Debatte in HellenthalWird nun doch eine neue Grundschule gebaut?

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Das Gebäude der Grundschule in Reifferscheid ist von außen zu sehen. Es muss saniert werden.

Eine erste Kostenschätzung für die Sanierung der Grundschule Reifferscheid beläuft sich auf 3,7 Millionen Euro.

Zwei Hellenthaler Ausschüsse votieren für einen gemeinsamen Grundschul-Standort in einem neuen Gebäude. Es ist eine Infoveranstaltung geplant.

Jetzt also doch: Mit großer Mehrheit empfiehlt nach dem Bau- und Planungsausschuss nun auch der Ausschuss für Bildung, Soziales und Jugend dem Rat, die beiden Standorte der Grundschule in Hellenthal und Reifferscheid zusammenzulegen und ein neues Schulgebäude zu errichten. Lediglich die CDU stimmte dagegen. Beantragt hatte die Debatte die UWV.

Damit startet ein zweiter Anlauf, einen Schulstandort zu bekommen. Nach dem Bürgerentscheid 2018 für beide Standorte der Grundschule war die Kommune zunächst für zwei Jahre an das Bürgervotum gebunden. Eigentlich wollte man dieses auch weiterhin respektieren. Doch inzwischen sieht man sich mit einer veränderten Faktenlage konfrontiert.

Sanierung in Reifferscheid wird auf 3,7 Millionen Euro geschätzt

Bereits im Bauausschuss wurde deutlich, dass die Kosten für die Sanierung des Altbaus in Reifferscheid aus dem Ruder zu laufen drohen. Vorgestellt wurde ein Gutachten des Architekten Marcus Bierschenk vom Heimbacher Architekturbüro Peter Holdenried, in dem er deutlich machte, dass teilweise eine Kernsanierung notwendig sei, bei der auch ein Teil der Dächer und Dachstühle erneuert werden müsse. Die Kostenschätzung belief sich auf knapp 3,7 Millionen Euro. 2018 war der Finanzbedarf noch auf 2,2 Millionen Euro geschätzt worden.

Auf dem Bild ist die Grundschule Hellenthal von außen zu sehen, im Hintergrund der Turm der Kirche.

Die Grundschule in Hellenthal wurde zwar saniert, dennoch sind mehrere Räume zu klein.

Doch auch mit der Sanierung ändere sich nichts daran, dass die Räume in Reifferscheid zu klein seien, betonte Gaby von der Heydt, Leiterin der Grundschule: „Die sind dann nur neu angestrichen.“ Auch in Hellenthal seien zwei Räume zu klein: „Ich weiß nicht, wer da gebaut hat.“ Die Schülerzahlen steigen, die erste Klasse habe bereits 29 Kinder. Zudem berichtete sie von Überlegungen aus Dahlem, angesichts steigender Schülerzahlen nur noch Kinder aus der Kommune aufzunehmen – was noch höhere Schülerzahlen für Hellenthal bedeuten würde.

Leiterin will den Kindern keine rückständige Schule bieten

Vielen Eltern sei nicht klar, dass Schule sich geändert habe. Zwei Jahre seien die Kinder während der Sanierung in Hellenthal zusammen in Reifferscheid beschult worden, und das sei gut gewesen. Die personellen Ressourcen, Sozialarbeiter beispielsweise, habe man besser einsetzen können, führte sie aus.

Wenn ich ehrlich bin, bin ich traurig, dass die Flut uns nicht getroffen hat.
Gaby von der Heydt, Schulleiterin

„Wir sollten nachdenken, welche Schule wir unseren Kindern bieten“, so von der Heydt – eine rückständige Schule solle das nicht sein. Zynisch klingt es jedoch, wenn sie sagt: „Wenn ich ehrlich bin, bin ich traurig, dass die Flut uns nicht getroffen hat.“ Schleiden bekomme jetzt eine Schule nach neuesten Erfordernissen – und in Hellenthal müsse sie darüber nachdenken, wie sie alle Anforderungen erfüllen könne.

Schulamtsdirektorin Bärbel König betonte, dass erst ab einer gewissen Größe Teamarbeit möglich sei. Dann könnten bei Parallelklassen kleine Gruppen gebildet und gezielt gefördert werden, auch Hochbegabte: „Heute wird ganz anders gebaut, es wird in Clustern gedacht.“ Die Bildungsplanung habe sich vollkommen verändert – etwa durch den Ganztag und die Zuwanderung.

