In Euskirchen und KallStudierende erarbeiteten Konzepte für die Bebauung von Flächen

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Das Gelände mit den ehemaligen Milz-Hallen in Kall.

Das Gelände mit den ehemaligen Milz-Hallen in Kall.

  • Eine grüne Idylle direkt hinter der neuen Euskirchener Feuerwache? Ein Gebäudekomplex, in dem Senioren und Studierende Tür an Tür leben?
  • All das ist denkbar, wie die Ausstellung „Neue Wohnformen im Kreis Euskirchen“ zeigt.
  • Sie präsentiert Arbeiten von Studierenden der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.

Euskirchen – Eine grüne Idylle direkt hinter der neuen Euskirchener Feuerwache? Ein Gebäudekomplex, in dem Senioren und Studierende Tür an Tür leben? Eine Wohnanlage, in die Praxen und Büros, Ateliers und kleine Werkstätten integriert sind?

All das ist denkbar, wie die Ausstellung „Neue Wohnformen im Kreis Euskirchen“ im Kreishaus zeigt. Sie präsentiert Arbeiten von Studierenden der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, die auf eine Kooperation mit dem Bündnis für Wohnen im Kreis Euskirchen zurückgehen. 13 junge Leute beteiligten sich an dem Studienprojekt. Die Federführung hatte das städtebauliche Institut der RWTH.

Ideenwettbewerb für zwei Modellflächen

Die Teilnehmer entwickelten in einem Ideenwettbewerb Vorschläge für die Nutzung zweier Modellflächen mit völlig unterschiedlichen Ausgangssituationen. Zum einen ging es um das rund 4400 Quadratmeter große Gelände zwischen der Feuerwache und der Chlodwigstraße in Euskirchen, zum anderen um das mehr als drei Hektar umfassende Areal der früheren Milz-Hallen in Kall.

Die Konzepte, die im Verlauf von zwei Semestern entstanden, sind jetzt auf Schautafeln und in Form von Modellen im Kreishaus-Foyer zu sehen. Zur Eröffnung der Ausstellung sprachen unter anderem Anne Söfker-Rieniets, wissenschaftliche Mitarbeiterin am RWTH-Lehrstuhl für Städtebau, und Juniorprofessor Jan Polivka vom Lehrstuhl für Nachhaltige Wohnbestandsentwicklung, die das Projekt betreuten.

Nachhaltige Wohnnutzung lautete die Zielvorgabe

Die Aufgabe lautete, die beiden Areale einer neuen, nachhaltigen und innovativen Wohnnutzung zuzuführen und die Attraktivität der Standorte zu steigern. Landrat Günter Rosenke sagte in seinem Grußwort: „Bei der Erarbeitung eines Zukunftskonzepts sollte es sich nicht um Utopien handeln, sondern um Lösungen so nah wie möglich an den realen Bedingungen."

Ob die Ideen in naher Zukunft in die Tat umgesetzt werden können, blieb offen. Das Euskirchener Grundstück ist seit 2013 für eine mögliche Erweiterung der Feuerwache reserviert. Wollte die Stadt es für den Wohnungsbau bereitstellen, müsste sie zuerst von dem entsprechenden politischen Beschluss abrücken, wie der Technische Beigeordnete Oliver Knaup erklärte.

Industriell geprägten Raum in Ortsteil verwandeln

Für die Kaller Verwaltung nahm Tobias Heinen an der Veranstaltung teil. Er sagte auf Anfrage, das frühere Milz-Gelände gehöre zum Teil der Gemeinde, zum Teil sei es in privater Hand. Unter den jetzigen Bedingungen sei nur eine partielle Bebauung vorstellbar.

Wie auch immer: Die Studierenden widmeten sich der Frage, wie es in Kall gelingen kann, einen industriell geprägten Raum sozusagen in einen neuen Ortsteil zu verwandeln und dabei mit der Umgebung zu verbinden, so ihr Dozent Polivka. Weiter sagte er: „Wir hatten darüber diskutiert, ob die früheren Milz-Hallen erhalten werden sollen. Das Ergebnis: Es ist besser, sie abzubrechen.“

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Das Gelände habe einen großen Vorteil: „Es liegt nahe am Ortszentrum und am Bahnhof, gleichzeitig befindet sich in unmittelbarer Nähe hochwertiger Natur-Raum.“ Diese Konstellation greift einer der Entwürfe auf. Er sieht ein Wohngebiet mit einer durchgängigen Achse vor, die vom Bahnhof zum Urft-Ufer führt und von dort über eine Brücke zum Wanderwegenetz am Ortsrand. Auf diese Weise, so Polivka, werde die touristische Nutzung des Ortes in das Konzept eingebunden.

Weitere Vorschläge für das Gebiet in Kall, das weit mehr als 100 Wohneinheiten aufnehmen könnte: öffentliche Einrichtungen wie ein Café, eine Kita und ein Parkhaus, aber auch Hängematten, Wasserspiele und eine Sitztreppe an der Urft, die den Aufenthalt im Freien reizvoll machen.

Zusammenleben der Generationen als Schwerpunkt

In vielen Konzepten – für Euskirchen wie für Kall – taucht als Schwerpunkt das Zusammenleben der Generationen auf. In den Arbeiten, die sich mit der eher kleinen Fläche an der Feuerwache befassen, sind zudem eine kompakte, mehrgeschossige Bauweise und begrünte Innenhöfe typische Merkmale. Sie sorgen für eine halbprivate und ruhige Atmosphäre, wie es in einem Entwurf heißt, und bieten den Raum für gemeinsame Freizeitgestaltung, Kommunikation und das Miteinander von Jung und Alt.

Polivka zeigte sich angetan von der Idee einer Studentin, im begrünten Innenareal Gemeinschaftswaschküchen zu platzieren: „Das bietet Eltern die Möglichkeit, ihre kleinen Kinder beim Spielen im Auge zu behalten, während sie selbst sich um die Wäsche kümmern.“

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist bis zum 29. Oktober im Kreishaus zu sehen, montags bis donnerstags von 8.30 bis 15.30 Uhr, freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr. Nach Angaben von Geschäftsbereichsleiter Achim Blindert will der Kreis die Entwürfe auch im Internet zugänglich machen. „Für die Kommunen Euskirchen und Kall würde es sich lohnen, sich mit den Arbeiten zu befassen“, sagte er. (ejb)

Studierende wie Dozenten waren in der Arbeitsphase mit großer Freude bei der Sache, wie sie im Kreishaus erzählten. „Ich hatte das Gefühl, mich richtig austoben zu können“, erklärte eine junge Frau, warum sie sich für die Bearbeitung des großen Areals in Kall entschieden hatte. Eine ihrer Mitstreiterinnen, die ein Konzept für das Gelände in Euskirchen erstellt hat, fand es dagegen reizvoll, aus einem eher kleinen Grundstück das Optimum herauszuholen.

Achim Blindert, Geschäftsbereichsleiter der Kreisverwaltung, nannte die Arbeiten „sehr inspirierend“. Das vom Kreistag initiierte Bündnis für Wohnen, das sich gebildet hat, um den Wohnraummangel im Kreis zu reduzieren, könne selbst nicht bauen. Es solle vielmehr „vernetzen und Impulse geben“. Dies, so Blindert, sei mit dem Ideenwettbewerb gelungen.

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