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Zu schnell in der 30er-ZoneAnwohner am Hallenbad in Kall fordern eine Verkehrsberuhigung

Lesezeit 3 Minuten
Peter Przybecki steht in seiner Einfahrt und schaut auf die Geschwindigkeitsanzeige. Ein Lkw fährt vorbei.

Der Lkw war nicht zu schnell: Von seinem Haus und seiner Einfahrt aus kann Peter Przybecki die Geschwindigkeitsanzeige sehen.

Die Gemeinde Kall hat in der Straße „Am Hallenbad“ in Kall eine Geschwindigkeitsanzeige aufgehängt. Anwohner fordern verkehrsberuhigende Maßnahmen.

„Schon seit der Kreisverkehr am Rewe vor rund zwei Jahren eröffnet wurde, wird hier immer wieder zu schnell gefahren. Durch die Sperrung der Hindenburgstraße hat sich die Situation jetzt aber verschärft“, berichtet Peter Przybecki, der in Kall in der Straße „Am Hallenbad“ wohnt. Przybecki fordert zumindest für die Zeit der Sperrung verkehrsberuhigende Maßnahmen. Die Gemeinde hat jüngst eine Geschwindigkeitsanzeige aufgehängt. „Wir werden die Ergebnisse abwarten“, erklärt Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Erst dann werde über weitere Schritte entschieden.

Auf einem geraden Straßenstück fahren mehrere Autos und eine Raupe.

Die lange Gerade ohne Hindernisse verführt auch dazu, schneller als die erlaubten 30 Stundenkilometer zu fahren.

Blick auf den Kreuzungsbereich.

An der Kreuzung Am Hallenbad/Bahnhofstraße eine Gefährdungsstelle entstanden.

Przybecki wohnt schon seit 2006 gegenüber dem ehemaligen Schwimmbad in Kall. Seitdem es die direkte Verbindung zum Kreisverkehr am Rewe gebe, habe es Beschwerden wegen Autos gegeben, die zu schnell unterwegs waren. Jetzt kann er die gefahrenen Geschwindigkeiten der Fahrzeuge jederzeit von der Anzeige direkt vor seinem Haus ablesen.

Strecke ist fast schnurgerade und mehrere hundert Meter lang

„Seit der Sperrung der Hindenburgstraße hat der Verkehr massiv zugenommen. In den Spitzenzeiten morgens gibt es eine regelrechte Karawane von Fahrzeugen.“ Das ganze Wohngebiet mit der neuen Verlängerung der Bahnhofstraße und den angrenzenden Straßen gehört zu einer Tempo-30-Zone. Die Schilder würden aber oft ignoriert oder übersehen. „Das gilt auch für den Hüttengraben“, führte Przybecki aus.

Der Streckenabschnitt am ehemaligen Schwimmbad ist fast schnurgerade und mehrere hundert Meter lang. Seit vergangener Woche hängt dort eine Geschwindigkeitsanzeige. „Ich habe einen Kleinbus gesehen, der laut Messgerät mit 68 Stundenkilometern unterwegs war“, berichtet der Anwohner. Ein Nachbar habe sogar ein Fahrzeug gesehen, das schneller als 70 gefahren sei.   In dem Wohngebiet lebten viele junge Familien, deren Kinder morgens zur Schule gehen und mittags wieder zurückkommen: „Die sind auch gefährdet, wenn zu schnell gefahren wird. Es kann ja nicht sein, dass erst etwas passieren muss, bevor gehandelt wird.“ Viele Anwohner hätten sich wegen des Problems auch schon bei der Gemeinde beschwert.

Plastikschwellen oder Blumenkübel als Verkehrsberuhigung

Die Verwaltung hat nun ein Geschwindigkeitsmessgerät aufgehängt. Przybecki: „Manche Fahrer bremsen ab, wenn sie sehen, dass ihre Geschwindigkeit zu hoch ist. Andere winken ab und sind sauer, wenn man auf das Schild mit der Aufschrift zeigt.“ Ein Nachbar parke ab und zu absichtlich auf der Straße: „Da wird dann beim Vorbeifahren gehupt.“

Die Leiterin des Kaller Ordnungsamtes habe sich die Situation vor Ort angesehen und mit den Anwohnern gesprochen. „Ich habe ihr vorgeschlagen, Plastikschwellen auf der Fahrbahn anzubringen. Aber das, so wurde mir gesagt, würde zu einer hohen Geräuschbelastung für die Anwohner führen, wenn Lkw oder Lieferwagen darüber fahren.“

Daraufhin habe er angeregt, die Strecke mit Blumenkübeln an drei Stellen zu verengen. „Es muss kein großer Aufwand betrieben werden. Aber man sollte etwas machen, damit Raser zumindest etwas gebremst werden.“

Ergebnisse der Messungen müssen abgewartet werden

Przybecki kritisiert ferner, dass an der Kreuzung Am Hallenbad/Bahnhofstraße eine Gefährdungsstelle entstanden sei. Dort habe die Gemeinde einen Zaun gesetzt, der die Einsehbarkeit in die Straße am Hallenbad erschwere. „An der Einmündung hat sich vor kurzem ein Unfall ereignet. Der Wagen einer Nachbarin war danach ein Totalschaden.“ Auch deshalb sei es wichtig, dass Tempo 30 beachtet werde.

„Wir haben an den Straßeneinmündungen ,Haifischzähne' auf die Fahrbahnen aufbringen lassen und die Anzeigetafel aufgehängt“, sagte der Bürgermeister. Deren Ergebnisse würden abgewartet: „Ich wäre dafür, auch eine verdeckte Messung durchzuführen.“ Die Ergebnisse sollen in der nächsten Verkehrsschau mit Vertretern der Polizei, der Regionalverkehr Köln und von Straßen NRW beraten werden, ergänzte Harald Heinen vom Ordnungsamt. „Wir müssen ja wissen, über welche Geschwindigkeiten wir reden.“

„Die Gemeinde ist nicht Herr des Verfahrens. Das Aufstellen von Blumenkübeln oder andere Maßnahmen müssen vom Straßenverkehrsamt angeordnet werden“, so Heinen. Die nächste Verkehrsschau sei für August oder September geplant.