Zehn Kinder der evangelischen Trinitatis-Gemeinde wurden in der Olef getauft. Nicht nur das Wetter machte die Veranstaltung schwierig.
KircheGläubige trotzen bei Taufe in der acht Grad kalten Olef in Hellenthal allen Widrigkeiten

Mit frischem Olefwasser wurden die Kinder getauft.
Copyright: Stephan Everling
„Nutz' ja nix.“ Mit einem breiten Lächeln kommentierte Oliver Joswig die äußeren Umstände des Tauffestes am Olefufer in Hellenthal. Denn während in den Jahren zuvor, in denen die evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal dazu eingeladen hatte, Taufen in der Olef durchzuführen, eher akute Sonnenbrandgefahr bestand, waren es nun die kühlen Temperaturen, die das Sakrament zur bleibenden Erinnerung werden ließen.
Beileibe waren es nicht die acht Grad Wassertemperatur, mit denen der Bach mit beeindruckender Zuverlässigkeit aufwarten kann. Das kennen Joswig und sein Priesterkollege Christoph Ude, dagegen hatten sie sich mit Sportsandalen und Neoprensocken unter ihren Talaren gewappnet. Diesmal waren es vielmehr Regen und niedrige Lufttemperaturen, die für sie, für die Täuflinge und für die Festgesellschaft eine Herausforderung darstellten.
Von Kälte und Regen ließen sich die Eifeler nur wenig beeindrucken
Doch wir wären nicht in der Eifel, wenn sich die Besucher des Gottesdienstes von derlei Nebensächlichkeiten wie Kälte oder Regen irritieren ließen. Warme Jacke und Regenschirme gehörten also genauso zur Grundausstattung der Besucher der Hellenthaler Freiluftkirche wie Klappstuhl und Kissen.
So stand einem feierlichen Vormittag kaum noch etwas im Wege. Allerhöchstens die Beschallung, die das allgemeine Wohlgefühl verminderte. Denn der Versuch, den Freiluftgottesdienst per Internet und Livestream in die Welt zu übertragen, scheiterte, als die Verbindung zu einem benachbarten WLAN nicht zustande kam. In der Folge versagte allerdings durch die Barriere aus Menschen und Regenschirmen immer wieder die Funkstrecke zwischen dem Mischpult und den Mikrofonen, so dass der Sound munter zwischen Aussetzern und Rückkopplungen hin und her wechselte.

Schutz, Halt und Sicherheit: Die zentralen Elemente der Taufe wurden im Gottesdienst thematisiert.
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Die Kerzen der zehn Täuflinge waren auf dem Altar vor den Pfarrern Christoph Ude (l.) und Oliver Joswig aufgereiht.
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Aber die Eifeler sind hart im Nehmen und nicht verwöhnt, also taten auch derlei Widrigkeiten der Feststimmung keinen Abbruch. Der Gospelchor „Masithi Amen“ rückte eng unter dem Pavillon zusammen, der das E-Piano vor der Nässe schützte. Wem es zu feucht wurde, der zog, wie Pfarrer Joswig, eine Kapuze über oder öffnete einen Regenschirm. Und wenn wieder ein Mikrofon verrückt spielte, wurde einfach ein anderes genommen.
Das hat sicherlich damit zu tun, dass es für die Familien eine bewusste Entscheidung ist, ihr Kind im Bach taufen zu lassen.
Der guten Laune, die alle Beteiligten und Besucher an den Tag legten, tat das keinen Abbruch. Eher im Gegenteil: „Es war anrührend zu sehen, wie die Familien bei der Sache waren“, sagte Joswig: „Das hat sicherlich damit zu tun, dass es für die Familien eine bewusste Entscheidung ist, ihr Kind im Bach taufen zu lassen.“
Denn niemand habe angesichts der Wetteraussichten im Vorfeld über die Verlegung des Freiluftgottesdienstes in die schützende Kirche gesprochen. „Das hat auch etwas mit Überwindung zu tun“, sagte er. Mit großer Ernsthaftigkeit haben alle Täuflinge und Angehörigen der Zeremonie beigewohnt und die Segensworte empfangen.
Die Pfarrer spielen die Geschichte von der Sintflut und der Arche
Joswig und Ude taten aber auch alles, um die Stimmung trotz der widrigen Umstände hochzuhalten. Mit körperlichem Einsatz und Spaß an der Performance erzählten und spielten sie gemeinsam mit der Presbyterin Marion Junker die Geschichte von der Sintflut und der Arche Noah, die mit dem tröstenden Regenbogen endete. Der allerdings blieb wenigstens für die Teilnehmer des Gottesdienstes von den dicken Wolken verhüllt.
Zehn Taufkerzen standen an diesem Vormittag auf dem Altar, eine für jedes Kind, das in der Olef getauft werden sollte. Das Sakrament bestimmte, wie bei den Hellenthaler Oleftaufen üblich, auch die Kleiderordnung: Neben Hemd und Anzug oder festlichen Kleidern waren immer wieder Gummistiefel zu sehen, mit denen der Olefkälte getrotzt werden sollte.
Yuna von Kummer, Henry Thoss, Elena und Erik Bieniek, Keano Sträter, Lousia und Eliana Peters, Filia Linnemann sowie Daniel und Jana Holzwart waren mit ihren Familien gekommen und empfingen die Taufe mit dem Olefwasser. Und als eine Familie es doch vorgezogen habe, die Taufe ihres Kleinkindes vom sicheren Ufer aus zu verfolgen, habe Joswig dem Täufling ein verschwörerisches „Das sind alles Weicheier“ zugeflüstert, verriet er.