HandlungsbedarfIm Kreis Euskirchen werden nutzbare Gewerbeflächen knapp

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88 Gewerbegebiete, hier das „Am Gartzemer Weg“ in Obergartzem, gibt es im Kreis Euskirchen. Doch von den insgesamt 1400 Hektar sind nur noch 43 sofort verfügbar. 

Kreis Euskirchen – Mit dem Verkauf der 5,4 Hektar großen Fläche an das Logistikunternehmen „Euloco“ im Industriepark am Silberberg (IPAS) war der Stadt Euskirchen 2021 ein Coup gelungen. Weniger erfreulich daran: Dieses eine Geschäft allein hatte die Hälfte der Gewerbeflächen zum Inhalt, die im vergangenen Jahr im ganzen Kreis Euskirchen verkauft wurden.

Das zeigt, wie wenig im Rest des Kreises passierte – und dass der Kreis mehr Gewerbeflächen braucht, die interessierte Unternehmen auch zeitnah nutzen können.

Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren des Berichts „Region Aachen – Standort im Fokus 2021“, den der Geschäftsführer der Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer (Agit), Sven Pfennings, Landrat Markus Ramers und Kreis-Wirtschaftsförderin Iris Poth vor kurzem übergab.

Vorhandene Flächen im Kreis Euskirchen aufwerten

Eine Aufwertung vorhandener Gewerbeflächen – ökologisch wie ökonomisch nachhaltig – sei daher dringend geboten. „Zukunftsfähige Gewerbegebiete“, so Landrat Markus Ramers, „müssen heutzutage bereits in ihrer Entwicklung nachhaltige Gesichtspunkte berücksichtigen. Dies ist neben der gebotenen Weiterentwicklung bestehender Gebiete ein unabdingbares Erfordernis.“

In den vergangenen fünf Jahren sind laut der Studie im Kreis die verfügbaren Flächen um 60 Prozent oder 70 Hektar gesunken. „In den elf kreisangehörigen Kommunen standen somit insgesamt lediglich 43 Hektar für eine direkte Vermarktung zur Verfügung“, stellt die Agit fest.

In 2021 elf Hektar auf 16 Grundstücken verkauft

2021 wurden elf Hektar auf 16 Grundstücken veräußert – auch das ist dem Bericht zufolge unter dem Schnitt der letzten Jahre. Neben dem 5,4-Hektar-Deal in Euskirchen waren drei weitere Flächenverkäufe mit einer Gesamtgröße von 2,3 Hektar in Mechernich zu verzeichnen.

In den Gemeinden Kall, Blankenheim und Dahlem sowie den Städten Zülpich und Bad Münstereifel wurden jeweils unter einem Hektar gewerblicher Fläche vermarktet.

Die größten Flächenreserven hat die Stadt Euskirchen

„Die Spanne bei den Kommunen, die noch verfügbare Flächenreserven besitzen, weist eine enorme Bandbreite auf“, heißt in der Studie. Sie reiche von 83,3 Hektar in der Stadt Euskirchen (die LEP 6-Fläche gehört als Landesfläche nicht dazu) bis 0,5 Hektar in der Gemeinde Blankenheim.

Fünf der elf Kommunen verfügten über Flächen von mehr als zehn Hektar: Neben Euskirchen sind das Zülpich, Kall, Hellenthal und Dahlem. Knapp verfehlt Mechernich mit 9,9 Hektar – etwa im Gewerbegebiet „Am Gartzemer Weg“ mit 4,1 Hektar und „Kommern Monzenbend“ mit 3,7 – den Einzug in den Kreis der Zehn-Hektar-Kommunen.

Nettersheim wies neben den 4,7 Hektar sofort verfügbarer Fläche im Gewerbegebiet „Zingsheim“ mit 7,6 Hektar verteilt auf zwölf Grundstücken die meisten Optionsflächen auf.

