Spielabbruch im Euskirchener Kreispokal„Wie sollen wir zur Normalität übergehen?“

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Doris Mager, Vorsitzende des Fußballkreises, zeigt sich sehr betroffen über die Vorfälle im Pokalspiel.

Euskirchen – Mittlerweile ist es offiziell: In der offiziellen Polizeimeldung zum Spielabbruch  der Kreispokalpartie Türk Gencligi gegen Zülpich am Mittwoch in Euskirchen heißt es, dass Strafanzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung gefertigt wurden. Privat aufgenommenes Videomaterial wurde gesichert. Die Ermittlungen gegen einen Mann, der aus kurzer Distanz eine Plastikwasserflasche ins Gesicht des Schiedsrichters geworfen hat, seien aufgenommen worden.

Auch der Fußballkreis Euskirchen hat reagiert. Wir sprachen mit Doris Mager, die am Wochenende als Vorsitzende des Fußballkreises bestätigt wurde, sowie mit Uwe Stark, der Vorsitzenden des Kreisschiedsrichterausschusses.

Das sagt der Fußballkreis

„Das war skandalös und ich bin tief betroffen. Das stellt alles in den Schatten, was in den letzten Jahren passiert ist“, sagt Doris Mager. Erst beim Kreistag am Samstag, bei dem sie in ihrer Funktion wiedergewählt worden war, hatte sie das Thema Gewalt im Fußball angesprochen und sie war zu der Erkenntnis gelangt, dass man im Kreis Euskirchen bislang gut weggekommen sei.

Zum konkreten Sachverhalt wollte Mager sich nicht äußern. Erst sei die Aufarbeitung des Geschehens gefragt. Der Fußballkreis, der Fußballverband Mittelrhein und der Westdeutsche Fußballverband befassten sich mit den Vorfällen.

In der wegen der Flutkatastrophe sehr kurzen Kreisligasaison habe es zwei Spiele unter Kreisaufsicht gegeben. Beide Risikospiele waren mit Beteiligung von Türk Gencligi, einmal gegen die JSG Erft, einmal gegen D-H-O. „Bei beiden Spielen gab es aber keine besonderen Vorkommnisse“, sagt Mager.

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Die Polizei hatte die Lage schnell im Griff.

Angesprochen auf mögliche Konsequenzen werde man alles ausloten, eine Vorverurteilung finde aber nicht statt. „Die Bandbreite reicht von „Wir machen nichts“ bis hin zum Ausschluss“, fasst es Mager zusammen. Weil das Spiel abgebrochen wurde, entscheidet das Sportgericht, wie es weitergeht. Schwierig sei die Situation, weil es eben frühere Vorfälle gab.

Grundsätzlich gebe es bei einem solchen Geschehen drei Säulen. Die erste sei die Betreuung des Schiedsrichters durch den Kreisschiedsrichterausschuss und den Fußballkreis. Auch eine psychologische Hilfe sei denkbar. „Am wichtigsten ist, dass es dem Schiedsrichter gut geht“, so Mager. Die zweite Säule sei das Sportrecht, das in dem konkreten Fall zumindest über den Spielausgang schnell entscheiden muss, denn für Zülpich würde es bei einem Sieg am grünen Tisch kommenden Mittwoch weitergehen. Und die dritte ist die Ergreifung weiterer Maßnahmen, damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen.

Das sagt der Kreisschiedsrichterausschuss

„Ich bin seit 15 Jahren im Vorstand des Kreisschiedsrichterausschusses (KSA) und habe das in dieser Form noch nicht erlebt“, sagt Uwe Stark, seit wenigen Wochen Vorsitzender des KSA. Er sei unglaublich betroffen – und die Ansicht der in den sozialen Netzwerken kursierenden Videos mache ihn noch betroffener.

„Wir haben bereits im KSA über den Vorfall gesprochen und wissen gerade nicht, wie wir zur Normalität übergehen sollen. Die Schiedsrichterkollegen tun mir unglaublich leid.“ Man versuche, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, also auch über die Spruchkammer hinaus.  „Aus unserer Sicht hat der Schiedsrichter alles richtig gemacht“, sagt Stark. 

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Viele Jahre lang war Uwe Stark für die Ansetzung der Schiedsrichter. Für Spiele mit Beteiligung einiger Mannschaften setze man mental starke , meist höherklassige Schiedsrichter ein, Grundsätzlich seien die Vereine für den Schutz der Schiedsrichter zuständig. „Vereine müssten eigentlich einen Ordnungsdienst stellen“, berichtet Stark.

Dass ausgerechnet die IG Schiedsrichter für das vergangene Wochenende zu einem bundesweiten Schiedsrichterstreik im Amateurfußball aufgerufen hatte, dem aber kaum jemand gefolgt ist, um auf Gewalt und Respektlosigkeiten gegenüber Unparteiischen hinzuweisen, ändert laut Stark aber nicht an den aktuellen Vorfällen: „Auch ein Streik am Sonntag hätte das nicht verhindern können.“

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