FlutschädenDiskussion um Sanierung der Neustraße in Euskirchen

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Beim Thema Kanalsanierung in Euskirchen nach der Flut geht es auch um Nachhaltigkeit.

Euskirchen – Um die Sanierung der Neustraße in Euskirchen ist eine Diskussion entbrannt. Schnelle Lösung, „großes Rad“ oder irgendwas dazwischen? Darüber soll nun in einer Sondersitzung des Ausschusses für Tiefbau und Verkehr am 27. Oktober diskutiert werden. Für viele Einzelhändler kommt diese Sitzung bereits zu spät. Sie befürchten, dass in diesem Jahr dann nichts mehr passiert du die Fertigstellung des durch die Flut zerstörten Bodenbelags erst im März 2022 – wenn nicht noch später beendet ist.

Dann wären die meisten Geschäfte wohl endgültig wieder am Start und müssten mit den nächsten Einschränkungen leben. Bereits vor drei Wochen war im zweiten Innenstadtdialog über die Gestaltung des Bodenbelags in der Neustraße diskutiert worden. Der hat vor allem im Bereich des Modehauses Prinz stark gelitten. Das Pflaster wurde auf einer Länge von 40 Metern in großen Teilen ausgespült. Aus Sicht der Stadt gibt es drei Varianten, die infrage kommen. Und seit der jüngsten Ratssituation ist klar, dass auch die Euskirchener Politik die große Lösung nicht von Beginn an, zu den Akten legen möchte.

Variante 1: Arbeit mit identischen Material

Bei Variante 1 würde die Stadt versuchen, mit identischem Material zu arbeiten. Die Vorteile seien die recht geringen Kosten und die kurze Bauzeit von zwei bis drei Monaten. Allerdings sei das sichergestellte Pflaster nicht mehr in ausreichender Menge vorhanden, um den Zustand vor dem 14. Juli wieder herzustellen. Zudem sei das Erscheinungsbild überaltert und wenig nachhaltig. Die Stadt rechnet damit, dass in wenigen Jahren wieder Ausbesserungsarbeiten nötig werden, vielleicht sogar Schäden im Untergrund unentdeckt bleiben können.

Variante 2: Komplette Erneuerung des Pflasters

Variante 2, die von den meisten Teilnehmern der Online-Veranstaltung priorisiert wurde, sieht eine komplette Erneuerung des Pflasterbelags vor - mit dem Vorteil, dass weniger tief liegende Versorgungseinrichtungen wie Telekommunikation und Strom erneuert werden können. Denkbar ist, dass die Pflasterflächen im Stil der Bahnhofstraße in der Neustraße aufgegriffen werden. Schon heute ist der Abschnitt der Neustraße, bis etwa in Höhe der Mauel-Filiale, anders gepflastert als der Rest der Neustraße bis zum Alten Markt. Möglich wäre aber auch ein komplett neues Design.

Laut Bernd Kuballa, Fachbereichsleiter Tiefbau und Verkehr, wäre eine Finanzierung größtenteils über den Aufbaufonds möglich, und es würden keine Anliegerbeiträge fällig. Ein Nachteil sei, dass die Bauzeit fünf bis sechs Monate betragen werde. Das würde aber bedeuten, dass die Geschäfte, die bis dahin wieder eröffnet haben dürften, erneute Einschränkungen in Kauf nehmen müssten.

Variante 3: Komplette Erneuerung der Neustraße

Die dritte Variante sieht gefühlt eine komplette Erneuerung der Neustraße vor - inklusive der Kanal- und Grundstücksanschlüsse. Das ist laut Kuballa die teuerste Variante, bei der auch Anliegerbeiträge fällig werden könnten. Zudem auch die langwierigste. Die Stadt rechnet mit einer Bauphase von mindestens zwölf Monaten. Allerdings, so der Experte, habe man dann auch über Jahrzehnte Ruhe.

Einig waren sich die Geschäfts- und Gewerbetreibenden darüber, dass die Einschränkungen - in welcher Form auch immer - möglichst gering sein müssen. Dieter Eller verwies darauf, dass die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie für den Einzelhandel und die Gastronomie schon enorm gewesen seien. „Die Arbeiten müssen bis März abgeschlossen sein“, sagte er. Der Technische Beigeordnete der Stadt, Oliver Knaup, drückte ein wenig auf die Euphoriebremse. Zwar könne man ein vereinfachtes Vergabeverfahren anwenden, dennoch müsse man erst einmal eine Firma finden, und dann komme auch noch der Winter. "Wir können nicht garantieren, dass wir bis zum Frühjahr fertig sind", sagte er.

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Eigentümer Carlo Wisskirchen regte an, „doch das ganz große Rad zu drehen“ und die Variante 3 ins Auge zu fassen. „Die Menschen haben jetzt Verständnis dafür. Und durch das Integrierte Handlungskonzept wird beispielsweise der Klosterplatz modern und schön. Dann wäre es komisch, wenn die Neustraße nur halbschön wird“, argumentierte er. Zur Seite sprang ihm Gerd Brinkel, dem die Immobilie gehört, in der sich C&A befindet.

„Die Stadt muss gemütlich werden“

Christian Lange vom Schuhhaus Lange entgegnete, dass die Kunden den Kanalausbau nicht wahrnähmen. Einig waren sich alle, dass die Situation auch eine Chance sei - wenn "Accessoires" (Eller) vorhanden seien. „Die Stadt muss gemütlich werden“, forderte er. Der Euskirchener Geschäftsmann Josef Pluymakers ergänzte: „Rheinbach wird sich verändern, Bad Münstereifel braucht lange. Das ist eine Chance für Euskirchen, wenn denn der Branchenmix stimmt. Ich werde mir genau anschauen, an wen ich vermiete.“

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