In der Gemeinde Dahlem waren fünf Prozent der kreisweiten Reserveflächen verortet, wobei 2,6 Hektar verteilt auf drei Gewerbegebiete sofort und 8,1 Hektar im Gewerbegebiet „Schmidtheim IV“ kurzfristig verfügbar waren.

Gemeinde Weilerswist hat laut Studie keine Reserven

Besonders geringe Anteile von jeweils unter zwei Prozent an ihrer Gesamtreservefläche wiesen die Gemeinden Schleiden, Bad Münstereifel, Blankenheim und Weilerswist, das laut dem Bericht überhaupt keine Reserve hat, auf.

43,1 der insgesamt 1400,2 Hektar Bruttofläche in den Gewerbegebieten des Kreises waren Anfang 2022 sofort verfügbar, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 14 Prozent beziehungsweise 7,1 Hektar entspricht. 40,2 Hektar im Kreis waren kurzfristig, 126,6 mittel- und 8,7 langfristig nutzbar.

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„In den letzten zehn Jahren haben sich die sofort verfügbaren Flächenreserven sogar um zwei Drittel reduziert!“, stellen die Autoren der Studie fest.

Bei den kurzfristig verfügbaren Flächen wurde ebenfalls ein, wenn auch marginaler Rückgang um 1,1 Hektar auf 40,1 Hektar verzeichnet. „Lediglich die mittelfristig verfügbaren Flächen stiegen von 124,7 Hektar im Jahr 2020 auf 126,6 Hektar ha im Jahr 2021“, heißt es in dem Bericht.

Die Käufer

69 Prozent der Grundstückskäufer kamen aus derselben Kommune (Verlagerung, Erweiterungen). Jeweils 13 Prozent gingen an Unternehmen aus der Region und von außerhalb der Region. Bei den übrigen Veräußerungen konnten oder wollten die Kommunen laut Studie keine Angaben machen. Flächenverkäufe für Existenzgründungen seien für 2021 nicht angezeigt worden.

Von den 40 Gewerbegebieten, die im Kreis Euskirchen noch verfügbare Flächenreserven aufwiesen, konnten 14 in die Grundstückspreisermittlung einbezogen werden, für die übrigen 26 Gewerbegebiete lagen den Autoren keine Preisinformationen vor.

Quadratmeterpreise liegen zwischen 155 und 6 Euro

Der durchschnittliche Quadratmeterpreis im Kreis Euskirchen lag demnach im Jahr 2021 bei 59,30 Euro. Das Maximum lag 2021 bei 155 Euro für einzelne Grundstücke im Gewerbegebiet „EURO-Park West“zwischen Euskirchen-Kernstadt und Roitzheim. Das Minimum wurde im Gewerbegebiet „Blankenheim-Nord“ mit 6,14 Euro angegeben. Immerhin gibt es im Kreis potenziell wieder nutzbare Flächen im Kreis Euskirchen in einer Gesamtgröße von 31,6 Hektar.

„Neben den Nutzungshemmnissen für Gewerbebrachen wie Altlasten, Altbebauung und veraltetem Planungsstatus erschweren private Eigentumsverhältnisse die Mobilisierung dieser Flächenpotenziale“, so die Autoren, die in der gesamten Region Aachen einen Bedarf an Flächen ausmachten.

Bestehende Gebiete aufwerten und verdichten

Aus der Marktanalyse geht hervor, dass 85 Prozent der ausgewiesenen Gewerbeflächen in der Region Aachen bereits veräußert sind und sich das Angebot an sofort verfügbaren Flächen in den letzten fünf Jahren um fast 40 Prozent reduziert hat.

„Die Nutzung von Entwicklungspotenzialen durch Aufwertung und Erneuerung von Bestandsgebieten sowie deren Nachverdichtung ist neben einer nachhaltigen Entwicklung neuer Gewerbestandorte unabdingbar, um ein adäquates Flächenangebot für derzeit oftmals nicht bedienbare Flächenanfragen bereithalten zu können“, erklärt Agit-Geschäftsführer Sven Pennings.

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