Trainer Greuel bastelt am TraumkaderSC Wißkirchen reist zurück in die Zukunft

Lesezeit 4 Minuten
Mit Bessenichs Mittelfeldspieler Deniz Isitmen (l.) kommt ein technisch versierter Kicker zum SC Wißkirchen.

Mit Bessenichs Mittelfeldspieler Deniz Isitmen (l.) kommt ein technisch versierter Kicker zum SC Wißkirchen.

Euskirchen-Wißkirchen – Kevin Greuel sitzt in einer aus Paletten gebauten Garten-Lounge. Eine etwas andere Trainerbank. Aber eine, die zu dem 40-Jährigen passt: locker, lässig, aus den gegebenen Möglichkeiten das Beste herausholend und zu etwas Schönem machend. In der kommenden Saison hat Greuel das mit dem SC Wißkirchen vor. Die Voraussetzungen, die an eine Reise zurück in die Vergangenheit erinnern, stimmen.

Dafür hat der Coach zunächst mehr oder weniger alleine, zuletzt im Doppelpass mit dem neuen Sportlichen Leiter Dennis Mießeler gesorgt. „Er ist ein Super-Typ. Die Chemie stimmt einfach“, sagt Greuel über den 35-Jährigen, der in ähnlicher Position bei der TSV Feytal gearbeitet hat. Dem Duo ist nun eine Art Königstransfer gelungen: Aus der A-Jugend des 1. FC Köln wechselt Ben Decker zum SC Wißkirchen in die Kreisliga A.

Profivertrag abgelehnt

Dem 19-Jährigen lag auch ein unterschriftsreifer Vertrag eines Zweitligisten vor, doch er entschied sich für den SC. „Es war am Ende eine Bauchentscheidung“, sagt Decker, der in Wißkirchen mit Greuel wieder auf den Trainer trifft, der ihn beim ETSC bis zur C-Jugend förderte, ehe der Offensivspieler den Sprung zum FC wagte.

Nun also Wißkirchen. Wo er mit Freunden kicken wird – unter anderem mit Daniel Blum, der direkt in der Nachbarschaft wohnt und mit Decker bereits als Kind im Garten kickte. Oder mit Timo Quast und Jan Beyers, mit denen er beim ETSC von Erfolg zu Erfolg eilte. Die Freundschaft habe letztlich viel mehr gewogen als die Möglichkeit, in den Profifußball zu wechseln. Denn die Möglichkeit war ja da.

Ist stolz auf seinen Königstransfer: Trainer Kevin Greuel (l.). Er hat Ben Decker vom 1. FC Köln zum SC Wißkirchen gelotst.

Ist stolz auf seinen Königstransfer: Trainer Kevin Greuel (l.). Er hat Ben Decker vom 1. FC Köln zum SC Wißkirchen gelotst.

Es ist ein zugegebenermaßen spannendes Projekt, das der SCW in Person von Kevin Greuel angestoßen hat. Es hat ein bisschen was von einem Klassentreffen von Kickern, die einfach noch mal zusammenspielen wollen. Mit dem Unterschied, dass kaum jemand älter als 21 ist. Irgendwann hat irgendwo jeder der Neuzugänge mal zusammengespielt – und der Verbindungspunkt ist immer Kevin Greuel. „Ich bin vielleicht nicht der beste Trainer, aber ich kann Jungs für etwas begeistern“, sagt der Übungsleiter, der bisher nur im Jugendbereich gearbeitet hat. Nun also erstmals Senioren, wobei die Mannschaft, die sich Greuel zusammengestellt hat, an eine Zeitreise erinnert.

Stotzkirchen als die große Unbekannte

Doch wer Wißkirchen sagt, muss derzeit auch „Stotzkirchen“ sagen. Der Vorsitzende des SC Wißkirchen, Detlef Küpper, ist mit dem Vorsitzenden von SW Stotzheim, Wolfgang Vohsen, gut befreundet. Und beide streben eigentlich eine Fusion beider Mannschaften an, um Kräfte zu bündeln, Synergien zu schaffen. Ein Vorhaben, mit dem sich Kevin Greuel gerade nicht mal ansatzweise beschäftigt, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung berichtet.

Seine Konzentration liege einzig und allein auf der kommenden Saison und darauf, aus den sehr talentierten Spielern eine Einheit zu formen. „Darum mache ich mir eigentlich gar nicht so viele Gedanken, weil sich die Jungs kennen. Und sie haben ein gemeinsames Ziel: Spaß am Fußballspielen zu haben“, so der Übungsleiter.

Wißkirchen will kein Favorit sein

Wann immer über die kommende Saison gesprochen wird, fällt der Name SC Wißkirchen immer dann, wenn es um mögliche Aufstiegsfavoriten geht. Für Greuel ist das – Stand jetzt – überhaupt kein Thema. Er wolle einfach einen guten Fußball spielen, das Dorf für die Mannschaft begeistern und eine gewisse Euphorie entfachen. „Den Druck machen sich die Jungs von ganz alleine“, so der Übungsleiter: „Man darf aber auch nicht vergessen, dass einige Spieler seit mindestens einem Jahr keine Partie mehr bestritten haben.“

Der Grund laut Greuel: Der eine oder andere Kicker habe zwar in der Jugend höherklassig und ambitioniert trainiert, doch das habe viel kaputtgemacht – vor allem seelisch. „Oberste Priorität ist es, dass ich wieder Spaß vermittele“, so der Übungsleiter.

Beim Blick auf den Kader wäre alles andere als der Aufstieg eine kleine Überraschung. Mit Timo Quast (amtierender Torschützenkönig der Kreisliga B), Ben Decker und Daniel Baum (spielte in der Jugend beim 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga) verfügt der SCW allein in der Offensive über überragendes Talent.

Weiterer Wunschspieler hat zugesagt

Von der SG Voreifel kommt mit Felix Hilgers ein gestandener Bezirksliga-Spieler – mit gerade einmal 19 Jahren. „Er denkt vor allem defensiv“, erklärt Greuel.

Dass er praktisch eine komplett neue Mannschaft hat, von der letztjährigen Mannschaft nur noch bruchstückhaft etwas übrig ist, habe ihn zunächst an sich zweifeln lassen. Mittlerweile sei er aber froh darüber, denn das jetzige Team komme seinem Traumkader ziemlich nahe. Und ob wirklich schon alle Transfers abgeschlossen sind, lässt der Übungsleiter offen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Allein während er in seiner Garten-Lounge sitzt und mit Ben Decker ein Wasser trinkt, fällt ein weiterer Name – natürlich mit ETSC-Vergangenheit, natürlich mit Verbindung zu Greuel, Decker, Quast, Beyers und Co: Demas Podelov. „Wenn das klappt, komme ich aus dem Lachen nicht mehr raus“, sagt der Coach. Aber auch so sei er mit dem Kader zufrieden und glücklich. „Wir alle haben Bock auf die Saison“, so der Übungsleiter.

KStA abonnieren