Bürgermeister Rudolf Westerburg will Geld für eine Topschule investieren

Bürgermeister Rudolf Westerburg erinnerte an den Erfolg der Offenen Ganztagsschule (OGS): „Das ist ein Renner geworden.“ Langfristig werde man im Primarbereich zu einer Ganztagsbeschulung kommen, das beobachte er in Belgien, wo die Kinder hervorragend betreut würden: „Das wird Geld kosten, aber wir müssen endlich für Top-Qualität auch eine Topschule anbieten.“

Für die CDU sagte Ralf Lehmert, dass man sich damals per Ratsbeschluss auf eine Schule festgelegt habe, doch die Bürger anders entschieden haben. Daran fühle sich die CDU gebunden. Er hätte es fairer gefunden, wenn die SPD früher angekündigt hätte, den Entscheid nicht mehr beachten zu wollen. Dann wäre Hellenthal wahrscheinlich gar nicht saniert worden.

Heinz-Bert Weimbs (SPD) widersprach vehement: „Die Bürger wurden mit Unwahrheiten informiert, ich bin persönlich beleidigt worden.“ Die Hellenthaler hätten für Reifferscheid gestimmt, aber dann die Kinder nach Sistig geschickt. „Ihr habt euch an unseren Kindern vergangen, ihr solltet euch schämen und sagen, wir haben einen Fehler gemacht“, so Weimbs in Richtung CDU. Nicht die Ratsvertreter, sondern die 70 Prozent, die abgestimmt hätten, hätten es vermasselt.

Hellenthaler Politiker beschließen Neubau und Infoveranstaltung

Um ein zweites Scheitern zu verhindern, stellte er für die SPD den Antrag, noch vor einem Ratsbeschluss eine Informationsveranstaltung für die Eltern durchzuführen, um solche Probleme wie vor fünf Jahren zu vermeiden. Als möglichen Standort für eine neue Schule schlug er Blumenthal vor, das genau in der Mitte zwischen Hellenthal und Reifferscheid liege.

„Was hindert euch zu sagen: Wir machen eine Grundschule. Mir fehlt das Argument“, sprach Gisela Westerburg (UWV) die CDU an. „Wir haben uns immer an das Bürgerbegehren gehalten“, so Lehmert. Die CDU werde sich in Zukunft keiner Diskussion verschließen, die für eine moderne Grundschule spreche. „Wir werden überstimmt werden, dann werden wir mitarbeiten“, kündigte er an. Doch die CDU habe eine große Fraktion, dort werde man zu einem Entschluss kommen.

Gegen die Stimmen der CDU beschloss der Ausschuss nun den Bau einer neuen Grundschule und die Organisation einer Informationsveranstaltung für die Eltern von Kindern bis zu neun Jahren. Auch soll die Verwaltung mögliche Standorte für das Gebäude prüfen.


Die Vorgeschichte

  • Am 12. April 2018 hatte der Rat der Gemeinde Hellenthal mit den Stimmen von SPD, UWV, FDP und Grünen beschlossen, die Grundschulstandorte Hellenthal und Reifferscheid zusammenzulegen und einen Neubau im Bereich der Hauptschule in Hellenthal in Angriff zu nehmen. Dagegen wandte sich nicht nur die in der Abstimmung unterlegene CDU. Es gründete sich eine Bürgerinitiative, die ein Bürgerbegehren initiierte.
  • Am 20. Juli 2018 hatte die Initiative 2081 Stimmen für den Erhalt beider Standorte zusammengetragen und übergab diese im Rathaus.
  • Am 25. September 2018 wurde dieses Begehren vom Gemeinderat zurückgewiesen, ein Bürgerentscheid wurde notwendig.
  • Am 16. Dezember 2018 wurden die Stimmen des per Briefwahl durchgeführten Entscheids ausgezählt. 52,7 Prozent der Hellenthaler Bürger beteiligten sich, 63,3 Prozent stimmten für den Erhalt beider Schulstandorte.
  • In der Folge wurde mit der Planung der Sanierung der beiden Schulgebäude in Hellenthal und Reifferscheid begonnen. Nachdem die Sanierung in Hellenthal nach rund zwei Jahren Bauzeit nun abgeschlossen wurde, steht zur Diskussion, ob, und wenn ja, Reifferscheid saniert wird. (sev)
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