Nach Beschwerden von Anwohnern wird der Rohbau an den ehemaligen Milz-Hallen in Kall abgerissen – ebenso wie die angrenzenden Hallen.
Schandfleck verschwindetRohbau an den ehemaligen Milz-Hallen in Kall wird abgerissen

Der Rohbau, der vor den ehemaligen Milz-Hallen errichtet worden war, ist bald Geschichte.
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Nach einigem Hin und Her hat die Gemeinde Kall mit dem Abriss des Rohbaus vor den ehemaligen Milz-Hallen an der Straße „Am Hallenbad“ begonnen. Rund zwei Wochen werden die Arbeiten dauern, die dadurch erschwert werden, dass eine Photovoltaikanlage auf dem benachbarten Hallenkomplex nicht beschädigt werden darf. Rund 110.000 Euro sind für die Maßnahme veranschlagt.
Die Firma Milz war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden und hatte sich auf die Herstellung und Montage von Stahlbetonfertigteilen, die Planung und Konstruktion von Bauteilen und die Errichtung von Gebäuden spezialisiert. Ende der 1980er-Jahre wurde der Betrieb eingestellt und die Hallen später vermietet.
Gemeinde Kall kaufte die alten Hallen, um sie abzureißen
Ende 2023 hatte die Gemeinde die alten Hallen mit dem Ziel gekauft, sie abzureißen und das Areal für den Hochwasserschutz, den Urftauenpark und für eine Wohnbebauung zu nutzen. Zudem soll ein Damm angelegt werden, der die Wohnbebauung schützt. Den Mietern der Hallen wurde gekündigt. Die Gemeinde begründete den Schritt damit, dass die Hallen gesetzliche Vorgaben nicht mehr erfüllt hätten. Der Brandschutz und die ordnungsgemäße Niederschlagswasserbehandlung seien nicht mehr gewährleistet gewesen.
Nach dem Kauf der Hallen mussten umfangreiche Verkehrssicherungsmaßnahmen durchgeführt werden. „Der Rohbau wurde von Kindern auch schon mal als spannender Spielplatz genutzt“, erklärte Markus Auel, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. Zudem könnten sich marode Bauteile lösen und Menschen gefährden. Deshalb wurde das Gebäude mit einem Bauzaun abgesperrt. Der soll laut Auel auch nach dem Abriss des Rohbaus erst einmal stehen bleiben.
Photovoltaikanlage auf den Gebäuden erschwert die Arbeiten
Weil auf den Hallen aber eine Photovoltaikanlage installiert ist und die Flächenpacht noch bis 2033 garantiert ist, kann der Komplex nicht einfach abgerissen werden. „Die Gemeinde ist aber mit Hochdruck dabei, eine andere Fläche für die Anlage zu finden, damit der Abriss doch früher vonstattengehen kann“, sagte Auel.

Die alten Hallen, vor denen Markus Auel (l.) und Stefan Etten stehen, sollen auch noch abgerissen werden.
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SPD, FDP und Grünen hatten im vergangenen Jahr beantragt, zumindest den Rohbau direkt an der Straße abzureißen, auf dem keine Module angebracht sind. Der Rohbau sei ein Schandfleck für das benachbarte Baugebiet und mindere den Wert der umliegenden Grundstücke, hatte Emmanuel Kunz (SPD) erklärt und auf Beschwerden der Anwohner verwiesen.
Aber Bürgermeister Hermann-Josef Esser (CDU) meldete Bedenken an: Auch ein Teilabriss sei wegen der Photovoltaikanlage auf der angrenzenden Dachfläche schwierig. Ein Abbau und eine erneute Installation der Anlage auf dem vorhandenen Dach werde aufgrund des Alters der Dacheindeckung sowie dann einzuhaltender statischer Vorgaben nicht ohne Weiteres möglich sein. Darüber hinaus werde ein Teilabriss des Gebäudekomplexes unverhältnismäßig höhere Kosten verursachen als ein Gesamtabriss. Trotzdem beschloss der Bauausschuss im Mai 2024 einstimmig, ein Zeichen zu setzen und den Rohbau abreißen zu lassen.
Schadstoffuntersuchung und Artenschutzprüfung
Vorher musste aber eine Planung erstellt und das Gebäude noch auf Schadstoffe untersucht werden. Weil nichts gefunden wurde, können die Steine und der Schutt aus dem Abriss problemlos recycelt werden. „Die Stahlarmierung geht zum Schrotthändler“, sagte Planer Alexander Pickarz. „Auch eine Artenschutzprüfung wurde durchgeführt, um sicherzustellen, dass keine Tiere betroffen sind.“
„Es ist nicht so einfach, den Schutz der PV-Anlage während der Arbeiten zu gewährleisten“, erklärte Stefan Etten vom Bauamt. Teile der Anlagen würden während der Arbeiten abgedeckt. „Außerdem wurde mit den Arbeiten an der Straßenseite begonnen. Dadurch kann der Schutt nach vorne abgebrochen und so verhindert werden, dass größere Teile Schutt auf die Anlage fallen“, erläuterte Etten.
Auf dem Gelände neben dem ehemaligen Hallenbad, das ebenfalls abgerissen werden soll, sollte ursprünglich eine Klimaschutzsiedlung entstehen. Doch weil der Bereich im Juli 2021 überflutet worden war, musste die Planung angepasst werden. Nun sind dort ein Wall mit einer Freifläche und nur einige wenige Häuser vorgesehen.