Abstiegssumpf und feierte letztlich sogar im Jahr des 100. Geburtstags mehr oder weniger souverän den Klassenerhalt.

Doch was dann passierte, glich einem vereinsinternen Alptraum. Sprichwörtlich fielen alle Bremsen am Fahrgeschäft aus. Noch vor dem ersten Spieltag musste der SC Wißkirchen seine erste Herrenmannschaft mit sofortiger Wirkung aus der zumindest formell begonnenen Bezirksliga-Saison zurückziehen.

Zu viele Abmeldungen führten zu alternativloser Entscheidung

In einer Mitteilung begründete der Vorstand den drastischen Schritt mit einem eklatanten Personalmangel. „Aufgrund zahlreicher unerwarteter Abmeldungen und der Unmöglichkeit, diese Lücken mit Spielern auf gleichem Leistungsniveau zu füllen, hat sich der Vorstand zu diesem Schritt entschieden“, erklärte Präsident Detlef Küpper. Er bat zugleich um Verständnis bei Mitgliedern und Fans – und sprach von einer Entscheidung, „die uns schwerfällt, aber alternativlos war“.

Wie konnte es so weit kommen? Noch in der Rückrunde hatte das Team unter Horst Bartz und Ralf Leyendecker mit großem Einsatz den Klassenerhalt geschafft. Doch schon im Februar kündigten sich erste Risse an: Stammtorhüter Jan Beyers und Defensivmann Ben Reimann verkündeten Wechsel zum TuS Zülpich. Kurz darauf gab Torjäger Deniz Isitmen seinen Transfer zum SV Kurdistan Düren bekannt. Für Teammanager Frank Marwitz und den neuen Trainer Marcel Timm, der Bartz zur neuen Saison beerben sollte, begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Sie versuchten, den Aderlass zu stoppen und gleichzeitig neue Spieler zu gewinnen – doch die unklare Ligazugehörigkeit erschwerte jedes Gespräch.

Der Rückzug kommt zum Ende des schwierigen zweiten Jahres

„Im Falle eines Abstiegs wären ohnehin alle Spieler weg gewesen. Aber selbst nach dem Klassenerhalt war schnell klar, dass viele nicht weitermachen wollen“, sagt Küpper rückblickend. Als Ende Juni auch Ben Decker und Finn Modler ihren Rückzug verkündeten, nahm die Entwicklung Fahrt auf. „Von 15 Abmeldungen waren zehn bis zwölf Stammspieler. Das war einfach nicht mehr zu kompensieren“, betont Trainer Timm.

Ein letzter Hoffnungsschimmer bestand, als der SV Vorgebirge seinen Rückzug aus der Bezirksliga-Staffel 2 bekannt gab – vielleicht könnten einige Spieler dort abgeworben werden. Doch auch dieses Szenario zerschlug sich. Nach nur drei Trainingseinheiten musste der Vorstand die bittere Entscheidung verkünden: kein drittes Bezirksligajahr in Wißkirchen. „Wenn es mit den Neuzugängen von Vorgebirge geklappt hätte, hätten wir es versucht. Aber ohne ausreichende Qualität wäre das Team nicht konkurrenzfähig gewesen“, sagt Küpper.

Kreisliga A in der kommenden Saison mit Feytaler Hilfe

Für die verbliebenen Spieler bedeutete der Rückzug das Aus in der Bezirksliga. „Alle erhalten von uns die Freigabe, wenn sie höher spielen möchten“, kündigte der Vereinschef an. Ob Trainer Marcel Timm dem Verein erhalten bleibe, sollte in einem klärenden Gespräch entschieden werden – ein Verbleib galt allerdings als unwahrscheinlich. Timm ist mittlerweile Trainer beim SV Frauenberg in der Kreisliga A.

Trotz des Rückschlags blickte der SC Wißkirchen schnell nach vorn und wollte sich schnell neu aufstellen. Das ist auch gelungen. Mit Alexander May hat der Verein für die Rückrunde einen neuen Trainer verpflichtet. May kommt von der TSV Feytal und bringt einige Spieler mit, da der B-Ligist seine Mannschaft aus dem Spielbetrieb abgemeldet hat. Mit May und dem neuen Personal soll zunächst der Klassenerhalt in der B-Liga geschafft werden. Im kommenden Jahr dürften Coach und einige Akteure dann aber in die A-Klasse wechseln. Dort hat der SCW als Absteiger aus der Bezirksliga nämlich einen Startplatz sicher.

Trotz der sportlichen Enttäuschung steht der Verein gut da. „Der SC Wißkirchen besteht nicht nur aus einer ersten Herrenmannschaft“, betont Küpper. „Wir haben bei den Damen und im Jugendbereich engagierte Leute, die hervorragende Arbeit leisten.“